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Überleben im kalten Winter

Überleben im kalten Winter

Datum:
Ort:
Panevėžys
Lesedauer:
3 MIN

Litauen ist die Heimat der eFPenhanced Forward Presence-Battlegroup. Hier herrschen lange, kalte, schneereiche Winter. Aktuell liegen die Durchschnittstemperaturen zwischen 0°C und -10°C. Deshalb ist es für die Soldatinnen und Soldaten wichtig zu wissen, wie man unter diesen Bedingungen im Freien überlebt und kampffähig bleibt.

Um eine aus Tannenzweigen gebaute Notunterkunft stehen Soldaten im Schnee

Die litauischen Kräfte profitieren beim Überleben im Winter von den Erfahrungen der norwegischen Soldaten

Bundeswehr/Markus Mader

Gemeinsame Ausbildungsvorhaben sind ein wichtiger Aspekt der eFPenhanced Forward Presence-Battlegroup. Deshalb führen norwegische Ausbilder eine Ausbildung zum Überleben bei Kälte für Soldaten des litauischen Husarenbataillons – mechanisierte Infanterie – in Panevėžys durch. Einige Ausbilder verfügen über die Qualifikation SERESurvival, Evasion, Resistance and Extraction (Survival, Evasion, Resistance, and Escape) Instructor; die norwegischen Soldaten zudem über den norwegischen Winterkampflehrgang.

Über den Zeitraum von einer Woche wird pro Tag ein litauischer Zug ausgebildet. Die Ausbildung dauert 24 Stunden, inklusive Nacht. Ausgebildet werden die Themen Feuermachen, Bau einer Notunterkunft, Wassergewinnung und -aufbereitung, Zubereiten von Nahrung sowie das Verhalten bei einem Einbruch ins Eis.

Feuer ist nicht gleich Feuer

Drei Soldaten hacken im Wald Feuerholz. Im Vordergrund brennt ein Wärmefeuer.

Überlebenswichtig in Notsituationen: Feuer machen, um sich zu wärmen oder Nahrung zuzubereiten

Bundeswehr/Markus Mader

Die Ausbildung findet bei Temperaturen knapp unter dem Gefrierpunkt statt. Jedoch herrscht in Litauen oft eine feuchte Kälte. Ausbildungsleiter Feldwebel Eivind: „Die Feuchtigkeit ist eine zusätzliche Herausforderung. Selbst deutlich niedrigere Temperaturen sind bei einer trockenen Kälte besser auszuhalten. Es geht in unserer Lage darum, gleichmäßig zu arbeiten und nicht zu stark zu schwitzen. Wir müssen am Körper möglichst trocken bleiben.“ Daher sollen die Soldatinnen und Soldaten flink arbeiten, aber zum Beispiel nicht rennen, ihre Bekleidung immer dem Auftrag und der aktuellen Tätigkeit anpassen. Wer gerade Holz hackt, kann dies durchaus auch einmal nur im Langarmshirt tun. Auch ein Tipp der erfahrenen Norweger: Die erste Lage auf der Haut sollte nur aus Wolle bestehen. Wolle wärmt auch im feuchten Zustand noch ein wenig – synthetische Stoffe nicht.

Eine der ersten Aufgaben des Tages ist es, rasch ein kleines Feuer zu entzünden. Dazu muss Holz gesammelt und Baumrinde gewonnen werden. Zuerst wird das „schnelle Feuer“ entzündet. Es dient als Grundlage, um Wasser zu kochen. Danach wird aus diesem kleinen Feuer ein „dauerhaftes Feuer“. Dieses brennt deutlich länger, ohne dass der Soldat sich darum kümmern muss.

Wasser und Nahrung als Lebensgrundlage

Drei Soldaten hacken im Wald Feuerholz. Im Vordergrund brennt ein Wärmefeuer.

Wasser und Nahrung sind wichtig zum Überleben. Der Ausbilder zeigt, wie man einen Fisch richtig ausnimmt und zubereitet.

Bundeswehr/Markus Mader

Neben dem Wärmeerhalt kommt der Trinkwassergewinnung die größte Bedeutung zu. Der Schnee in Litauen macht die Gewinnung recht einfach, aber auch hier gilt: Wasser muss immer gereinigt werden. Die einfachste Methode sind Wasserentkeimungstabletten, Abkochen ist ebenfalls möglich. 

Auch eine Notunterkunft ist unabdingbar: Je nach Größe bietet diese einer oder mehreren Personen Schutz. Das wärmespendende Feuer ist Teil der Notunterkunft. Zum Schutz vor Niederschlag und als Isolationsschicht gegen die Kälte von unten dient Tannengrün. Das „Jägerbett“ sollte mindestens 20 Zentimeter über dem Boden sein, um ausreichend Wärmeisolierung zu gewährleisten.

Überlebenskampf im Eiswasser

In einem in das Eis geschnittenen Loch schwimmt ein Soldat. Ein zweiter steht vor dem Eisloch und sichert ihn mit einem Seil.

Wie befreie ich mich, wenn ich auf dem Eis eingebrochen bin? Norwegische Soldaten zeigen den Teilnehmern, wie es geht.

Bundeswehr/Markus Mader

Als wären die niedrigen Temperaturen und die Feuchtigkeit in den litauischen Wäldern nicht schon genug, folgt bei Anbruch der Dunkelheit der Höhepunkt des Tages. Mit Kettensägen wird ein Loch in das rund fünf Zentimeter dicke Eis des nahegelegenen Sees geschnitten. Hier soll der Einbruch in ein Gewässer simuliert werden: in Uniform, mit Rucksack und Waffe. Das Wasser ist eiskalt, die Oberfläche rutschig. Zuerst machen zwei Ausbilder das richtige Verhalten nach dem Einbrechen vor. 

Jetzt kommt der Sprung ins kalte Nass: erst einmal beruhigen, die eigene Atmung kontrollieren und verlangsamen. Langsam zum Rand des Eislochs schwimmen und die Arme auf den Eisrand legen. Nach rund einer Minute dürfen die Auszubildenden den Rucksack abnehmen und auf das Eis bringen, was sich einfacher anhört, als es ist. Einige Soldatinnen und Soldaten kriegen den nassen und schweren Rucksack nicht auf die Eisfläche zurück, andere werden bei dem Versuch unter Wasser gedrückt und bei wieder anderen rutscht er zurück ins Wasser. Nachdem der Rucksack gerettet ist, muss sich jede Soldatin und jeder Soldat selbst herausziehen. Die Ausbilder zeigen Techniken und Hilfsmittel, zum Beispiel Zeltringe, die das Verlassen des eisigen Wassers erleichtern.

Ist man erst einmal aus dem Wasser, ist Geschwindigkeit gefragt. Bei trockenem Schnee könnten die Soldatinnen und Soldaten sich erst einmal darin wälzen. Die Nässe der Uniform würde dann zunächst im Schnee gebunden. Bei der Feuchtigkeit in Litauen ist dies jedoch keine Option. Also raus aus der nassen Uniform und etwas Trockenes anziehen. Danach ein paar Runden langsam laufen und den Körper wieder in Schwung bringen.

von André Forkert

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