Die Rettungskette auf See
Die Rettungskette auf See
- Datum:
- Ort:
- in See
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In einem Marineverband ist man in Notfällen auf hoher See auf gegenseitige Unterstützung angewiesen, um seinen Auftrag erfolgreich zu erfüllen. Doch wie funktioniert das Evakuieren und Behandeln auf See? Die komplexen Abläufe inklusive Hubschrauberflug wurden an Bord der „Bonn“ vor Kurzem geübt.
Zur Übung: CasEvac steht für den englischen Begriff „Casuality Evacuation“, auf Deutsch: „Evakuierung von Verletzten“. Auf dem italienischen Führungsschiff „Libeccio“ hat es einen Schießunfall gegeben. Ein Soldat mit einer Schusswunde im Oberschenkel wird für den Transport vorbereitet und muss durch die Bordfacharztgruppe des deutschen Versorgers medizinisch versorgt werden. Jetzt greifen an Bord der „Bonn“ mehrere Rädchen ineinander.
Der verletzte Soldat wird eingeflogen. Dafür wird zunächst das Flugdeck des Einsatzgruppenversorgers vorbereitet. Es wird auf Schäden und Fremdkörper überprüft, Feuerlöschmaterial wird bereitgehalten. Der Flugdeckoffizier ist für den reibungslosen Ablauf des Flugbetriebs verantwortlich und muss nun die Annahme des Patienten vorbereiten. Er spricht sein Personal in knappen Worten an, informiert über die Lage und ordnet das weitere Vorgehen an. Im Hangar steht Sanitätspersonal zur Übernahme des Verletzten bereit.
Millimeterarbeit auf dem Landedeck
Der EGVEinsatzgruppenversorger ist auf Anflugkurs und hat die richtige Geschwindigkeit für die Landung des Bordhubschraubers der „Libeccio“. Der Hubschrauber ist im Endanflug auf das Landedeck der „Bonn“. Der Flugdeckoffizier signalisiert zur Landung. Das Personal zur Sicherung des Hubschraubers, sogenannte Lascher, stehen bereit, um das Fluggerät auf dem Oberdeck mit Spanngurten zu sichern. Es sind auch die Lascher, die den Verletzten aus dem Hubschrauber in den Hangar tragen und dem Sanitätspersonal übergeben.
Patientenübernahme
Die „Sanis“ der „Bonn“ übernehmen den Patienten bereits im Hangar und lagern ihn von der Transporttrage des Hubschraubers auf eine eigene Transporttrage um. Die Schiffsärztin der „Libeccio“ bleibt bei ihrem Patienten und begleitet ihn. Der Sanitätsmeister der „Bonn“ weist die Soldatinnen und Soldaten an, in welcher Weise der italienische Soldat in das Schiffslazarett verbracht wird. Aufgrund des Fluglärms wird mit Handzeichen und Blickkontakt geführt.
Teamwork: Chirurg und Anästhesist
Im Operationsraum des Schiffslazaretts der „Bonn“ übernimmt Chirurg Oberfeldarzt Jörg J. zusammen mit dem Anästhesisten, Oberstabsarzt Georg G. Eine kurze und strukturierte Übergabe mit der italienischen Kollegin – und das OP-Team beginnt. Der anästhesie- und intensivmedizinische Pfleger schließt den Patienten an Überwachungsmonitore an, während der operationstechnische Assistent steriles Operationsbesteck vorbereitet. Nach dem Anlegen der OP-Kleidung, wird die Wirksamkeit des Narkosemittels abgewartet. Danach beginnt der Chirurg mit der Wundversorgung. Übungsende.
Die Schiffsärztin, Oberstabsarzt Dr. Elisabeth L., zieht ein überaus positives Resümee. Die Bordfacharztgruppe hat zusammen mit dem Flugdeckpersonal in kürzester Zeit alle Vorbereitungen getroffen und die Rettungskette erfolgreich genutzt, um dem simuliert verletzten italienischen Soldaten zur notwendigen Operation zu verhelfen. „Wir heilen zwar niemanden hier an Bord, aber wir leiten den Genesungsprozess bestmöglich ein“, so das abschließende Fazit des Leitenden Sanitätsoffiziers an Bord der „Bonn“.