Den Himmel über dem Irak ein Stück sicherer machen

Den Himmel über dem Irak ein Stück sicherer machen

Datum:
Ort:
Irak
Lesedauer:
4 MIN

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Während die einen aufgrund von Corona im Grundbetrieb verharren, installierten die anderen mitten im Irak ein völlig neues Waffensystem. Ihr Auftrag ist es, den irakischen Luftraum ein Stück sicherer zu machen. Nach dem Ausscheiden der Dänen Ende 2019 aus dem Einsatz, ist hier eine deutliche Fähigkeitslücke entstanden. Die acht Männer der Luftwaffe, alle aus dem Einsatzführungsbereich 3 der Luftwaffe, errichten inmitten der Al-Asad Air Base, das mobile Radarsystem.

Die Lücke schließen

Das Radarsystem wird mit einem LKW der Bundeswehr in Position gebracht

Das Radarsystem wird in Position gebracht

Bundeswehr/Nikolas Barth

Im Gegensatz zu Europa ist die Luftraumüberwachung über der arabischen Halbinsel ein Flickenteppich. Zwar gibt es Flugverbotszonen und nur wenige potente Luftstreitkräfte, aber der Luftraum ist dennoch gut gefüllt. Eine Reihe ziviler Linienflüge führen, trotz der Reisebeschränkungen infolge der Ausbreitung des Corona-Virus, über den arabischen Raum. Hauptaufgabe ist es daher die Sicherheit für zivilen und militärischen Flugverkehr zu gewährleisten.  Deutschland hatte zugesagt die durch den Rückzug der Dänen entstandene Fähigkeitslücke zu schließen. Die Sicherung des Luftraumes war dabei für das deutsche Parlament, das letztlich das Mandat dahingehend erweitert hat, ein wichtiger Baustein im Aufgabenspektrum der Bundewehr im Irak.

Die Lauftraumüberwacher sind Teil des deutschen Mandates im Rahmen der Operation Inherent Resolve. An der Mission sind 82 Nationen beteiligt, die sich zum Ziel gesetzt haben, das Wiedererstarken des IS„Islamischer Staat“ zu verhindern.

Neuer Anstrich – weiß statt olivgrün

Das zusammengeklappte Radarsystem

Wie eine Katze vor dem Sprung wirkt das Radarsystem von weitem

Bundeswehr/Nikolas Barth

Das Radarsystem ist ein ausschließlich defensives System zur Erkennung von Flugobjekten. Hinter der Bezeichnung RAT31 DL/MD-Band long range / mobile verbirgt sich ein mobiles Radarsystem, das einen Reichweitenradius von mehreren hundert Kilometern hat und Flugobjekte bis in große Höhen erfasst.

Es gibt nur wenige Systeme mit diesen Fähigkeiten, die weltweit verlegbar sind. Die Radaranlage sieht alles was sich im Luftraum bewegt, soweit dieses Objekt über eine hinreichend große Radarrückstrahlfläche verfügt. Die Mindestgröße ist natürlich geheim, aber – so versicherte das Team der Luftwaffe aus Holzdorf – „sie ist nicht wirklich groß“. Damit bringt man insgeheim ein bisschen Stolz auf die Technik zum Ausdruck, die Deutschland hier in den Einsatz bringt. Die sichtbare Neuerung für den Einsatz im Irak ist der weiße Anstrich für alle Container und Teile des Radars. Bislang liegen keine Erfahrungswerte darüber vor, wie das System bei der extremen Hitze im Irak funktioniert. Allerdings hat sich die weiße Farbe  schon bewährt und die Temperatur am Radar um rund fünf Grad gesenkt.

Großes Interesse der Amerikaner

Die 32 Quadratmeterfläche der Radaranlage werden aufgerichtet

Mit dem Aufstellen wird das Radar über das gesamte Areal sichtbar

Bundeswehr/Nikolas Barth

Seit dem 24. Juli 2020 speist das deutsche System, Radarbilder ins Netz der Luftraumüberwachung ein. Dabei kam das hochsensible Gerät erst am 6. Juli auf dem Luftwaffenstützpunkt in der irakischen Wüste an. Das Ziel, innerhalb von drei Wochen die Einsatzbereitschaft herzustellen und die Lücke in der Luftraumüberwachung zu schließen, wurde mit Bravour und dank der Teamleistung aller Soldatinnen und Soldaten im Team erreicht. Wie wichtig diese Fähigkeit ist, zeigt sich schon allein daran, dass sich die wichtigsten multinationalen Mitnutzer der irakischen Basis, das amerikanische Luftwaffenkommando und das zentrale Kommando eingeschaltet und um entsprechende Unterstützung durch Deutschland erbeten haben. Die Unterstützung ist tatsächlich groß, so der Kommandeur der amerikanischen Luftstreitkräfte Colonel Christopher Clark bei seinem Besuch auf dem deutschen Areal TESLAR (Tactical Element Surveillance Long Range Radar): „Sie leisten einen entscheidenden Beitrag für unseren Auftrag und sie schützen vor allem auch unsere Basis.“ Selbst der Drei-Sterne-General und Kommandeur des amerikanischen Luftwaffenkommandos informierte sich jeden Tag über den Sachstand.

Arbeit unter sengender Sonne

Colonel Clark von der US Luftwaffe spricht mit zwei Soldaten der Bundeswehr

Colonel Clark von der USUnited States Luftwaffe freut sich über das neue System in seinem Areal

Bundeswehr/Nikolas Barth

Die Verantwortung als Führer vor Ort trägt Hauptmann Ringo L. Keine leichte Aufgabe für ihn. „Wir haben allerdings den Vorteil, dass wir als komplettes Team in den Einsatz verlegt haben“, sagt er. Entsprechend zügig ging es voran, Zug um Zug wurden Container geöffnet und der Inhalt geprüft. Anschließend wurde das Stromerzeugungsaggregat in Betrieb genommen, das Radar ausgerichtet und der Datencontainer positioniert. Das System läuft autark und erzeugt seinen Strom selbst. Nur tanken muss man ab und an. Mit einer Tankfüllung läuft das System rund sechs Tage.


In fünf Wochen aus dem Sand gestampft

Das Waffensystem steht, jetzt heißt es an den Rahmenbedingungen arbeiten

Das Waffensystem steht, jetzt heißt es an den Rahmenbedingungen arbeiten

Bundeswehr/Nikolas Barth

Ein Selbstläufer ist der Einsatz allerdings nicht. Rund fünf Wochen hatte Oberstleutnant Peter K. vorab bereits auf der Base verbracht, um viele notwendige Vorbereitungen zu treffen. Da heißt es mit Hilfe der polnischen Pioniere Flächen zu ebnen und zu schottern, Absprachen zu treffen, Unterkünfte zu organisieren und vieles mehr. „Ohne diese Vorarbeit wäre es nicht gegangen“, sagen sowohl Hauptmann L. als auch Oberstleutnant K. Der Auftrag steht hier deutlich im Vordergrund. Kein Luxus und kein Komfort im Schichtbetrieb, ohne Schatten und ohne Klimaanlage in der sengenden Sonne mit Fußmärschen von knapp zwei Kilometern zur Kantine oder der Unterkunft. Mit dem pünktlichen Start des Systems hat das „Mini-Kontingent“ nun auch Zeit ihren Arbeitsbereich einzurichten.

von Nikolas Barth

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