PsyOps im Einsatz: schnell, flexibel und effektiv
PsyOps im Einsatz: schnell, flexibel und effektiv
- Datum:
- Ort:
- Rukla
- Lesedauer:
- 4 MIN
Die Kräfte der taktischen Direktkommunikation wirken mit kommunikativen Mitteln und Methoden auf vorher festgelegte Personengruppen im Einsatzgebiet. Als Verstärkungskräfte des Zentrums Operative Kommunikation der Bundeswehr sind sie ein fester Bestandteil der Verstärkungskräfte der Enhanced Forward Presence Battlegroup in Litauen. Im Rahmen der Zertifizierungsübung Iron Wolf stellen sie regelmäßig ihre Fähigkeiten im multinationalen Umfeld unter Beweis.
Übungsszenario: Eine litauische Sicherungskompanie hat sich einem verdächtigen Anwesen genähert und Gebäude für Gebäude gewonnen. Dabei konnten offensichtlich gefährliche chemische Substanzen sichergestellt, zwei zivile Verteidiger überwältigt sowie ein illegales Labor ausgehoben werden. Die Verstärkungskräfte wurden angefordert: multinationale ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkräfte, Sicherungskräfte und deutsche Kräfte der taktischen Direktkommunikation sind vor Ort. Als dann auch noch eine Gruppe Jugendlicher auf das Gelände vordringt und sich den Anweisungen des litauischen Militärs widersetzt, besteht die Gefahr einer erheblichen Eskalation. Jetzt muss zur Unterstützung der litauischen Kräfte schnell und gezielt gehandelt werden – energisch, und zugleich deeskalierend. Truppführer Stabsfeldwebel Holger K. und Truppsoldat Obermaat Waldemar B. sind bereits von ihren Fahrzeugen abgesessen und nähern sich den Jugendlichen. Die beiden Soldaten sind erfahren in Direktkommunikation und somit in der Lage, die Situation rasch zu beruhigen und die Kooperation für die erforderliche Dekontamination zu erwirken. Auftrag ausgeführt: Die Handlungsfreiheit für die Spezialisten der ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrtruppe ist wiederhergestellt.
Sie meistern ein breites Aufgabenspektrum
In dieser Lage am Rande der von den litauischen Streitkräften initiierten Übung Iron Wolf wurde nur ein Teil der Fähigkeiten der Kräfte der taktischen Direktkommunikation trainiert – die Steuerung, Lenkung und Beeinflussung von Zivilisten und Flüchtlingsströmen. Das Aufgabenspektrum ist sehr vielfältig: Grundsätzlich wirken diese Kräfte mit Methoden und Mitteln der Kommunikation, um Einstellungen und Verhalten von auserwählten Personengruppen zu beeinflussen, Vertrauen und Unterstützung von Zivilisten zu gewinnen, die Handlungs- und Bewegungsfreiheit für die eigenen Streitkräfte zu fördern und die der gegnerischen Kräfte zu hemmen. Die Methoden reichen von kulturell angepasster Direktkommunikation, also der direkten Ansprache von Schlüsselpersonen, über das Verteilen von Flugblättern und Printprodukten bis hin zum Einsatz von Lautsprechern. Im Rahmen von Truppenbewegungen werden oftmals Kräfte der taktischen Direktkommunikation angefordert, um die Zivilbevölkerung zu informieren, mit ihr zu kommunizieren und auf diese Weise Akzeptanz zu schaffen beziehungsweise Störungen zu vermeiden.
Abstrahlweite von bis zu 2.000 Metern
Bereits Anfang Mai 2021 verlegten Oberleutnant Simon D., Führer der taktischen Direktkommunikationskräfte, und sein Stellvertreter, Hauptfeldwebel Felix M., mit zwei Trupps nach Litauen. Jeder Trupp besteht aus drei Soldatinnen und Soldaten sowie einem geschützten Fahrzeug vom Typ Dingo, das jeweils über das Waffensystem FLWFernbedienbare Leichte Waffenstation 100 sowie über ein Lautsprechersystem verfügt. Die Soldatinnen und Soldaten können mit ihren Lautsprechern gerichtet mit einer Abstrahlweite von etwa 2.000 Metern oder in einem 360-Grad-Radius bis zu 800 Meter weit wirken. Darüber hinaus verfügt jede Gruppe über das tragbare Lautsprechersystem LSA 2006, das über eine Reichweite von 500 Metern verfügt und auch einen Einsatz zu Fuß ermöglicht. Entsprechend eingesetzt sind die Kräfte der taktischen Direktkommunikation in der Lage, mit diesen Mitteln auch auf dem Gefechtsfeld eine entscheidende Rolle zu spielen.
Simulierter Gefechtslärm täuscht den Gegner
Die Einbindung der taktischen Direktkommunikationskräfte in den taktischen Operationen der Übung Iron Wolf verlief entsprechend erfolgreich. Der Einsatz erfolgte in Form von Stör- und Täuschungsoperationen. In der Phase des ersten eigenen Gegenangriffs hatten sie den Auftrag, sich an der Seite einer Kompanie dem Gegner anzunähern und einen seitlichen Angriff zu unterstützen. Mit den Lautsprecheranlagen wurden Gefechtslärm und Fahrzeuggeräusche simuliert, sodass der Gegner sowohl über die Größe als auch über die Bewegung der eigenen Kräfte getäuscht wurde.
„Wir machten uns größer als wir sind“, so Oberfeldwebel Paul E., der wie einige seiner Kameradinnen und Kameraden bereits zum dritten Mal an der Übung Iron Wolf teilnahm. Auf diese Weise gelang es, Angriffsachsen vorzutäuschen beziehungsweise Bewegungsachsen des Gegners zu verschieben. Mit einem ähnlichen Ansatz wurden die Kräfte der taktischen Direktkommunikation auch in der Verzögerung eingesetzt. Ebenfalls mittels Beschallung täuschte man den Gegner über den Standort der eigenen Kräfte. So konnten diese sich verschieben, ohne dass der Gegner das wahrnahm. Ein einfaches, aber effektives taktisches Wirkmittel.
Flexibel und effektiv
Mit gezielten Methoden verstärken Kräfte der taktischen Direktkommunikation die Waffensysteme der Kampftruppe: Sie fördern die eigene und hemmen die gegnerische Operationsführung. „Wir sind innerhalb kürzester Zeit einsetzbar, flexibel und effektiv“, fasst es Oberleutnant Simon D. zusammen. Die Übung Iron Wolf ist für die taktischen Direktkommunikationskräfte deshalb die beste Gelegenheit, der Kampftruppe Effektivität und Mehrwert der Mittel und Methoden der gezielten Kommunikation unter Beweis zu stellen.