ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrberatung: Kampf gegen den unsichtbaren Feind

Die Bundeswehr gehört zur Koalition internationaler Kräfte im Kampf gegen die Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS„Islamischer Staat“) und unterstützt den Aufbau der irakischen Streitkräfte. Neben dem Beitrag zum internationalen Anti-IS„Islamischer Staat“-Einsatz beteiligt sich Deutschland seit 2020 auch an der NATONorth Atlantic Treaty Organization Mission Iraq (NMI NATO Mission Iraq). 

Die bei der NATONorth Atlantic Treaty Organization Mission Iraq eingesetzten Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr beraten unter anderem verschiedene Ausbildungseinrichtungen der irakischen Streitkräfte. Die Teams sind auf die jeweiligen Bedürfnisse der zu beratenden Institution zugeschnitten. Regelmäßig besuchen die Beraterinnen und Berater der Training Development Division (TDDTraining Development Division) die Chemical Branch School und sind dort auch Ansprechpartner für den Schulkommandeur. Um auf Augenhöhe beraten zu können, müssen die Beraterinnen und Berater der Bundeswehr neben ihrer Fachexpertise auch erfahren sein.

Chemical Branch School

Dass die „chemischen Truppen“ des Irak eine bewegte Geschichte haben, ist in vielen Teilen der Welt bekannt. Nicht zuletzt die Chemiewaffeneinsätze irakischer Kräfte im Krieg gegen den Iran 1984, aber auch gegen die mehrheitlich kurdische Bevölkerung der Stadt Halabdscha 1988 im Norden des Landes erlangten traurige Berühmtheit. Diese Historie sowie ihre Konsequenzen bis hin zum Eintritt des Irak ins Chemiewaffenübereinkommen (CWÜ Chemiewaffenübereinkommen) wurden in einem Kurs für ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrberatung thematisiert.

In der sogenannten Chemical Branch School werden die Teilnehmerinnen und Teilnehmer für den Bereich ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr auf Schulebene strukturell und fachlich beraten sowie weitergebildet. Der Kurs richtete sich an ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrberater in höheren Kommandoebenen der irakischen Streitkräfte. Thema waren chemische Waffen wie Sarin, VX und Senfgas sowie ihre physiologischen Wirkungen. Ziel war es insbesondere – im Gegensatz zur Vergangenheit –, die Abwehr von chemischen Gefahrenpotenzialen hervorzuheben und zu vertiefen. Auf dieser Grundlage wurden die Anforderungen an die Ausrichtung der neu aufgestellten irakischen ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkräfte aufgezeigt.

Dies ist nicht zuletzt wichtig aufgrund der Tatsache, dass die immer noch existierende Terrororganisation „Islamischer Staat“ in den Jahren 2015 bis 2017 neben Chlor auch die Chemiewaffe Senfgas mehrmals eingesetzt hat. Auch das hat der deutsche Berater, Major Dr. Gergely R.*, angesprochen, der den Kurs leitete. Er gehört selbst zu den ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrkräften der Bundeswehr und ist an der Schule ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr und Gesetzliche Schutzaufgaben in Sonthofen stationiert.

60 Jahre Rückschau und der Blick Richtung Zukunft

Den krönenden Abschluss des Kurses bildete eine Konferenz anlässlich der Feier des 60. Gründungsjubiläums der irakischen Chemical Branch School. Gesprächsthemen waren dabei nicht nur ihre bewegte Geschichte sowie ihr Beitrag zur Abwehr chemischer Waffen. Auch hitzige Gespräche über benötigtes Material und die erforderlichen Kompetenzen der Soldaten fanden ihren Raum.

Am Ende waren sich alle Teilnehmenden einig, dass die Zukunft der irakischen ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehr durch mehrere Faktoren gesichert wird: eine verlässliche Beschaffung von irakischer Seite sowie eine fundierte Ausbildung, verbunden mit teils truppengattungsübergreifenden Übungen in enger Zusammenarbeit mit der NATONorth Atlantic Treaty Organization.

*Name zum Schutz abgekürzt.
 

von Gergely R.