Multinationale Zusammenarbeit

Integration als Chance verstehen

Integration als Chance verstehen

Datum:
Ort:
Rukla
Lesedauer:
3 MIN

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Während der Übung Griffin Lightning 2023 der deutschen enhanced Vigilance Activity (eVAenhanced Vigilance Activities) Brigade war ein litauischer mechanisierter Infanteriezug komplett in eine der deutschen Kampfkompanien des Jägerbataillons 413 integriert. Dies ist Herausforderung und Chance zugleich – für beide Seiten.

Drei Soldaten stehen nebeneinander und erkunden das Gelände.

Gemeinsame Geländeerkundung und Einweisung durch die Pioniere in die Sperren

Bundeswehr/André Forkert

Der II. mechanisierte Infanteriezug gehört zum litauischen Grand Duchess Birutė Mechanized Ulan Battalion. Und damit zur Iron Wolf Brigade, der auch die multinationale und deutsch geführte enhanced Forward Presence Battlegroup Litauen als eines der Bataillone unterstellt ist. Der große Unterschied: Die eFPenhanced Forward Presence Battlegroup Litauen ist NATO geführt, während die eVAenhanced Vigilance Activities Brigade Litauen auf ein deutsch-litauisches binationales Abkommen zurückgeht.

Während der vierzehntägigen Übung waren die Litauerinnen und Litauer fest in die deutsche Kampfkompanie „embedded“ und nahmen an allen offensiven und defensiven Szenarien teil. Leutnant und Zugführerin Milda M.: „Meine Erfahrungen bei dieser Übung mit den deutschen Kräften sind wirklich großartig. Für mich ist es die erste internationale Übung. Und es ist gut und wichtig zu erkennen, dass wir auf NATO-Ebene die gleichen Dinge tun und verstehen.“

Gemeinsame Ziele: Sicherheit und Landesverteidigung

Ein M113 steht untergezogen im Wald.

Der litauische mechanisierte Infanteriezug verfügt über vier M113

Bundeswehr/André Forkert

Natürlich gibt es auch Unterschiede. Der litauische Zug ist noch mit dem Mannschaftstransportpanzer M113 ausgestattet, die deutschen Jäger nutzen das GTKGepanzertes Transport-Kraftfahrzeug Boxer. Das gilt es auch bei der Kompanieführung zu beachten, wenn es um die Fortbewegung im Gelände geht. Der mechanisierte Infanteriezug nutzt mit der FGM-148 Javelin und der Carl Gustaf M3 andere schultergestützte Panzerabwehrsysteme. Zur Ausstattung gehören zudem leichte und schwere Maschinengewehre sowie Nachtsichtbrillen. Die M113 haben eine lafettierte Waffe mit dem schweren Maschinengewehr .50 (Kaliber 12,7 mm).

Dazu Leutnant Milda M.: „Damit können wir sowohl defensive als auch offensive Aufgaben wahrnehmen. Und die Zusammenarbeit mit den Deutschen funktioniert sehr gut, sie sind sehr hilfsbereit und hier im Land auch sehr willkommen.“ Neben der Führung ihres Zuges muss sie die Zugstellungen erkunden und anschließend dem Kompaniechef dazu vortragen. Hinzu kommen die Absprachen mit den deutschen Pionieren, die in ihrem Bereich die Zuwege mit Panzerabwehrrichtminen sichern sollen.

Als Deutscher unter Litauern

Die Zugführerin und der Funker stehen nebeneinander im verschneiten Wald und beraten sich.

Als Zugfunker, Berater und Übersetzer immer an der Seite der Zugführerin: Hauptgefreiter Benjamin S.

Bundeswehr/André Forkert

Aus einer anderen Perspektive erlebt der deutsche Hauptgefreite Benjamin S. diese Übung. Er ist für den gesamten Zeitraum dem litauischen II. Zug als Verbindungselement und Zugfunker unterstellt. Das heißt, er weicht seiner litauischen Zugführerin keine Sekunde von der Seite. Dies soll sicherstellen, dass weder die Sprachbarriere noch die Funktechnik Einschränkungen für das Übungsvorhaben mit sich bringen. Der Funkkreis wird weiterhin auf Deutsch geführt. Daher muss der Mannschaftsdienstgrad auch die Rolle als „Simultandolmetscher“ ausfüllen. „Gerade in den Gefechtssituationen ist das eine Herausforderung. Ich muss schnell, aber dennoch fehlerfrei die Befehle meines Kompaniechefs ins Englische übersetzen“, so der Hauptgefreite. 

Er lebt, trainiert, isst und schläft die ganze Zeit zusammen mit den litauischen Kameradinnen und Kameraden. Dabei beantwortet er auch Verständnisfragen zu deutschen Vorgaben und Arbeitsweisen. Die begleitende Schiedsrichterin im Dienstgrad eines Hauptmanns beobachtet die Kommunikation. Sie legt ihr Augenmerk auf die Herausforderungen der multinationalen Verständigung, die auf diese Weise stetig verbessert wird. 

Für alle ist am Ende klar, dass es eine fordernde und lehrreiche Zeit war. Denn im Fall der Fälle kämpfen deutsche und litauische Soldatinnen und Soldaten hier in Litauen Seite an Seite. Die deutsche enhanced Vigilance# Activity Brigade wird dafür derzeit genauso fest in die nationale litauische Verteidigungsplanung integriert, wie es bei der eFPenhanced Forward Presence Battlegroup bereits seit 2017 der Fall ist. Beide Maßnahmen sorgen für Abschreckung in Richtung Osten und – sollte das nicht mehr ausreichen – für die Verteidigung des Landes und der EUEuropäische Union- und NATO-Ostflanke sowie die Herstellung der territorialen Integrität Litauens. Und solche gemeinsamen Erfahrungen werden dann von entscheidender Bedeutung sein, denn nur gemeinsam sind wir stärker.

von André Forkert

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