Ich bin iM EINsatz: Die helfende Hand vom Spieß
Ich bin iM EINsatz: Die helfende Hand vom Spieß
- Datum:
- Ort:
- Al-Asrak
- Lesedauer:
- 4 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Oberstabsgefreiter Michelle K. und wurde vor 25 Jahren in Sachsen geboren. Glücklicherweise musste ich mich durch den Eintritt in die Bundeswehr 2015 nie groß von meiner Heimat trennen. In unmittelbarer Nähe meines Geburtsortes befindet sich die Lufttransportgruppe des Hubschraubergeschwaders 64 in Holzdorf. Dort bin ich seit 2017 als Stabsdienstsoldatin im Personalbereich tätig. Verpflichtet habe ich mich für zwölf Jahre und würde mich gern in den nächsten Jahren im Bereich Personalbearbeitung weiterentwickeln.
Meine Zeit hier bei Counter Daesh in Jordanien ist nach einem Einsatz im Jahr 2018 meine zweite Auslandseinsatzverwendung. Auch damals war ich im Geschäftszimmer eingesetzt, das bringt für mich persönlich viele Vorteile mit sich. Zum einen wusste ich vorab genau, worauf ich mich einlasse, und zum anderen kenne ich mich hier im Camp und somit in meinem Aufgabenbereich sehr gut aus, was auch für den gesamten Stab von Vorteil ist.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Grundsätzlich hat jede Einheit in Deutschland einen sogenannten Innendienst und dieser wird vom Spieß – das ist der Kontingentfeldwebel – geführt. Dort findet man auch immer ein Geschäftszimmer, das ist hier im Einsatz nicht anders. Als Stabsdienstsoldatin bin ich diejenige, die das Geschäftszimmer mit all den vielseitigen organisatorischen Aufgaben betreibt. Ich unterstütze den Kontingentfeldwebel bei allen notwendigen Tätigkeiten und arbeite ihm zu.
Bei jedem Personalwechsel im Kontingent bereite ich die notwendigen Dokumente für die Ein- und Ausreise der Soldatinnen und Soldaten vor. Aber auch die Stubenvergabe liegt in meinem Aufgabenbereich: Egal ob die Kameradin oder der Kamerad für mehrere Monate hier in Al-Asrak eingesetzt ist oder lediglich einen Zwischenstopp für eine Nacht im Camp einlegt. Vereinfacht gesagt bin ich dafür zuständig, dass es allen Soldatinnen und Soldaten an nichts fehlt. Vom Soldaten der Force Protection bis hin zum Piloten kümmere ich mich auch um notwendige Belehrungen, die Verpflegung, die Stube und alles, was für den Aufenthalt hier benötigt wird.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Was das Ganze hier so besonders für mich macht, ist, dass ich mit jeder Soldatin und jedem Soldaten des deutschen Einsatzkontingentes Counter Daesh in Kontakt komme und somit nahezu alle kenne. Generell bin ich aufgrund meiner Aufgaben ständig im gesamten Kontingent unterwegs. Das heißt, dass ich nicht nur mein Büro im Stab kenne, sondern auch alle anderen Bereiche, beginnend bei der Betreuung bis hin zum Gefechtsstand. Mit dem zivilen Personal der Vertragspartner aus Deutschland und den lokalen Mitarbeitenden aus Jordanien habe ich ebenfalls regelmäßigen Kontakt.
Hierdurch gewinne ich viele Einblicke weit über den berühmten Tellerrand hinaus und erfahre, was meine Kameradinnen und Kameraden in ihren Bereichen für den Einsatz leisten. All diese Einblicke bringen mich nicht nur im dienstlichen Sinne weiter, sondern erweitern auch meinen persönlichen Horizont immens. Die tägliche Kommunikation und die Chance, etwas zum Einsatz selbst beitragen zu können, machen meine Tätigkeit für mich zu etwas Besonderem.
Das vermisse ich hier am meisten.
Am meisten vermisse ich meine Familie, meine Freunde und meine beiden Hunde. Ich verbringe meine freie Zeit sehr gern mit ihnen und gehe selbst bei Wind und Wetter mit den beiden spazieren. Leider sind meine Vierbeiner nicht hier und sogar dem Regen trauere ich mittlerweile ein wenig hinterher. Hier im Einsatzland sind wir aufgrund der Coronapandemie ebenfalls sehr eingeschränkt und das Abstandhalten sowie die sonstigen Schutzmaßnahmen sind auf die lange Zeit schon belastend. Mir fehlt das entspannte Treffen im Freundeskreis sehr. Einfach mal rausgehen oder sorglos in einem Restaurant mit Freunden essen gehen – das wäre schon mal wieder schön.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Die letzten Wochen werde ich natürlich weiterhin die Zeit mit meinen Kameradinnen und Kameraden hier im Einsatzland nutzen, um mich in meinem Aufgabenbereich weiter einzubringen, aber auch, um weiter Erfahrungen zu sammeln. Nach meiner Rückkehr freue ich mich in erster Linie natürlich auf meine Lieben zu Hause sowie meine beiden Vierbeiner. Nach einer gewissen Auszeit möchte ich mich wieder auf meine Arbeit in meiner Stammeinheit im Hubschraubergeschwader 64 konzentrieren. Meine Absicht ist es, mich auch hier weiterzuentwickeln. Langfristig beabsichtige ich einen Wechsel in eine höhere Laufbahn. Da mir die Arbeit in der Personalbearbeitung sehr viel Spaß macht, hoffe ich auf eine Ausbildung zum Personalfeldwebel. Bis dahin möchte ich aber erst mal zwei besondere Personen aus meinem privaten Umfeld grüßen. Die beiden haben mich durchgehend per Post versorgt und mich dadurch stets motiviert. Weiterhin gehen meine Grüße an alle Kameradinnen und Kameraden aus Holzdorf.
Ich freue mich riesig auf zu Hause und wünsche allen Soldatinnen und Soldaten eine gute und gesunde Heimkehr aus allen Einsätzen weltweit.