Weiterbildung in Litauen

Für ein besseres Verständnis der Mission

Für ein besseres Verständnis der Mission

Datum:
Ort:
Litauen
Lesedauer:
3 MIN

Das Ziel der zweitägigen Weiterbildung? Den Soldatinnen und Soldaten aus sieben Nationen die Geschichte des Gastlandes Litauen näher bringen und ein besseres Verständnis für die Notwendigkeit der laufenden NATO-Mission ermöglichen. Zwei niederländische Experten für Militärgeschichte versorgen die Teilnehmenden mit Hintergrundinformationen. 

Mehrere Soldaten stehen um einen in Zivil gekleideten Mann herum und hören ihm zu.

Der Experte für Militärgeschichte Randy Noorman erläutert die Ereignisse

Bundeswehr/Patric van Aalderen

Zwei Militärhistoriker führen die Weiterbildung durch, das niederländische Verteidigungsministerium ließ sie eigens aus dem Institut für Militärgeschichte nach Litauen einfliegen. Dieses ist vergleichbar mit dem Zentrum für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr. Im Vordergrund der Weiterbildung steht der geschichtliche Hintergrund Litauens. Ziel ist es, ein besseres Verständnis der Kultur und Geschichte des Landes zu erhalten – und den Zusammenhalt zwischen den Angehörigen verschiedenster Nationen zu stärken.

Dank der historischen Hintergründe können die Soldatinnen und Soldaten besser nachvollziehen, warum das litauische Gastland das multinationale NATO-Engagement so sehr schätzt. Die Angehörigen der Streitkräfte aus Deutschland, den Niederlanden, Norwegen, Kroatien, der Tschechischen Republik und Belgien spüren diese Wertschätzung vor Ort häufig, etwa wenn Soldatinnen und Soldaten der eFPenhanced Forward Presence-Battlegroup als Ehrenabordnung an litauischen Veranstaltungen oder Feierlichkeiten teilnehmen dürfen.

Multinationale Geschichte

Das Ziel der Weiterbildung: multinationale Geschichte erleben und die Mission verstehen.

Das Ziel der Weiterbildung: multinationale Geschichte erleben und die Mission verstehen

Bundeswehr/Patric van Aalderen

Am nächsten Morgen werden die Teilnehmenden in zwei Gruppen aufgeteilt, um zu verschiedenen historischen Orten zu fahren. Inhaltlich geht es sowohl um den russischen Angriff als auch um das Wirken der Wehrmacht im Raum Vilnius und Kaunas im Jahr 1944. Ein Stopp auf der Fahrt der ersten Gruppe ist das 3-Kreuze-Denkmal in Vilnius, ein anderer ein Gewässerübergang am Rande der Stadt. Mit Blick ins Gelände erläutert Randy Noorman die Geschehnisse und ihre Auswirkungen auf die litauische Bevölkerung.

Die zweite Gruppe – unter der Leitung von Jaus Muller vom niederländischen Institut für Militärgeschichte – besucht die Holocaust-Gedenkstätte und den Fernsehturm in Vilnius. Letzterem kommt eine besondere Bedeutung beim Unabhängigkeitskampf der Litauerinnen und Litauer 1991 gegen Russland zu. Daher bietet sich der Ort besonders

an, um hier über die Unabhängigkeit Litauens zu diskutieren. Anschließend folgt der Besuch des KGB-Museums Vilnius. Niemand verlässt diesen Ort, ohne im Anschluss weiter ausgiebig über das Gesehene und Gehörte zu diskutieren. Die Eindrücke über das, was der sowjetische In- und Auslandsgeheimdienst unternahm, um das litauische Volk zu unterdrücken und seine Machtansprüche durchzusetzen, machen vielen Teilnehmenden deutlich, warum Litauen eine erneute Besetzung so fürchtet.

Im Anschluss besuchen die Soldatinnen und Soldaten das Gedenkmuseum von Paneriai. Hier starben während des Zweiten Weltkriegs, von Juli 1941 bis August 1944, rund 100.000 Menschen, vor allem Jüdinnen und Juden sowie und Polinnen und Polen. Zum Abschluss des Tages geht es auf den Napoleonhügel. Er befindet sich in Kaunas, am Ufer des Flusses Nemunas, und ist 63,3 Meter hoch. Von diesem Hügel aus beobachtete Napoleon Bonaparte die Überquerung des Flusses Nemunas durch seine Grande Armée während der französischen Invasion in Russland am 24. und 25. Juni 1812. Dem katastrophalen Ausgang dieses Feldzugs gegen Russland folgten die Befreiungskriege, der Niedergang der französischen Vorherrschaft in großen Teilen Europas und letztlich der Sturz Napoleons.

Früher Gegner, heute Partner

Eine Gruppe von Soldatinnen und Soldaten steht um einen Mann in Zivil und hört ihm zu.

Gemeinsam mit dem Historiker erkunden die Soldatinnen und Soldaten historische Orte

Bundeswehr/Patric van Aalderen

Am nächsten Tag wechseln beide Gruppen das Programm, sodass am Ende alle über den gleichen Wissensstand verfügen. Nach der Rückkehr in die Kaserne in Rukla gehen die Soldatinnen und Soldaten gemeinsam mit ihren niederländischen Historikern noch zu einem kurzen geselligen Beisammensein über. Alle Teilnehmenden bedanken sich und bekräftigen, dass sie in kurzer Zeit viel über die Geschichte ihres Gastlandes gelernt haben. Der deutsche Stabsfeldwebel Markus M. bringt es auf den Punkt: „Die Tour hat mir wirklich die Augen geöffnet, warum die Litauerinnen und Litauer derzeit so misstrauisch gegenüber Russland und Weißrussland sind. Aber wir haben auch die Taten der Wehrmacht gesehen. Damals war Deutschland der Feind, heute sind wir mit den anderen sechs Nationen der eFPenhanced Forward Presence-Battlegroup als Beschützer hier im Land. Wir genießen hier größtes Vertrauen. Das zeigt, dass aus Gegnern auch Partner und Freunde werden können!„

von André Forkert

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