Korvette „Ludwigshafen“: „Einmal volltanken bitte“
Korvette „Ludwigshafen“: „Einmal volltanken bitte“
- Datum:
- Ort:
- Limassol
- Lesedauer:
- 2 MIN
200 mal 80 Kilometer: Die Area of Maritime Operations (AMO) vor der libanesischen Küste ist ungefähr so groß wie Schleswig-Holstein. Hier ist die Korvette „Ludwigshafen am Rhein“ im Einsatz. Zwei große Antriebsmotoren à 10.000 PS sorgen für den nötigen Antrieb. Zusätzlich versorgen vier Dieselgeneratoren das Boot mit Strom.
„Wir können bis zu 162 Tonnen (196.000 Liter) Kraftstoff bunkern“, erläutert Oberbootsmann Merlin H. Der 26-Jährige ist 1. Schiffssicherungsmeister an Bord der Korvette. Heute ist er für die Kraftstoffübernahme inklusive Vorbereitung verantwortlich. Keine ganz ungefährliche Aufgabe: „Es kann immer zu einer Verpuffung und somit zu einem Feuer kommen. Darauf müssen wir so schnell wie möglich mit Löschschaum reagieren, um die Flammen zu ersticken.“ Am heutigen Tag sollen 36.000 Liter Dieselkraftstoff übernommen werden. Eine riesige Zahl verglichen mit den 40 bis 80 Litern, die in die Tanks unserer Autos passen. Aber nur mit ausreichend Kraftstoffreserven ist die „Ludwigshafen“ für alle Fälle gewappnet. Auch auf unvorhergesehene Ereignisse kann sie so zuverlässig reagieren.
Rote Flagge: Andere Schiffe aufgepasst
Das Hissen der roten Flagge „Bravo“ zeigt an: Hier wird Dieselkraftstoff übernommen. So sind alle anderen Schiffen im Hafen von Limassol informiert – und können sich im Zweifel fernhalten. Obermaat Christian H. erklärt, welche Bedeutung die rote Flagge im internationalen Flaggenalphabet hat: „Sie signalisiert grundsätzlich, dass Gefahrgüter be- oder entladen werden. Ich setzte diese Flagge auch, wenn wir zum Beispiel Munition übernehmen.“
Er ist Signäler und kennt sich bestens mit dem Hissen der verschiedenen Flaggen aus. An Bord eines Schiffes sind Flaggen als Kommunikationsmittel unerlässlich. Mit ihrer Hilfe werden zahlreiche Informationen an andere Schiffe weitergegeben – auch Notfälle. Dazu gehört beispielsweise das Szenario, dass eine Person von Bord gefallen ist – oder ein Arzt dringend benötigt wird. Neben den Flaggensignalen ist Christian H. auch für den taktischen Sprechfunk auf der Brücke zuständig.
Vertrauen ist gut – Wassernachweispaste ist besser
Zu den Vorbereitungen gehört außerdem eine weiße Creme, die leicht mit Zahnpasta zu verwechseln ist. Zur Zahnpflege definitiv ungeeignet, ist sie für eine wichtige Prüfung vor der Kraftstoffübernahme unerlässlich. Hauptgefreiter Michael G. erklärt ihren Einsatz: „Bevor wir die Pumpen starten, kontrollieren wir mit der Wassernachweispaste, ob der Diesel mit Wasser verunreinigt ist. Sollte dies der Fall sein, verfärbt sich die weiße Paste rosa.“ Er hält einen Klecks Nachweispaste mithilfe eines Schraubenziehers in die Kraftstoffprobe. Entwarnung: Die Paste verfärbt sich nicht, der Kraftstoff ist demnach frei von Wasser. Die Pumpen können gestartet werden.
Kraftstoff muss gleichmäßig verteilt werden
„Bei der eigentlichen Kraftstoffübernahme geht es dann darum, die Füllstände der einzelnen Tanks zu überwachen und den Diesel gleichmäßig in der Korvette zu verteilen, damit nichts überläuft“, erklärt Oberbootsmann Merlin H. Soeben hat er mit einem Mausklick am Computer innerhalb des Rohrleitungssystems der „Ludwigshafen“ ein Ventil umgestellt – und so den Kraftstofffluss in einen anderen Tank gelenkt. Es dauert etwa eine Stunde, dann ist die Korvette vollgetankt. 196.000 Liter Diesel hat sie jetzt insgesamt an Bord.