Seit dem 22. April 2024 hat die neue, 220 Soldatinnen und Soldaten starke Einsatzkompanie im Kosovo ihre sogenannte Initial Operational Capability (IOCInitial Operational Capability) erreicht, ist also grundsätzlich arbeitsfähig. Seit diesem Tag operieren somit die ersten Kräfte in ihrem durch die NATONorth Atlantic Treaty Organization zugewiesenen Einsatzraum.
Am 15. Mai 2024 hat der Verband seine volle Einsatzbereitschaft, im NATONorth Atlantic Treaty Organization-Jargon Full Operational Capability (FOCFull Operational Capability) genannt, erreicht. Der Führer der deutschen Kräfte des Regional Command EAST von KFORKosovo Force, Oberstleutnant Rico L.*, ist mit den aktuellen Fortschritten mehr als zufrieden.
*Name zum Schutz abgekürzt.
6 Fragen an Oberstleutnant Rico L.
Führer der Deutschen Kräfte des Regional Command East KFOR
Sebastian Sänger
Wie haben Sie sich auf die Aufgabe, eine neue Einsatzkompanie für KFORKosovo Force mit aufzustellen, vorbereitet?
Die für mich persönlich recht knappe Vorbereitungszeit verbrachte ich vor allem mit der Einarbeitung in das vor Ort herrschende Konfliktpotenzial. Da bis dato der KFORKosovo Force-Einsatz für mich eher eine weniger präsente Rolle spielte, musste ich hierbei viel nacharbeiten und aufholen.
Weiterhin sind die entsprechend verpflichtenden Einsatzausbildungen ELUSAeinsatzlandunspezifische Ausbildung und ELSAeinsatzlandspezifische Ausbildung zu nennen, bei der ich die Möglichkeit nutzte, mich persönlich bei meinen Soldatinnen und Soldaten in ihrem Heimatstandort vorzustellen. Nach einer einwöchigen Erkundung im Kosovo vier Wochen vor meinem Einsatzbeginn fühlte ich mich gut vorbereitet, diesen Auftrag zu übernehmen.
Sebastian Sänger
Wie gestaltet sich die internationale Zusammenarbeit innerhalb des KFORKosovo Force-Einsatzes für Sie?
Da ich im Stab des Regional Command East, des RC-East, als verantwortlicher Stabsoffizier für die Mittel- und Langfristplanung zuständig bin, habe ich täglich Umgang mit Soldatinnen und Soldaten anderer Nationen. Besprechungen und Absprachen sind dabei tägliches Handwerk. Hierbei habe ich bereits in meinen vergangenen Auslandseinsätzen die Erfahrung gemacht, dass man offen auf die Soldaten zugehen muss und dann werden die täglichen Herausforderungen gemeinsam pragmatisch angegangen. Dabei verspüre ich keine Vorbehalte anderer Nationen. Vielmehr habe ich hier die Erfahrung gemacht, dass sich gerade die USUnited States-amerikanischen Soldaten sehr auf die deutsche Beteiligung auf allen Ebenen gefreut haben und sehr willens sind, eng mit einander und ergebnisorientiert zu arbeiten.
Sebastian Sänger
Was war bisher die größte Herausforderung, die Sie hier lösen mussten, um FOCFull Operational Capability zu erreichen?
Nach meinen ersten sechs Wochen hier bietet jeder Tag in dieser Funktion seine eigenen kleinen Herausforderungen. Sei es die einheimische Firma, die aus verschiedenen Gründen die Bauvorhaben kurzfristig nicht so unterstützen kann, wie es abgesprochen wurde, oder die allgemeinen Herausforderungen, die das Einbringen von einer Vielzahl von organisations- und teilstreitkraftübergreifenden Fähigkeiten nun mal so mit sich bringt. Dennoch sehe ich derzeit die größte Herausforderung bei der zeitgerechten Bereitstellung der Containerunterbringung. Denn aufgrund des Kontingentwechsels der USUnited States-Kräfte und dem damit verbundenen Aufwuchs an amerikanischen Soldatinnen und Soldaten müssen die deutschen Kräfte im RC-East Ende August ihre von den amerikanischen Verbündeten bereitgestellten Unterkünfte verlassen.
Sebastian Sänger
Wie bewerten Sie aus Ihrer Sicht die mit der Einsatzkompanie eingebrachten militärischen Fähigkeiten bezogen auf den Auftrag?
Einzigartig! Einzigartig bezogen auf die Kampfkraft der Einsatzkompanie, die meines Wissens derzeit die größte Kompanie im gesamten KFORKosovo Force-Einsatz ist, und natürlich einzigartig bezogen auf die Fähigkeiten, die diese Kompanie dem Auftrag zur Verfügung stellen kann. Gestützt durch die Tatsache, dass ich die Soldatinnen und Soldaten meines Verantwortungsbereiches bereits fünf Wochen im Auftrag erleben durfte, stelle ich eindeutig fest, dass professionelles Auftreten, gepaart mit unermüdlicher Motivation, hier etwas aufzubauen, Prädikate sind, die sich die Einsatzkompanie gutschreiben lassen kann.
Sebastian Sänger
Was unterscheidet diesen Einsatz aus Ihrer Sicht von anderen?
Dies ist mein dritter Einsatz. Bei jedem vorhergehenden Einsatz war ich auf einer anderen Führungsebene mit langjährig bewährter Infrastruktur mit festen Abläufen eingesetzt. Dies ist hier eindeutig anders! Ich ziehe jeden Tag ein großes Maß an Dienstzufriedenheit aus meinem täglichen Dienst, da wir hier auf nichts Bestehendes zurückgreifen können und gemeinsam etwas Neues aufbauen. Improvisationstalent und eine gewisse Leidensfähigkeit erwarte ich hierbei nicht nur von mir selbst, sondern auch von allen meinen unterstellten Soldatinnen und Soldaten. Das bekommen wir hier aber auch sehr gut gemeinsam hin und das macht den Dienst hier auch so reizvoll.
Sebastian Sänger
Was fehlte Ihnen am meisten oder worauf freuen Sie sich am meisten nach dem Einsatz?
Die Frage lässt sich im ersten Schritt sehr leicht beantworten. Natürlich vermisse ich meine Frau und meine zwei Töchter zu Hause und ich freue mich jeden Tag mehr auf das Wiedersehen! Aber auch meinen Garten und die regelmäßigen Treffen mit Verwandten und Freunden bei einer Thüringer Bratwurst und Bier sind die Dinge, auf die ich mich nach dem Einsatz wieder freuen kann. Schlussendlich freue ich mich auch wieder auf meinen Dienst und meine Kameraden an meinem Heimatstandort Marienberg, die nun ohne mich die geplanten Übungs- und Ausbildungsvorhaben im Sommer diesen Jahres durchführen müssen.
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