Wie kommt das Kerosin in den Flieger?
Wie kommt das Kerosin in den Flieger?
- Datum:
- Ort:
- Al-Asrak
- Lesedauer:
- 3 MIN
Die Bundeswehr verlegt regelmäßig viele deutsche Soldatinnen und Soldaten sowie tonnenweise Material mit ihren Transportflugzeugen vom Typ A400M in die Einsatzgebiete. Damit man fliegen kann, braucht es Benzin, genauer gesagt Flugturbinenkerosin. Aber wie kommt eigentlich das Kerosin in den Flieger?
Beim deutschen Kontingent Counter Daesh/Capacity Building Irak wird die Betankung regelmäßig durchgeführt. Dahinter steckt einiges an Vorbereitungen und Organisation. F-34 heißt der Kraftstoff, den die Luftfahrzeuge benötigen. Da sich der Flugbetrieb beziehungsweise das Flugaufkommen jederzeit ändern kann, wird die anzufordernde Menge durch den Betriebsstofffeldwebel und sein Team aus dem Bereich Petrol, Oil & Lubricants (POLPetrol, Oil and Lubricants) vorausschauend geplant, sodass jederzeit ausreichend vorhanden ist. Sie sind ebenfalls verantwortlich für die Qualitätsprüfung und die Entscheidung, ob der Kraftstoff für die Flugzeuge genutzt werden darf. Nachdem der Kraftstoff durch die ortsansässige Raffinerie angeliefert wurde, dauert es etwa zwei Stunden den Kraftstoff in das Tanklager zu pumpen. Dabei werden 50.000 Liter pro Tankwagen „abgelassen“, so der Fachausdruck. Erst jetzt kann eine Probe gezogen werden, bei der im Laborcontainer jede Menge Prüfungen durchgeführt werden müssen.
Mindestens neun Prüfungen notwendig
Einige der Untersuchungen müssen dabei von einem zertifizierten Betriebsstofffeldwebel durchgeführt werden. Die Güteprüfung umfasst mehrere Verfahren: Es wird der Flammpunkt herausgefunden, das heißt es wird untersucht bei welcher Temperatur der Kraftstoff entzündbar ist. Außerdem wird der Gefrierpunkt, die Leitfähigkeit und Dichte festgestellt. Ebenfalls ein Zeugnis der Güte gibt der Siedeverlauf an. Bei dem wird beobachtet, bei welcher Temperatur das Kerosin ganz verdampft ist. Besonders wichtig ist es, zu wissen, wie viele Additive, also Zusatzstoffe wie zum Beispiel Gefriermittel, („Anti Icing“) in der Raffinerie zugeführt wurden. Diese können im Zweifel dazu führen, dass der Betriebsstoff nicht genutzt werden darf, da er beispielsweise die Leitungen des Luftfahrzeuges beschädigen würde. Deswegen wird auch die Stärke der Kupferkorrosion begutachtet und auf Verunreinigungen untersucht.
Nur im Einsatz
Erst wenn diese genannten Prüfparameter den Vorgaben des Wehrwissenschaftlichen Institutes entsprechen, darf der Kraftstoff freigegeben und zur weiteren Verwendung genutzt werden. Eine Güteprüfung dauert etwa dreieinhalb Stunden. In Deutschland wird dieses Verfahren der Güteprüfung bereits beim Wehrwissenschaftlichen Institut durchgeführt. Im Auslandseinsatz erledigt dies der Betriebsstofffeldwebel. Er entspricht im Zivilen einem Chemielaboranten, beziehungsweise einem Industriemeister der Fachrichtung Chemie.
33 Tonnen im Tankwagen
Sobald der Betriebsstofffeldwebel den Tank freigegeben hat, wird der Flugfeldtankwagen mit Kraftstoff befüllt. Eine Auftankung dauert pro Tankwagen circa eine Stunde.
Um eine Verminderung der Qualität zu verhindern, muss der bereits erprobte Kraftstoff aus dem Tanklager noch ein weiteres Mal geprüft werden. Dazu wird eine weitere Probe direkt aus dem Tankwagen entnommen. Das muss gemacht werden, um Verunreinigungen durch Schnittstellen wie Ventile und Schläuche oder durch Beschädigungen und daraus entstehende Verschmutzungen im Inneren des Tankes auszuschließen.
Der Höhepunkt: Die Betankung
Nachdem alle Qualitätsmerkmale erfüllt sind, fahren die FTWs zum Flugzeug, um die benötigte Menge Kraftstoff zu liefern. Der Tank des A400M hat ein maximales Fassungsvermögen von 50,5 Tonnen Kerosin. Der Betankungsvorgang variiert von der angeforderten Menge und dauert in der Regel zwischen 45 und 60 Minuten. Außer dem A400M können auch die meisten anderen Luftfahrzeuge, wie A330 oder auch die Antonow AN-24 mit F-34 betankt werden.
Nicht nur Flugzeuge brauchen Sprit!
Die Soldaten aus dem Bereich POLPetrol, Oil and Lubricants sind nicht nur für das Betanken der Flugzeuge da, sondern kümmern sich auch um Diesel und Benzin der herkömmlichen Autos. Zweimal die Woche befüllen sie mit einem Straßentankwagen die Bodendienstgeräte wie zum Beispiel den Gabelstapler am Flugplatz. Auch die Notstromversorgung läuft mit Dieselkraftstoff und muss regelmäßig kontrolliert werden, damit bei einem Stromausfall alles reibungslos funktioniert.
Für diese Kraftstoffe muss ebenfalls eine Güteprüfung erfolgen.
Es wird also nie langweilig und auch wenn sie meist unsichtbar sind, könnte kein Flugzeug bei Counter Daesh/Capacity Building Irak abheben, wenn der Betriebsstofffeldwebel und sein Team in Jordanien nicht so gewissenhaft ihren Dienst verrichten würden.