Zu Gast in Jordanien: Umweltschutz in der Wüste

Zu Gast in Jordanien: Umweltschutz in der Wüste

Datum:
Ort:
Al-Asrak
Lesedauer:
4 MIN

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In den Pfützen schwimmt Benzin, schillernd wie ein Regenbogen“ – was Reinhard Mey 1974 so poetisch in der Ode „Über den Wolken“ schilderte, wirkt im 21. Jahrhundert mahnend. Das skizzierte Bild scheint weit entfernt von einem nachhaltigen Umgang mit der Natur. Reservistendienst Leistende Hauptmann Saskia G. ist sich dessen als Umweltschutzoffizier im Auslandseinsatz stets bewusst. In Jordanien trägt sie dazu bei, dass weder die Wasserreserven noch die Böden des Landes durch das Engagement der Bundeswehr vor Ort verunreinigt werden.

Viel Lärm um nichts?

Eine Soldatin sitzt an einem Schreibtisch mit zwei Monitoren. Hinter ihr scheint Licht durch das Fenster

Umwelt- und Entsorgunskonzepte sind nur ein Teil ihres vielseitigen Alltags: Hauptmann Saskia G. am Arbeitsplatz

Bundeswehr/PAO Jordanien

Viel Ruhe bietet das deutsche Camp Sonic in Jordanien nicht gerade. In allen Ecken surren monoton die Generatoren und Notstromaggregate. Ein jordanischer Müllwagen fährt die Straßen im Lager entlang und leert die aufgestellten Container: Schwungvoll rutscht der Abfall aus den angehobenen Tonnen und landet schallend im Wageninneren. Aus der Ferne erklingt ein weiteres Geräusch, vier startende Propeller stimmen in die Geräuschkulisse des Lagers ein. Gleich wird sich das deutsche Transport- und Tankflugzeug A400M von der Startbahn erheben. Es wird immer lauter und der A400M steigt in den jordanischen Himmel auf. Jetzt kann man ihn auch über den Schutzwällen des Camps erspähen. Der A400M entfernt sich, die surrenden Propeller werden leiser, das monotone Dröhnen der Generatoren im Camp bleibt bestehen.
All diese Geräusche prägen den Alltag im Einsatz von Hauptmann Saskia G., sie selbst vernimmt diese nach mehreren Wochen im Einsatz kaum noch. Stattdessen sorgt sie dafür, dass die vielen Quellen dieser Geräuschkulisse, die Antriebsgeneratoren oder Klimaanlagen, umweltverträglich arbeiten können.

Es gilt das Prinzip Vorsorge

Eine Soldatin steht mit Warnweste neben einem Tankwagen am A400M

Verschüttetes Kerosin könnte den Boden verunreinigen und Gefahr für Leib und Leben bedeuten. Dies gilt es zu verhindern

Bundeswehr/PAO Jordanien

Das Vorsorgeprinzip hat sich die studierte Diplom-Ingenieurin für Umwelttechnik als oberstes Ziel gesetzt. „Ich möchte Bodenverunreinigungen und Abfälle soweit wie möglich vermeiden“, erklärt sie in ihrer authentischen Art. „Überall, wo die Bundeswehr im Ausland eingesetzt ist, versuchen wir natürlich, die Umwelt unseres Gastlandes zu erhalten und zu schützen.“ Manchmal sind es vermeintlich einfache Maßnahmen, um umweltverträglich vorzusorgen. „Wir fordern zum Beispiel nur die Menge an Betriebsstoffen an, die wir auch wirklich benötigen“, erwähnt Saskia G. im Auto auf dem Weg zum Betriebsstoffdepot. Alle Beteiligten sind dazu angehalten, mit den vorhandenen Reserven entsprechend zu wirtschaften und sorgsam umzugehen.

Inzwischen ist sie im Depot angekommen, hier hält sie sich öfter auf. Sie begrüßt die Kameradinnen und Kameraden vor Ort, unterhält sich mit ihnen und erfährt die neuesten Informationen. Ursprünglich wurde hier eine Sammelstelle eingerichtet, um Sonderabfälle zu lagern und entsprechend zu behandeln. „Beispielsweise fallen in Jordanien häufiger Altkraftstoffe oder Altöle an“, weiß Saskia G. aus ihrer Erfahrung zu berichten. Immerhin stellt das Betanken von Luftfahrzeugen den Hauptbestandteil des Auftrages der Mission Counter Daesh dar. Erklärtes Ziel von Hauptmann Saskia G. ist es, diese Abfälle sinnvoll weiterzuverwenden. „Da die Recyclingquote in Jordanien ungefähr fünf Prozent beträgt, setzen wir uns von Anfang an zum Ziel, das entsprechende Abfälle nicht deponiert werden.“ Deshalb trifft sie Absprachen, für die Verwertung von Altölen und Altkraftstoffen als Ersatzbrennstoffe im Gastland.

Wiederverwendung für den guten Zweck

Eine Soldatin beklebt einen Container mit dem Schild „Altkraftstoff“. Das Wort ist auch auf Arabisch und Englisch vermerkt

Vorbereiten zum Weiterverwerten: Saskia G. markiert die Behälter an der Sammelstelle entsprechend

Bundeswehr/PAO Jordanien

Auch alte Möbel oder ITInformationstechnik-Ausstattungen, werden mit dem Ziel der Wiederverwendung an das Gastland abgegeben, um die lokalen Deponien zu entlasten. Auf diese Weise erhöhen sich zugleich Nutzen und Lebensdauer der Gebrauchsgegenstände, ohne dass die Umwelt zusätzlich belastet wird. Alternativ könnten diese Gegenstände nach Deutschland zurücktransportiert werden, doch oftmals ist der Mehrwert dieses Vorgehens gering. Da die logistische Verbindung nach Deutschland über den Lufttransport führen würde, sind sowohl der Kosten-Nutzen-Effekt als auch die Umweltbelastung eines solchen Fluges zu hinterfragen. „Als ich 2016 in Kosovo war, hatten wir noch eine Landverbindung nach Deutschland“, berichtet die einsatzerfahrene Umweltbeauftragte. „Diese besteht in Jordanien nicht.“ Dieser Umstand lässt die zielführende Wiederverwendung noch wichtiger erscheinen.

Müll vermeiden, wo immer es geht

Eine einheimische Deponie mit vielen Fässern, Kanistern und Säcken

Eine lokale Sonderabfalldeponie zeigt, wie wichtig das Vermeiden von Müll ist

Bundeswehr/Archiv

Neben der Wiederverwendung ist es Saskia G. eine ganz besondere Herzensangelegenheit, Einwegprodukte zu vermeiden. Noch dieses Jahr werden in der Europäischen Union bestimmte Plastik- und Styroporgegenstände verboten. Daher appelliert sie entsprechend an die Soldatinnen und Soldaten im Einsatz, wo immer möglich auf Einweggeschirr zu verzichten. „Aufgrund der geringen Recyclingquote im Land versuchen wir, unsere Abfälle nachhaltig auf so geringem Niveau wie möglich zu halten“, untermauert Saskia G. ihren Appell.

„Ich werde hier nicht die Welt retten. Doch ich kann die richtigen Impulse setzen und initiativ werden“, ordnet Saskia G. ihre Tätigkeit ein. Umweltschutz funktioniert nur, wenn alle Angehörigen des deutschen Einsatzkontingentes entsprechend sensibilisiert sind und handeln – und natürlich muss das Gastland ebenfalls seinen guten Willen zeigen. „Gegenüber unseren Partnern in Jordanien weise ich auf gewisse Punkte hin und die werden auch angenommen“, berichtet Saskia G. mit etwas Stolz und einem Lächeln.

Jedes ihrer Worte wird untermalt von den beständigen Geräuschen der Generatoren im deutschen Camp Sonic in Jordanien. Unweigerlich muss man zum Abschluss des Gesprächs an Reinhard Meys wohl bekanntesten Hit denken und lässt den Text Revue passieren: „Nur von fern klingt monoton das Summen der Motoren.“

von Hauke  Meier

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