Iron Wolf: Höhepunkt jeder EFP-Rotation

Iron Wolf: Höhepunkt jeder EFP-Rotation

Datum:
Ort:
Rukla
Lesedauer:
4 MIN

4.000 Soldaten, zwei Wochen, eine Übung: Bei Iron Wolf stellen die multinationale EFP-Battlegroup Litauen und die litauische Iron Wolf-Brigade ihre Fähigkeiten unter Beweis. An der Übung nehmen auch Großbritannien, Dänemark, Polen und die USA teil. Für die Battlegroup Litauen geht es auch um die NATO-Zertifizierung ihrer Einsatzfähigkeit. Angestrebter Status: Combat Ready.

Zwei Soldaten mit ihren Waffen in Stellung

Zwei Soldaten sichern aus einer Stellung heraus das Gelände.

Bundeswehr/Christian Vierfuß

Das Szenario

In einer fiktiven Lage steht dem NATO-Verband ein Gegner aus dem nahen Ausland gegenüber. Dieser ist unter einem Vorwand auf das litauische Territorium Eingedrungen. Mit seinen Truppen versucht er die litauische Hauptstadt Vilnius einzunehmen. Die Enhanced Forward Presence (EFP) Battlegroup Litauen reagiert auf den Angriff mit einer Verzögerungsoperation. Es gilt, den Gegner abzunutzen, Zeit zu gewinnen und weitere Truppen für einen Gegenangriff zu sammeln. Anschließend geht die Battlegroup in die Offensive, treibt den Gegner zurück und sichert das wiedergewonnene Gelände. „Unser Auftrag ist es, die territoriale Integrität wiederherzustellen. Wir zeigen, dass wir jederzeit bereit sind, uns und die Grenzen des NATO-Bündnisses zu verteidigen,“ fasst Oberstleutnant Peer Papenbroock, Kommandeur der EFP-Battlegroup Litauen, zusammen. Durch seine komplexe Lage, seine intensiven Gefechte und seine Multinationalität ist Iron Wolf ein Zugewinn für jede Nation, denn „wir sehen Dinge bei unseren Partnern, die sehr erfolgreich sind und die wir auch übernehmen können,“ so Papenbroock.

Soldaten verschiedener Nationen bei einer Lagebesprechung an einer Karte

Soldaten aus allen beteiligten Nationen bei der Lagebesprechung an der Karte.

Bundeswehr/Christian Vierfuß

NATO-Zertifizierung: Combat Ready

Iron Wolf ist die größte Übung jeder EFP-Rotation in Litauen, sie findet regelmäßig zweimal im Jahr statt. Hier werden im Wesentlichen die Fähigkeit zur taktischen Verlegung und die Einsatzbereitschaft des Personals und Materials überprüft: „Ziel ist, dass wir bei jeder Übung die Soldaten besser machen. Das beginnt beim MG-Schützen und endet beim Kommandeur“, erklärt Papenbroock. Von der Planung über die Durchführung bis zum Übungsabschluss sind alle Teilnehmer stark gefordert. Die Übung ist für die EFP-Battlegroup entscheidend, da sie der Zertifizierung durch die NATO dient. Anhand eines Prüfkatalogs wird festgestellt, ob alle Zahnräder ineinandergreifen und der Auftrag auch erfolgreich in die Praxis umgesetzt wird. Ein multinationales Inspektionsteam überprüft den Verband und stellt fest, ob die Battlegroup Litauen voll einsatzbereit ist. Deutschland stellt dabei als Rahmennation den Leitverband, derzeit das Panzerbataillon 104 aus dem bayrischen Pfreimd. Weitere Teile der Battlegroup sind neben Unterstützungs-, Logistik- und Sanitätseinheiten je eine Panzergrenadierkompanie aus den Niederlanden und Tschechien, sowie ein norwegischer Feuerunterstützungstrupp, die Joint Fires Section.

Schulter an Schulter

Verantwortlich für die Durchführung von Iron Wolf ist die gleichnamige litauische mechanisierte Infanteriebrigade. „Die multinationale EFP-Battlegroup und zwei litauische Infanteriebataillone üben zeitgleich zusammen“, sagt Papenbroock. Während der Übung „sind aber auch litauische Kräfte in die Battlegroup integriert, wie Fernmelde- und Flugabwehrkräfte.“ Deutschland hat dazu Verstärkungskräfte nach Litauen verlegt: Die Überwachungsdrohne KZOKleinfluggerät für Zielortung z.B. kommen vom Aufklärungsbataillon 8 aus Freyung, die Panzerhaubitzen 2000 werden vom Artilleriebataillon 131 in Weiden gestellt. Nach der Übung werden sie Litauen wieder verlassen.

Panzer fahren durch ein waldiges Gelände

Der Leopard 2: Geballte Power, die es mit jedem Gegner aufnehmen kann.

Bundeswehr/Christian Vierfuß

Operation der verbundenen Waffen

Der Truppenübungsplatz Pabrade, der größte Litauens, bietet allen Teilnehmer gute Möglichkeiten, um ihr Potential auszuschöpfen: Von Waldstücken über Freiflächen zu Gewässern und Übungsortschaften. Die zweiwöchige Übung beginnt mit der Alarmierung und der Verlegung aus Rukla, dem Heimatstandort der EFP-Battlegroup. „140 Kilometer Anmarsch mit circa 300 Fahrzeugen. Die Marschzeiten haben wir nahezu auf die Minute gehalten“, stellt der Kommandeur fest. Alle Einheiten der Battlegroup und der Verstärkungskräfte üben bei Iron Wolf das Zusammenspiel ihrer Waffensysteme. Auf dem langen Transport werden besonders die Soldaten der Logistik, der Instandsetzung sowie die Militärpolizei von EFP gefordert. In den Gefechten, von der Verzögerung bis zum Gegenangriff, tragen vor allem die Infanterie, die Panzerkräfte und die Artillerie die Hauptlast. Auf niederländischer Seite kämpfen die Infanteristen mit dem gepanzerten Gefechtsfahrzeug Boxer, die Tschechen mit dem Transportpanzer Pandur. Den Schützenpanzer Marder, den Kampfpanzer Leopard 2 und die Panzerhaubitze 2000 stellt die Bundeswehr bereit. Pioniere sorgen mit dem Pionierpanzer Dachs dafür, eigene Hindernisse anzulegen oder feindliche zu räumen. Aus der Luft unterstützen britische Apache-Kampfhubschrauber die Übung. Niederländische Fennek-Panzerwagen und deutsche Scharfschützen beobachten den Gegner auf Schritt und Tritt. Dazu kann das niederländische Heavy Weapon Platoon mit ihrer Mörsern Steilfeuer einsetzten. Dem Gegner, in dessen Rolle litauische Kameraden schlüpfen, wird stark zugesetzt, denn „die Stärke liegt in den Operationen mit verbundenen Waffen“, erklärt Papenbrook. Er führt das Gefecht entweder aus seinem Gefechtstand, der alle 15 Stunden verlegt wird, oder mobil aus seinem Führungspanzer Leopard 2. Mit einer Demonstration ihrer Fähigkeiten vor internationalen und einheimischen Besuchern beim ‘Distinguished Visitors Day‘ am letzten Tag beendet die eFPenhanced Forward Presence Battlegroup die Iron Wolf-Übung der 5. Rotation. Ein wenig erschöpft, aber zufrieden und mit der NATO-Zertifizierung in der Tasche verlegen die Soldaten wieder zurück in ihren Standort Rukla. Sie haben bewiesen, dass sie jederzeit in der Lage sind, ihren Auftrag zu erfüllen.

Soldaten stehen an einem Gedenkstein mit der Aufschrift „Camp Adrian Rohn“

Das Feldlager trägt seit Beginn der 5. Rotation den Namen „Camp Adrian Rohn“.

Bundeswehr/Christian Vierfuß

In Stein gemeißelt: Erinnerung an verunglückten Soldaten

Während der Übung Iron Wolf gab es auch einem Moment der Besinnung und der Erinnerung. Am Eingangstor des Feldlagers auf dem Übungsplatz Pabrade wurde feierlich ein Gedenkstein enthüllt. Das Feldlager trägt seit Beginn der 5. Rotation den Namen “Camp Adrian Rohn“, jetzt wurde die Umbenennung mit der Enthüllung des Gedenksteins vollzogen. Er erinnert an den Oberstabsgefreiten Adrian Rohn, der als Soldat des Vorgängerkontingents Anfang Oktober vergangenen Jahres bei einem tragischen Unfall auf dem Übungsplatz in Pabrade ums Leben kam. An der feierlichen Zeremonie haben auch Gäste aus Bad Frankenhausen, der militärischen Heimat des Soldaten, teilgenommen. „Adrian Rohn starb bei der Ausübung seines Dienstes für uns, für uns alle. In Erinnerung an ihn und ihm zu Ehren müssen wir unseren Dienst als Soldat hier fortsetzen, damit sein Verlust nicht umsonst war“, so Oberstleutnant Peer Papenbroock.

von PAO EFP 

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