Irak: Unterwegs als Interkultureller Einsatzberater

Irak: Unterwegs als Interkultureller Einsatzberater

Datum:
Ort:
Erbil
Lesedauer:
3 MIN

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„Der Norddeutsche spricht wenig, dafür aber direkt“, scherzt Hauptmann Christoph N., der ursprünglich aus Hamburg stammt. Als Interkultureller Einsatzberater (IEBInterkultureller Einsatzberater) ist er bei Capacity Building Iraq eingesetzt. Er ist einer der „menschlichen Sensoren“ seines Kommandeurs, wenn es um die Stimmung in der Region geht. Dazu verlässt er das multinationale Camp oft. Er muss sich mit unterschiedlichen Akteuren, Verbindungen und mitunter auch alten Feindschaften im Einsatzland auskennen.

Fauxpas möglichst vermeiden

Vier Personen mit Mund-Nasen-Schutz, davon sind zwei Soldaten, sitzen in einem Garten auf Stühlen und unterhalten sich

Hauptmann Christoph N. ist im Einsatz sowohl in einem selbstständigen Team als auch mit dem Kommandeur unterwegs

Bundeswehr/Maximilian Euler

Die Interkulturellen Einsatzberater sind bei den Einsätzen der Bundeswehr oft in einem selbstständigen Team, aber auch mit dem Kommandeur unterwegs. „Die Menschen in den Einsatzländern haben häufig andere Wertvorstellungen und Lebensweisen als wir Deutschen. Handlungen müssen vor Ort auch vor dem Hintergrund der kulturellen Unterschiede getätigt werden“, berichtet Christoph N. Die Berater helfen in den fremden Ländern ihren Vorgesetzten, wenn abweichende Erwartungen, Kommunikationsregeln oder Etikette zum Hindernis werden könnten. „Ich habe mehrere Jahre in unterschiedlichen Ländern gelebt, da bekommt man ein Auge für die kleinen Unterschiede“, erzählt Hauptmann Christoph N.

Die Deutschen werden in der Region sehr wertgeschätzt. Damit das so bleibt, informiert und sensibilisiert Hauptmann N. neue Soldatinnen und Soldaten über die kulturellen Gegebenheiten im Irak und hält Vorträge über Themen, welche die Bevölkerung im Land beschäftigen, sowie über geschichtliche Ereignisse, welche die Gegenwart bis heute prägen.

„Kulturelles Verständnis steigert das Ansehen der Truppe und beugt vor, dass es zu Missverständnissen mit Einheimischen kommt. Letztendlich erhöht es auch die Sicherheit meiner Kameradinnen und Kameraden und kann die Zusammenarbeit erleichtern“, so Hauptmann Christoph N. weiter. Ein interessantes Beispiel: Das Überschlagen der Beine ist hierzulande ein unhöflicher Fauxpas, weil man auf diese Weise einer anderen Person seine Fußsohlen zeigt.

Ein funktionierendes Netzwerk ist unabdingbar

Ein Soldat steht während eines Vortrags vor einer Leinwand mit der Überschrift „Parlamentswahlen“

Bei regelmäßigen Vorträgen spricht Hauptmann Christoph N. über das Land und die dazugehörigen Kulturen

Bundeswehr/Maximilian Euler

Der IEBInterkultureller Einsatzberater ist für seinen Vorgesetzten Auge und Ohr in der Gesellschaft. Er verlässt das multinationale Camp und sammelt Eindrücke aus der Region – ein wichtiger zusätzlicher Baustein für ein umfassendes Lagebild. „Ich versuche, mich mit unterschiedlichsten Personen aus der Gesellschaft zu treffen. Die Gespräche sind nicht immer einfach. Um ein umfassendes Bild von einer Situation zu bekommen, ist ein funktionierendes Netzwerk wichtig.“

Als Analyst beschäftigte sich Christoph N. bereits in Deutschland tagtäglich mit dem Irak und ist deshalb froh, hier zu sein, um auch persönlich in die Kultur einzutauchen: „Das ist der interessanteste Einsatz, den ich mir vorstellen könnte.“ Auch im Camp fühlt er sich wohl: „Als IEBInterkultureller Einsatzberater ist man ein wenig ein Sonderling, weil sich die Hauptaufgaben deutlich von den klassisch-militärischen Tätigkeiten unterscheiden. Die Kameradinnen und Kameraden haben mich gut aufgenommen und sind neugierig. Bei Vorträgen gibt es immer Interessierte, die gern mehr über das Land und die Kultur wissen wollen. Häufig entstehen so spannende Gespräche.“

Ziviles Wissen für die Bundeswehr nutzen

Im Vordergrund des Bildes ein Arm eines deutschen Soldaten in Uniform, auf seinem Patch ist eine Palme abgebildet

Bei dem Einsatz Capacity Building Iraq ist das kulturelle Verständnis im Umgang mit Einheimischen wichtig

Bundeswehr/Maximilian Euler

Die Karriere von Hauptmann Christoph N. begann nicht bei der Bundeswehr – er ist ein Seiteneinsteiger. Bevor er zur Bundeswehr gegangen ist, studierte er Sozialwissenschaften mit den Fächern Internationale Beziehungen, Wirtschafts- und Sozialpsychologie, Rechtswissenschaften sowie Betriebswirtschaftslehre. Nach einer Reservedienstleistung war die Entscheidung für den damaligen Reservisten klar: „Ich bewarb mich als Seiteneinsteiger bei der Bundeswehr. Die Möglichkeit, dann als IEBInterkultureller Einsatzberater in den Einsatz zu gehen, war für mich eine gute Gelegenheit, die Berufserfahrungen aus meinem zivilen Leben mit der als Analyst erlernten Regionalexpertise zu verbinden.“ Diverse Lehrgänge später sitzt er 4.000 Kilometer von Deutschland entfernt neben seinem Kommandeur und berät ihn – als Experte.

von Maximilian  Euler

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