Ein Team, zahlreiche Aufgaben und bewegende Momente
Ein Team, zahlreiche Aufgaben und bewegende Momente
- Datum:
- Ort:
- Irak
- Lesedauer:
- 4 MIN
Wesentliches Merkmal des Teams IEBInterkultureller Einsatzberater ist nicht nur das ausgeprägte interkulturelle Wissen über das Einsatzland, ein weiterer Schwerpunkt ist auch die Planung und Organisation von Terminen für den Führer Deutsche Kräfte bei Capacity Building Irak (CB-I) Oberst Dirk Bollinger sowie seine Beratung.
„Langeweile kommt hier nicht auf“, sagt Oberstleutnant Volker T., während sein Telefon klingelt und er ein Gespräch mit einem kurdischen Abgeordneten auf Englisch beginnt. Kein ungewohntes Bild. Das Team IEBInterkultureller Einsatzberater berät den Führer Deutsche Kräfte CB-I Oberst Dirk Bollinger nicht nur in interkulturellen Angelegenheiten, sondern ist auch für die Planung, Vorbereitung und Durchführung der einzelnen Gesprächsführungen bei militärischen oder politischen Vertretern verantwortlich und begleitet ihn bei der Durchführung. „Man muss die kurdische Tradition und Mentalität verstehen, sie zum Teil auch leben, um eine ordentliche Terminplanung und Organisation auf die Beine stellen zu können“, meint Hauptfeldwebel Patric S., der als IEBInterkultureller Einsatzberater-Feldwebel seinen Dienst im Irak verrichtet.
Damit wirkt das Team IEBInterkultureller Einsatzberater als wichtiges Bindeglied zwischen der kurdischen und der deutschen militärischen Führung. Darüber hinaus ist sie Berater, Sensor und gleichzeitig Effektor für das Deutsche Einsatzkontingent. „Als Sensor sammeln wir in der Direktkommunikation Informationen und können somit zu einem umfassenderen Lagebild beitragen“, merkt Oberstleutnant Volker T. an. Ob Termine beim Vizepräsidenten der Region Kurdistan im Irak (RKI), bei einem General im Ministry of Peshmerga Affairs (MoPA, ähnlich dem deutschen Verteidigungsministerium) oder direkt in einem Hauptquartier einer Peshmerga-Einheit: „Alle Absprachen laufen über unseren Tisch“, stellt Hauptfeldwebel Patric S. heraus und weist so nochmals auf die Bedeutung seines Teams hin.
Aufgaben nicht nur im Camp
Im Vergleich zu zivilen Berufen sind wir die Außendienstmitarbeiter des Deutschen Einsatzkontingents. Alle Partner befinden sich außerhalb des multinationalen Camps Erbil, weit über die Stadtgrenzen hinaus, zum Beispiel in Sulaimaniyya, Halabdscha oder auch in Dohuk. Bevor mit dem Führer Deutsche Kräfte CB-I ein Besuchstermin wahrgenommen wird, erfolgt die Vorerkundung. So war es auch am Grabmal für den verstorbenen ehemaligen Präsidenten des Irak, Mam Jalal Talabani. Eine Woche vor dem Besuch wurden im Rahmen einer Erkundung vor Ort alle notwendigen Absprachen getroffen und ein entsprechendes Besuchsprogramm mit den kurdischen Counterparts abgestimmt. Beim eigentlichen Termin muss dann alles gut getaktet und geplant ablaufen. „Wo parken die Autos, wie wird sich vor Ort verhalten, wer sind die Gesprächspartner – alle Räder müssen ineinandergreifen und wir dürfen nichts dem Zufall überlassen“, stellt Oberstleutnant Volker T. heraus.
Immer wieder bewegende Momente
Die Bundeswehr ist im gesamten Nordirak ein gern gesehener Gast. So auch in Halabdscha, der Ort, an dem im März 1988 ein grauenhafter Gasangriff auf die Bevölkerung stattgefunden hat. In Gedenken an die vielen Opfer hat die deutsche Delegation an der Gedenkstätte in Halabdscha einen Kranz niedergelegt, um der 5000 Todesopfer dieses entsetzlichen Übergriffs zu gedenken. Hauptfeldwebel Patric S. sagt: „Auch das gehört zu unserer Aufgabe, die für uns mehr als nur eine Pflichtübung ist.“ Bei der Kranzniederlegung sind die Bürgermeisterin, der Direktor der Gedenkstätte sowie ein Überlebender des Angriffes anwesend. Auch für den militärischen Sprachmittler des Teams ein bewegendes Ereignis: „Ein Gänsehautmoment für uns alle“, resümiert A. nach der Zeremonie.
Regelmäßiger Austausch mit kurdischen Generalen
Der regelmäßige Austausch mit den Generalen der Peshmerga gehört ebenfalls zum Dienstalltag des Teams IEBInterkultureller Einsatzberater. Solche Treffen dienen der Informationsgewinnung und können somit in die Beratungsleistung für das deutsche Einsatzkontingent einfließen. Gleiches gilt für die Spitzengespräche mit Oberst Dirk Bollinger, dem Führer Deutsche Kräfte CB-I, dem sogenannten Key Leader Engagement, mit dem Führungskreis der kurdischen Streitkräfte. „Hier bereiten wir unseren Oberst auf die anstehenden Gespräche vor, nutzen bisherige Mitschriften sowie unsere eigene Expertise aus vergangenen Meetings mit den jeweiligen Gesprächspartnern“, beschreibt Hauptfeldwebel Patric S. mit kurzen Worten. „Doch es bleibt nicht nur bei der Vorbereitung. Denn nach jedem Termin geht unsere Arbeit weiter. Alles muss protokolliert werden und auch dies liegt in meinem Verantwortungsbereich“, ergänzt Oberstleutnant Volker T.
Eigene Erfahrungen mit der Truppe teilen
„Mir persönlich kommt es besonders darauf an, das Deutsche Einsatzkontingent an unseren Erfahrungen teilhaben zu lassen“, so Oberstleutnant Volker T. Deshalb werden regelmäßig Weiterbildungen und Informationsveranstaltungen über Land, Kultur und aktuelle Themen durchgeführt. Hierbei stehen zeitgeschichtliche Ereignisse wie der Völkermord an den Jesiden, der Giftgasangriff von 1988 auf Halabdscha oder auch aktuelle politische Entwicklungen wie die bevorstehenden kurdischen Regionalwahlen auf der Agenda.
Kein Tag ist wie der andere
„Kein Tag ist wie der andere und das ist auch gut so“, sagt Hauptfeldwebel Patric S. nach der Abschlusszeremonie einer Grundausbildungseinheit der Peshmerga.
Die Zeit vergeht für das kleine Team mit seinen vielen Aufgaben gefühlt wie im Fluge. Vorbereitung, Termin, Durchführung und Nachbereitung – da bleibt kaum Zeit für das Team zum Durchatmen.
Ganz am Ende erleben wir noch einen bewegenden Moment, denn der einsatzerfahrene Stabsoffizier will seinem Team für die Arbeit danken. „Ohne meinen IEBInterkultureller Einsatzberater-Feldwebel und den militärischen Sprachmittler könnte ich den Dienstbetrieb hier einstellen“, so Oberstleutnant Volker T. Grinsend schaut Hauptfeldwebel Patric S. nach einem gemeinsamen Foto zu ihm herüber und winkt freundlich ab. „Die Vorbereitungen für morgen müssen heute noch abgeschlossen werden“, entgegnet er seinem Vorgesetzten und verschwindet in einem Gebäude.