Wir sind iM EINsatz: Das mobile Rettungsteam in Afghanistan

Wir sind iM EINsatz: Das mobile Rettungsteam in Afghanistan

Datum:
Ort:
Masar-i Scharif
Lesedauer:
4 MIN

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Von Afrika bis zum Kosovo, auf zwei Weltmeeren und in Afghanistan: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten unsere Soldaten täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Mein Einsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.


Arzttrupp vor dem Einsatzwagen

Teamleistung: Der bewegliche Arzttrupp im Einsatz in Afghanistan

Bundeswehr / Oliver Pieper

Am Morgen des 16. Januar 2019 lande ich als Nachfolgerin meiner ärztlichen Kollegin im 13. Einsatzkontingent Resolute Support in Masar-i Scharif, als mein Fahrzeugkommandant und mein Fahrer, die beide bereits schon seit zwei Monaten hier vor Ort sind, mich sehr herzlich empfangen.

Wir, Oberfeldwebel Johannes K. als Fahrzeugkommandant, Stabsunteroffizier Ivan F. als Kraftfahrer und meine Person Esther F. als „Doc“, stellen die Besatzung des neuen Mobile Emergency Physician Team, eines von insgesamt vier Rettungsfahrzeugen mit einem Arzt an Bord.

Ivan ist 31 Jahre alt und seit 2011 bei der Bundeswehr. Bis 2015 war er im Objektschutzregiment der Luftwaffe eingesetzt. Nach seinem Wechsel in den Zentralen Sanitätsdienst war er zunächst in Rennerod und seit 2017 in der Sanitätsstaffel Einsatz in Köln-Wahn als Einsatzsanitäter tätig.

Johannes ist 28 Jahre alt und hat seinen Dienst 2009 angetreten. Zunächst war er im Lazarettregiment 21 tätig, bevor er 2012 ebenfalls nach Köln-Wahn in die Sanitätsstaffel Einsatz versetzt wurde.

Ich bin 2006 in die Bundeswehr eingetreten und habe nach meinem Studium der Humanmedizin in Lübeck meine Facharztausbildung für Anästhesiologie am Bundeswehrkrankenhaus Hamburg begonnen. Seit 2016 befinde ich mich in meiner truppenärztlichen Verwendung - zunächst im Sanitätsversorgungszentrum Kropp/Jagel, zuletzt in Hamburg.

So zusammengewürfelt aus verschiedenen Ecken Deutschlands haben wir uns jedoch bei einsatzvorbereitenden Lehrgängen im Vorfeld schon kennenlernen und zusammenarbeiten können. Während Johannes und Ivan Masar-i Scharif schon aus früheren Einsätzen kennen, ist dies hier für mich mein erster Auslandseinsatz.

Das ist unsere Aufgabe im Einsatz.

Verletzter Soldat bekommt eine Notfallversorgung

Versorgung auf höchstem Niveau unter taktischen Bedingungen- hier bei einer Übung

Bundeswehr / Oliver Pieper

Hier im Camp Marmal bin ich eingesetzt als Ärztin auf dem Transportpanzer Fuchs in der Ausführung Beweglicher Arzttrupp, auch bekannt als BATBeweglicher Arzttrupp.

Zusammen mit meinem Team stellen wir die Notfallversorgung unserer Kameraden sowohl im Camp - in Form einer permanenten Bereitschaft - als auch außerhalb des Camps wie beispielsweise bei Patrouillen sicher.

Zudem sind wir rund um die Uhr auf Abruf für den Transport von Patienten zwischen dem Flugfeld und dem Feldlazarett zuständig. Wir begleiten die Schnelle Eingreiftruppe, wenn Truppenteile außerhalb des Camps medizinische Hilfe benötigen. Wir sind auch dabei, wenn sich Fahrzeuge aufgrund der Witterungsverhältnisse festgefahren haben oder eben für den Fall, dass eine Patrouille angesprengt wird. Glücklicherweise wurden wir für letzteres in meinem Einsatzzeitraum bislang noch nicht alarmiert. Bereithalten müssen wir uns dafür jedoch jederzeit. Um auf den Fall der Fälle gut vorbereitet zu sein, werden unter anderem in Übungsszenarien und im Verbund mit den anderen Nationen im Camp Marmal verschiedene Abläufe geübt.

Gleichzeitig ist jeder einzelne des Teams zusätzlich für seinen eigenen Aufgabenbereich zuständig. So bewirtschaftet mein Kommandant nebenbei sämtliches Material, und mein Kraftfahrer trägt mit der täglichen Durchführung des technischen Dienstes am Fahrzeug Verantwortung für dessen ständige Einsatzbereitschaft.

Das macht unsere Tätigkeit hier besonders.

Verletzter Soldat am Boden

Notfallversorgung im Einsatz wird immer wieder geübt

Bundeswehr / Oliver Pieper

Auch wenn sich der Menüplan in der internationalen Truppenküche hier des Öfteren wiederholen mag, so gleicht dennoch kein Tag dem anderen. So wie man morgens das angrenzende Marmalgebirge in den Ausläufern des Hindukusch in immer wieder anderen und neuen Farben sieht, so vielfältig gestaltet sich mitunter auch unser Tagesablauf.

Wenn wir dann als Team mit unserem Transportpanzer unterwegs sind, zeigt sich mein Platz hinten zum Arbeiten als sehr begrenzt. Daher muss ich mir vorher genau überlegen, welches Equipment ich in welcher Menge mitführe, um bestmöglich und effizient damit arbeiten zu können. Da mein Blick nach draußen durch lediglich zirka 20 mal 30 Zentimeter rückwärtiges Panzerglas recht beschränkt ist, informiert mich mein Kommandant auf dem Beifahrersitz vorn per Funk über die aktuelle Lage. Ergänzend unterstützt er mich bei der Versorgung von Verwundeten als Notfallsanitäter. Unser Fahrer ist unterdessen maßgeblich für unsere Sicherheit zuständig. Als Einsatzsanitäter kann auch er zusätzlich medizinisch unterstützen.

Eine Patientenversorgung im Einsatz orientiert sich in der Qualität an der Versorgung von Patienten in Deutschland. Doch gibt es hier viele Faktoren, die zusätzlich eine wichtige Rolle spielen. Kurzfristig wechselnde Aufträge unter verschiedenen klimatischen Bedingungen in Zusammenarbeit mit vielen unterschiedlichen Nationen bieten eine Kombination, die jeden Tag neue Erfahrungen bringt.

Und gerade hier ist somit jeder von uns auf die Fertigkeiten des anderen angewiesen. Man muss sich absolut aufeinander verlassen können und in die Fähigkeiten des anderen vertrauen.

Das vermissen wir hier am meisten.

In erster Linie vermissen wir unsere Familien, ich insbesondere meinen kleinen, fast vierjährigen Sohn.

Das sind unsere Pläne, unsere Wünsche und Grüße.

Nach unserer Rückkehr wartet auf meine beiden Kameraden bereits der nächste Einsatz, aber diesmal in der Rolle als Papa. Mein vorrangiger Plan nach meiner Rückkehr besteht darin, meine Rolle als Mama wieder voll wahrnehmen zu können, gemeinsam mit meinem Sohn die Ritterkämpfe gegen all die Drachen wieder aufzunehmen - und ans Meer zu fahren. Abgesehen davon setze ich ab Mai dann meine Facharztweiterbildung in Hamburg fort. Vielen Dank für diese eindrückliche Erfahrung, mit euch würde ich jederzeit gerne wieder in den Einsatz gehen!

Allen Kameraden allzeit viel Soldatenglück!



von Esther F.

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