Ich bin iM EINsatz: Der Wächter des Camps
Ich bin iM EINsatz: Der Wächter des Camps
- Datum:
- Ort:
- Al-Asrak
- Lesedauer:
- 4 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Hauptfeldwebel Andy S. und bin 46 Jahre alt. Hier in Jordanien bin ich als Verantwortlicher für die Zugangskontrollen zum Camp sprichwörtlich der „Türsteher“ des deutschen Einsatzkontingentes. Ehrlich gesagt stehe ich aber nicht selbst am Einlass und kontrolliere einfahrende Fahrzeuge und ihre Fahrer, vielmehr prüfe ich im Hintergrund. Als Bearbeiter für die militärische Sicherheit kläre ich vorab, wer zum deutschen Camp Zutritt erhalten darf.
An meinem Heimatstandort im brandenburgischen Döbern führe ich dieselbe Tätigkeit aus. Dort bin ich im abgesetzten Technischen Zug 354, der zum Einsatzführungsbereich 3 in Schönewalde in Brandenburg gehört. Ich darf daher im Einsatz meine Erfahrung aus der Heimat einbringen. Darüber hinaus kann ich von meinen bisherigen Erlebnissen und Erfahrungen aus vorangehenden Auslandseinsätzen profitieren.
Meinen Weg in die Bundeswehr und in den Auslandseinsatz mögen viele als ungewöhnlich bezeichnen. Nachdem ich meinen Grundwehrdienst von 1994 bis 1995 absolvierte, war ich erneut von 1997 bis 2009 Teil der Truppe, zunächst als Mannschaftssoldat, später als Unteroffizier und zuletzt als Feldwebel. Seit 2017 bin ich nunmehr zum dritten Mal als Soldat bei der Bundeswehr.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Im Wesentlichen führe ich meine Arbeit im Hintergrund aus. Die Ein- und Ausfahrten selbst kontrollieren rund um die Uhr die Force Protection-Kräfte, der Sicherungszug. Ich beaufsichtige die dazugehörigen Verfahren und überprüfe diese regelmäßig. Für jeden Zutritt gilt: Wer auch immer das Camp, den Gefechtsstand oder unser Tankflugzeug A400M betreten möchte, muss vorher an mir vorbei. Ich überprüfe nämlich die Identitäten und empfehle die Zutrittsberechtigungen. Durch diese Überprüfung trage ich zum Schutz der Angehörigen des Kontingentes vor Spionage, Sabotage und Terrorismus bei. Beispielsweise überprüfe ich Ortskräfte, die handwerkliche Tätigkeiten im Camp vornehmen müssen. Diese dürfen erst nach erteilter Zutrittsgenehmigung ihre Tätigkeiten wahrnehmen. Hierzu arbeite ich eng und ausgesprochen freundschaftlich mit Vertretern einer jordanischen Dienstleistungsgesellschaft zusammen.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Meine Tätigkeit hier ist besonders, weil ich täglich mit unseren verbündeten Nationen und dem Gastland in Verbindung stehe. So arbeite ich sehr eng mit den Belgiern und den Niederländern zusammen. Gemeinsam treffen wir uns regelmäßig und tauschen uns aus. Da unsere drei Nationen zusammen im Camp leben, gibt es da sehr viele Schnittpunkte. Zum Beispiel stellen auch die Niederländer einen Teil der Force Protection-Kräfte, um die Ein- und Ausfahrten zu kontrollieren. Entsprechend überprüfe ich auch bei unseren Verbündeten, ob die Abläufe eingehalten werden, um die militärische Sicherheit vor Ort zu wahren.
Das vermisse ich hier am meisten.
In meiner Heimat in Brandenburg habe ich ehrlich gesagt alles, was ich mir wünschen kann: Ehefrau, Tochter, Hund und Haus. Natürlich vermisse ich meine Familie sehr. Es ist schade, dass ich sie während des Lockdowns nur aus der Ferne unterstützen kann. Dieses Gefühl haben vermutlich gerade viele Menschen in Deutschland, die aktuell nicht so unbeschwert Verwandte und Freunde besuchen können.
Auch vermisse ich es, mit meinem Hund Gassi zu gehen. Es ist für Hundehalter vermutlich leichter zu verstehen als für manch andere, aber Ben, mein Rhodesian-Ridgeback-Mix, ist für mich eher Kumpel als Hund. Ansonsten vermisse ich viele kleine Dinge des Alltags. Meine Familie und ich wohnen beispielsweise in einem 100-jährigen Haus, in dem oftmals Ausbesserungen anstehen. Das eigene Haus ist somit nicht nur Eigentum, sondern auch ein Hobby, das mir hier fehlt.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Da ich hier im Einsatz noch meinen Geburtstag begehen werde, habe ich nur einen einzigen Wunsch: Nach meiner Rückkehr im Frühsommer möchte ich mit meiner Familie und meinen Freunden feiern, sofern es die Rahmenbedingungen erlauben. Auf jeden Fall aber möchte ich viel Zeit mit meiner Familie verbringen.
Ansonsten freue ich mich schon sehr auf meine anstehende dienstliche Herausforderung. Nach meinem Einsatz werde ich meinen Dienst nicht mehr in Döbern, sondern beim Einsatzführungsbereich 3 in Schönewalde verrichten. Dort werde ich ebenfalls als Bearbeiter für die militärische Sicherheit tätig sein.
Ich grüße meine Familie, meine Freunde sowie meine Kameradinnen und Kameraden in Döbern und Schönewalde. Auch grüße ich alle Soldatinnen und Soldaten, die ebenfalls gerade im Auslandseinsatz sind. Macht es alle gut und bleibt gesund!