Ich bin iM EINsatz: Ohne Verpflegung keine Bewegung

Ich bin iM EINsatz: Ohne Verpflegung keine Bewegung

Datum:
Ort:
Al-Asrak
Lesedauer:
5 MIN

Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Ein Soldat steht mit Kochschürze vor einer langen Theke, die mit Speisen gefüllt ist

Das Auge isst bekanntlich mit: Dekoration und das Anrichten der Speisen sind Küchenchef Obermaat Björn B. wichtig

Bundeswehr/Stefan Thomas

Ich bin Obermaat Björn B. und ein echter Bochumer. Dort wurde ich im Sommer 1984 geboren und lebe noch heute gemeinsam mit meiner Familie in der Stadt des Bergbaus und der Stahlproduktion. Frei nach dem Song von Herbert Grönemeyer „Bochum, ich häng an dir“ bin ich weiterhin in dieser Gegend verwurzelt. Vor meiner Bundeswehrzeit habe ich eine Lehre zum Koch bei „Starlight Express“ absolviert und leistete 2002 meinen neunmonatigen Grundwehrdienst ab. Im Jahr 2016 kehrte ich als Wiedereinsteller in die Streitkräfte zurück, um hier ebenfalls als Koch tätig zu sein.

Als Verpflegungsunteroffizier bei der 1. Kompanie des Logistikbataillons 161 in Delmenhorst gehöre ich dem Feldküchentrupp an. Das Besondere daran ist, dass man bei vielen Übungen und militärischen Events dabei sein darf. Auch bei größeren Veranstaltungen wie der Kieler Woche oder international beim Nijmegen-Marsch ist unsere Teileinheit vertreten.

Hier in Jordanien bin ich zum zweiten Mal und kenne mich somit mit den Begebenheiten des Camps aus. Allerdings war ich bei meinem ersten Einsatz als Kantinenführer geplant und vorerst auch eingesetzt. Aufgrund eines Ausfalls des damaligen Verpflegungsfeldwebels bekam ich die Chance, mich als Küchenchef zu beweisen. Das war eine Herausforderung, aber offensichtlich meisterte ich diese so gut, dass man mich ein zweites Mal anforderte. Als Verpflegungsfeldwebel bin ich für ausgewogene Mahlzeiten und die damit verbundenen Kontrollen sowie das Einhalten der Hygienebestimmungen rund um Küche und Reinigung im Camp verantwortlich.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Ein Soldat sitzt in einem Büro vor einem PC

Büroarbeit gehört dazu: Zu den organisatorischen Aufgaben von Björn B. gehört zum Beispiel das Erstellen von Speiseplänen

Bundeswehr/Stefan Thomas

Vielseitigkeit und Abwechslung beschreiben meine Aufgaben als Küchenchef wohl am besten. Kein Tag gleicht dem anderen und von Routine ist nichts zu spüren. Das liegt zum einen am umfangreichen Aufgabengebiet und zum anderen an der Tatsache, dass ich für mehrere jordanische Ortskräfte verantwortlich bin. Die unterschiedlichen Arbeitsschichten direkt im Küchenbereich werden von Jordaniern besetzt. Die Bedingungen bezüglich der Hygienekontrollen, der Arbeitsabläufe sowie der Koordination werden dabei durch mich vorgegeben und überwacht. Neben den Küchenarbeitern sind knapp 40 weitere jordanische Reinigungskräfte beschäftigt. Für all diese Mitarbeitenden bin ich der Ansprechpartner und letztendlich die Verbindung zwischen dem deutschen Einsatzkontingent und der jordanischen Dienstleistungsgesellschaft.

Ein typischer Tag beginnt meistens um 06:45 Uhr mit der Kontrolle des Frühstücks. Gleich im Anschluss widme ich mich der klassischen Büroarbeit, um dann den Küchenplan mit der nächsten Schicht durchzugehen. Daraufhin geht es nahtlos in die Vorbereitung des Mittagessens über, ab 10 Uhr muss dieses in der Ausgabe angerichtet sein. Schlussendlich muss ich noch eine Probenentnahme durchführen. Nach der Mittagsausgabe steht die Vorbereitungsphase des Abendessens an. So endet der Tag oftmals frühestens nach zwölf Stunden oder mehr. Da ich aber in einer Gastronomiefamilie groß geworden bin, ist mir solch ein Arbeitspensum nicht fremd.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Ein Soldat mit Kochschürze steht rechts hinter einem Grill. Links neben ihm steht ein jordanischer Mitarbeiter

Die Zusammenarbeit mit den jordanischen Mitarbeitenden macht Obermaat Björn B. besonders viel Spaß

Bundeswehr/Stefan Thomas

Motivation sowie Gesundheit der Soldatinnen und Soldaten stehen bei mir persönlich im Fokus. Ich liebe es, meine Kameradinnen und Kameraden mit guten Gerichten glücklich zu machen. Das macht meine Aufgabe hier so besonders. Ich bin mir dessen bewusst, wie wichtig gutes und ausgewogenes Essen gerade hier im Einsatz für jeden Einzelnen ist. Die Stimmung, die Motivation und – am wichtigsten – die Gesundheit hängen hiervon maßgeblich ab. Es macht mich stolz, in meiner Funktion meinen Beitrag zu leisten, das spornt mich jeden Tag aufs Neue an. Dabei sind Kleinigkeiten wie die Dekoration oder die Art des Anrichtens von Speisen ebenso wichtig wie das Ausrichten von Themen-Events wie das des Special Monday. An diesem beliebten Tag werden besondere Gerichte aller Nationalitäten zubereitet. Ebenso beliebt und bekannt ist der Burger-Day mit unterschiedlichen und speziellen Soßen.

Zu einem ganz besonderen Erlebnis in seinem ersten Einsatz gehört definitiv die spontane Übernahme des Aufgabenbereichs als Küchenchef. Dieses Ereignis war mit einigen weiteren Überraschungen gespickt, da unmittelbar nach meiner Übernahme der Besuch der Verteidigungsministerin anstand. Am selben Tag hatte ich außerdem Geburtstag. Diese Information wurde der Ministerin mitgeteilt und so bekam ich persönlich einen Coin von ihr übergeben. Wenig später machten wir sogar ein gemeinsames Foto. Diesen Tag werde ich wohl immer in meiner Erinnerung behalten und es wird definitiv ewig zu einem ganz besonderen Ereignis in meinem Leben zählen.

Das vermisse ich hier am meisten.

Ein Soldat steht neben einem Fahnenmast, an dem die Landesflagge von Nordrhein-Westfalen weht

Heimatverbundenheit: Obermaat Björn B. vermisst seine Familie und Bochum im schönen Nordrhein-Westfalen sehr

Bundeswehr/Stefan Thomas

Aufgrund des nunmehr langen Aufenthalts hier in Al-Asrak vermisse ich meine Familie und meine Freunde doch sehr. Da meine Einsatztage zeitlich sehr ausgefüllt und fordernd waren und sind, fehlen mir einfach die Freizeit und die damit verbundenen spontanen Aktivitäten: einfach mal im Wald spazieren gehen und nur Zeit für sich haben. Auch die Geräuschkulisse in einem solchen Camp ist gewöhnungsbedürftig, sodass ich mich jetzt schon auf einen ruhigen und erholsamen Schlaf freue.

Mir fehlt es zudem, mal eben einen Döner zu essen, auch all die anderen vielfältigen Essensangebote in meiner Heimatstadt fehlen mir. Am meisten vermisse ich jedoch meine neue Bekanntschaft, die ich durch Zufall über Freunde in einem sozialen Netzwerk während meines Einsatzes kennenlernen durfte. Obwohl ich sie noch nie persönlich treffen konnte, gelang es uns, mittels Videotelefonie in der kurzen Zeit eine tiefe Verbindung zueinander aufzubauen.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Ein Soldat sitzt mit Kochschürze im Cockpit des A400M auf dem Platz des Co-Piloten

Knöpfe und Schalthebel statt Töpfe und Pfannen: das Cockpit des A400M ist auch für Obermaat B. ein besonderer Ort

Bundeswehr/Stefan Thomas

Nach meiner Zeit hier in Jordanien möchte ich erst einmal all das tun, was ich hier so vermisse. Vorranging freue ich mich natürlich auf das persönliche Kennenlernen mit meiner neuen Bekanntschaft und wünsche mir, dass eine gemeinsame Zukunft daraus entstehen wird. Langfristig verfolge ich dienstlich ebenfalls gewisse Ziele und würde mich über die Ernennung zum Berufssoldaten in naher Zukunft freuen.

Ich bin grundsätzlich froh, bald nach Deutschland zurückkehren zu können, obwohl ich hier auf eine sehr erfahrungsreiche und schöne Zeit zurückblicken kann. Mittlerweile fehlen mir die natürlichen Farben meiner Heimat jedoch sehr. Auch der Rückkehr in meine Stammeinheit blicke ich erwartungsvoll entgegen, da ich mich auf meine dortigen Kameradinnen und Kameraden sehr freue. Ganz besonders freue ich mich jedoch auf meinen Spieß, Oberstabsfeldwebel Mike R., dem mein ganz ausdrücklicher Dank gewidmet ist. Er war immer für mich da und stand mir stets hilfreich zur Seite. Auf ein baldiges Wiedersehen!




von Björn  B.

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