Ich bin iM EINsatz

Als Navigationsgast auf der Fregatte „Brandenburg“

Als Navigationsgast auf der Fregatte „Brandenburg“

Datum:
Ort:
in See
Lesedauer:
3 MIN

Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Soldatin sitzt am Schreibtisch, um sie herum mehrere Geräte der Schiffstechnik

Obergefreiter Ashley B. ist als Navigationsgast mit der Wetterbeobachtung beschäftigt. Sie informiert nicht nur die Besatzung durch ihren morgendlichen Wetterbericht über die Lage, sondern auch ihren wachhabenden Offizier und die Operationszentrale.

Bundeswehr/Marc Tessensohn

Ich bin Frau Obergefreiter Ashley B.*, 18 Jahre alt und war an Bord der Fregatte „Brandenburg“ als Navigationsgast („Gast“ ist die seemännische Bezeichnung für einen Mannschaftssoldaten) eingesetzt. Im Oktober 2023 trat ich in die Bundeswehr ein und absolvierte nach meiner Grundausbildung einen militärischen Fachlehrgang im Bereich der Navigation sowie einen Lehrgang zur Befähigung, an Bord zu gehen. Dies waren meine erste große Seefahrt und der erste Auslandseinsatz.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz

Als Navigationsgast war ich viel mit der Wetterbeobachtung beschäftigt. Ich informierte sowohl die Besatzung durch meinen morgendlichen Wetterbericht über die Lage als auch unseren wachhabenden Offizier und die Operationszentrale. Die von mir ausgewerteten Daten wurden in verschiedenste Anlagen eingespeist. Insbesondere für den Flugbetrieb an Bord ist das wichtig.

Auch unser Wetterboard auf der Brücke haben wir stündlich aktualisiert, um beispielsweise bei der Rolle „Person über Bord“ Zeit zu sparen. So hätten wir im Falle eines Falles direkt der Sanität melden können, welche Luft- und Wassertemperaturen herrschen, sodass sie sich auf den Zustand der von Bord gegangenen Person vorbereiten kann.

Eine weitere wichtige, von mir übernommene Aufgabe war das Führen des Schiffstagebuches. Hier werden alle wesentlichen Informationen wie die stündliche Schiffsposition, das Wetter, welcher Wachoffizier das Schiff fährt, Defekte, die das Schiff beeinträchtigen, sowie das sich an Bord befindliche Personal eingetragen.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders

Die Informationen, die ich als Navigationsgast bereitstelle, sind vor allem im Nachhinein relevant, da die geschriebenen Schiffstagebücher aufbewahrt werden und bei Unklarheiten zur Aufklärung dienen sollen. Auch die navigatorische Beratung ist für den Wachoffizier sehr wichtig, da er so weiß, wie er zu seiner Route steht. Zudem erhält er Vorschläge, wie das Ziel am schnellsten und präzisesten anhand der vorgegebenen Route erreicht werden kann.

Am meisten gefällt mir an der Navigation das Zusammenarbeiten innerhalb des Teams, das bei uns aus fünf Navigationsgasten und zwei Navigationsmeistern bestand. Da wir auf der Brücke arbeiten, bekommen wir auch sehr viel von der Seefahrt selbst mit, wodurch wir uns des Öfteren über den Anblick von Walen oder Delfinen freuen konnten.

Auch durch den UNIFILUnited Nations Interim Force in Lebanon-Einsatz erlebten wir besondere Momente in der Navigation, da wir beispielsweise beim Vermessen der Pier, also der Anlegestelle, in Naqura noch einmal ganz neue Einblicke in die Navigation erhielten. Durch das Anlegen einer selbst erarbeiteten Karte bekommt man viel mehr Möglichkeiten, die Pier zu nutzen.

Soldatin schaut auf hoher See durch einen Peildiopter

Die Aufgabe von Obergefreiter Ashley B. besteht darin, den Schiffsverkehr zu beobachten, ohne sich dabei auf ein Radargerät zu verlassen. Das ist wichtig, um beispielsweise eine Kollision mit anderen Schiffen und Booten zu vermeiden.

Bundeswehr/Marc Tessensohn

Das vermisse ich hier am meisten

Trotz der vielen schönen Momente, die ich an Bord sammeln konnte, wurde die Seeroutine auch mal anstrengend, da generell wenig Freizeit auf der Tagesordnung steht. Nach einer gewissen Zeit merkt man ebenfalls, wie einem der gewohnte Tagesablauf sowie die Personen zu Hause fehlen.

Zum Glück glichen das viele schöne Veranstaltungen an Bord aus, beispielsweise ein geselliges Grillen auf dem Flugdeck. Auch der gemeinsame Sport oder Spieleabende bleiben mir in guter Erinnerung. Dadurch ist die Besatzung immer mehr zusammengewachsen. Mein Lieblingshobby Showakrobatik konnte ich hier an Bord leider nicht ausüben, das vermisste ich sehr.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße

Nachdem ich während meines Einsatzes versucht habe, so viele Erinnerungen wie möglich mitzunehmen, gilt es nun für mich herauszufinden, ob der Bereich Navigation auch langfristig meine Zukunft werden kann – denn ich könnte mir eine Karriere als Navigationsmeister durchaus vorstellen.

*Name zum Schutz abgekürzt.

von Ashley B.

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