Ich bin iM EINsatz: Trainer für die malische Armee
Ich bin iM EINsatz: Trainer für die malische Armee
- Datum:
- Ort:
- Koulikoro
- Lesedauer:
- 4 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Hauptfeldwebel Daniel N. und 34 Jahre alt. In Deutschland arbeite ich als Materialdisposition-Feldwebel im ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrbataillon 7 in Höxter, im schönen Nordrhein-Westfalen. Ich bin mitverantwortlich dafür, dass das richtige Material in der richtigen Qualität und zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist.
In die Bundeswehr bin ich im Oktober 2008 eingetreten. Die Verwendung als Trainer in der europäischen Ausbildungsmission in Mali ist mein erster Einsatz. Meine Tätigkeit ist sehr spannend und interessant, da ich viel Kontakt mit den Soldatinnen und Soldaten der malischen Armee sowie mit den anderen Ausbilderinnen und Ausbildern aus allen Ländern Europas habe.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Mein Hauptauftrag ist die logistische Ausbildung der malischen Offiziere und Unteroffiziere, schließlich komme ich ursprünglich aus der Logistiktruppe. Allerdings werde ich auch in anderen Kursen eingesetzt, zum Beispiel im Infanteriekurs oder als Leitender beim Schießen.
Meine Tage hier sind sehr abwechslungsreich, weil die Ausbildungskurse für die malischen Soldatinnen und Soldaten sehr vielfältig sind: Von Logistikkursen für Offiziere über Unterrichte in humanitärem Völkerrecht bis zur Ausbildung von motorisierter Infanterie ist im Ausbildungsplan alles dabei.
An einem typischen Tag besprechen wir Trainerinnen und Trainer bereits beim Frühstück den Ablauf des Tages sowie eventuelle Änderungen. Im Anschluss fahren wir direkt zum Trainingsort. Hier in Koulikoro ist dieser meistens auf dem angrenzenden Standortübungsplatz. Die Ausbildungen bestehen generell aus unterschiedlichen Stationen. Wenn ich nicht selbst eine Station unterrichte oder ausbilde, bin ich für die Organisation und das Material zuständig. Das reicht von Fahrzeugplanung bis zur Mittagsverpflegung. Nach sieben Stunden bei 35 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit bin ich abends nach der Ausbildung oft ziemlich erschöpft. Ich esse dann noch etwas zu Abend, telefoniere mit meiner Frau und meinem Sohn und falle ins Bett.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Im Kurs gibt es einen Ausbildungsleiter, meistens einen Hauptmann oder – wie im Logistikkurs – einen niederländischen Kapitein. Unser Ausbilderteam besteht pro Kurs zusätzlich aus meist vier Personen unterschiedlicher europäischer Nationen. Belgien, Ungarn, Irland, Tschechien, Portugal und viele andere Nationen unterstützen hier mit ihren Trainerinnen und Trainern.
Vor Beginn des Kurses bekommt jeder vom Ausbildungsleiter ein Themengebiet zugeteilt. Dieses bereitet er vor und bespricht den Inhalt im internationalen Team, bevor der Kurs beginnt. Im Team haben wir zudem noch zwei malische Übersetzer, die für uns vom Englischen ins Französische oder in die afrikanische Sprache Bambara übersetzen.
Die multinationale Teamarbeit meiner Tätigkeit ist für mich sehr besonders und macht mich stolz. Wir sind als internationales Trainerteam durch die enge Zusammenarbeit wirklich zusammengewachsen.
Auch die positiven Ergebnisse der malischen Schülerinnen und Schüler freuen mich sehr. Im Logistikoffizierskurs haben die Schüler den Inhalt sehr gut verstanden und konnten ihn umsetzen. Die Ergebnisse des Abschlusstests haben das gut widergespiegelt. Das macht mich stolz, schließlich wollen wir als Trainerinnen und Trainer die malischen Soldatinnen und Soldaten nachhaltig ausbilden.
Auch die Kameradschaft im Einsatz beeindruckt mich sehr. Wenn einer von uns zu Hause Probleme hat, dann springt ein anderer ein, ohne zu murren. Das schweißt zusammen.
Das vermisse ich hier am meisten.
Am meisten vermisse ich natürlich meine Frau und meinen Sohn. Leider werde ich den vierten Geburtstag meines Sohnes verpassen. Wir haben aber schon fest besprochen, dass wir direkt nach meiner Rückkehr für seine Tapferkeit etwas Schönes im Spielzeuggeschäft aussuchen werden. Wie sein Papa spielt auch er gerne Fußball. Deshalb wird das Geschenk bestimmt wieder ein Fußball. Auch freue ich mich besonders auf das Training bei meinem Fußballverein. Fußball kam die letzten Monate verständlicherweise etwas zu kurz.
Auch die Privatsphäre werde ich zu Hause wieder genießen. Die Kameradinnen und Kameraden hier in Mali sind alle toll, aber manchmal möchte man einfach auch ein bisschen Ruhe haben.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Der Einsatz hier hat mich nochmal in meinem Wunsch bestärkt, Berufssoldat werden zu wollen. Was wir hier leisten, ist sinnvoll und macht Spaß, weil Kameradschaft hier in Mali gelebt wird. Wenn ich zurückkehre, werde ich den Grill anschmeißen und ein kleines Grillfest für Freunde und Familie veranstalten. Ich möchte auch meinem Sohn etwas von den Eindrücken vermitteln, die ich hier sammeln konnte. Uns geht es in Deutschland wirklich gut und es ist für mich manchmal unfassbar, mit wie wenig die Menschen hier in Mali überleben müssen.
Ich grüße das ABCAtomar, Biologisch, Chemisch-Abwehrbataillon 7 und alle Kameradinnen und Kameraden in Deutschland.