Ich bin iM EINsatz: Schiffswachtmeister in der Ägäis
Ich bin iM EINsatz: Schiffswachtmeister in der Ägäis
- Datum:
- Ort:
- in See
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Oberstabsbootsmann Frank S., 52 Jahre alt und wurde in der Nähe von Bremen geboren. Seit über 25 Jahren fahre ich zur See. Derzeit bin ich als Schiffswachtmeister, vergleichbar mit dem Spieß an Land, auf der Fregatte „Schleswig-Holstein“ eingesetzt. Unser Schiff beteiligt sich derzeit an einem Einsatz in der Ägäis. Ich kann mit Stolz behaupten, dass dies bereits mein neunter Einsatz in See ist und ich somit zusammengenommen in den letzten Jahren mehr als 1.000 Tage in den Einsatzgebieten verbracht habe.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Als „rechte Hand“ des Ersten Offiziers stehen für mich die dienstlichen sowie persönlichen Belange der Besatzung an erster Stelle. Viele Personalangelegenheiten an Bord laufen bei mir zusammen. Hierzu zählen Beratung, Unterstützung, Zuarbeit oder auch Empfehlungen bei personellen Veränderungen sowie disziplinaren Angelegenheiten. Diese Aufgaben benötigen oftmals viel Fingerspitzengefühl von mir. Bei der Tagesplanung an Bord habe ich auch immer ein Wort mitzureden. Da Ordnung und Sauberkeit auf einem Schiff sehr wichtig sind, liegt mir der Spruch des Majordomus sehr nahe: „Wer putzt, der sündigt nicht.“ Dies ist ein oft gehörtes Zitat vom Schiffswachtmeister.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Viele Besatzungsangehörige sind das erste Mal für längere Zeit fernab der Heimat. Deshalb ist es für mich wichtig, einen guten Draht zu allen Soldatinnen und Soldaten an Bord zu haben. Da hilft in manchen Dingen mal eine Portion Humor, ein klärendes oder auch aufmunterndes Wort sowie die Weitergabe von etwas eigener Lebenserfahrung. Manchmal genügt es auch, den Soldatinnen und Soldaten nur zuzuhören und bei Problemen zu vermitteln. Unsere Familienbetreuungszentren der Bundeswehr unterstützen uns hier mit Rat und Tat. Eine Zeitung aus Bremerhaven schrieb jüngst in dem Artikel „Das ist die Mutter der wilden 13“ sinngemäß über mich: „Als Mutter der Kompanie kümmert er sich an Bord täglich um die Probleme der Soldatinnen und Soldaten, so wie eine Mutter zu Hause auch bei Liebeskummer und Heimweh stets einen guten Ratschlag parat hat. Selbst wenn es auch nur zu erklären gilt, wie man eine Waschmaschine bedient.“
Das vermisse ich hier am meisten.
Die See hat mich schon immer fasziniert und mit 25 Jahren Seefahrtzeit habe ich mich natürlich an das Leben an Bord gewöhnt. Die Besatzung ist daher auch für mich zu einer Art Ersatzfamilie geworden. Mit zunehmendem Alter fällt es mir manchmal schwer, immer up to date zu sein, und so manch neumodischer Trend ging an mir vorbei, aber da werde ich von den jüngeren Kameradinnen und Kameraden schon immer wieder ins Boot geholt. Solange man mich nicht mit Opa anspricht, weil ich vergeblich das WLAN-Kabel im Schiff suche, ist alles gut.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Für mich ist es das Wichtigste, dass wir alle gemeinsam gesund wieder mit unserem Schiff in unsere Heimat zurückkehren. Nach dann sechs Monaten Abwesenheit von zu Hause werde ich sicherlich an der Nordseeküste etwas Kraft tanken, die Ruhe genießen und mich irgendwann wieder darauf freuen, den Heimathafen für einen weiteren Einsatz zu verlassen.