Als Sanitätsgast auf dem Tender „Rhein“
Als Sanitätsgast auf dem Tender „Rhein“
- Datum:
- Ort:
- in See
- Lesedauer:
- 4 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Hallo, mein Name ist Valeria, ich bin 23 Jahre alt und gelernte Rettungssanitäterin. Seit knapp drei Jahren bin ich nun bei der Bundeswehr und normalerweise arbeite ich als Taucherarztgehilfin im Schifffahrtsmedizinischen Institut in Kiel. Dort werden alle medizinischen Belange zur Seefahrt und beim Tauchen untersucht sowie behandelt. Im Speziellen führen wir Tauglichkeitsuntersuchungen für U-Boot-Fahrer, Taucher und Kampfschwimmer durch. Auch behandeln wir Soldatinnen und Soldaten bei Taucherunfällen in einer der modernsten Druckkammern in Deutschland.
Anfang des Jahres hat sich für mich die Möglichkeit ergeben, meine erste Seefahrt als Sanitätsgast auf dem Tender „Rhein“ anzutreten. Das mache ich im 25. Deutschen Einsatzkontingent der NATONorth Atlantic Treaty Organization-Unterstützungsmission in der Ägäischen See zwischen der Türkei und Griechenland.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz
Gemeinsam mit der Schiffsärztin, dem Sanitätsmeister und der Sanitätsunteroffizierin bilde ich das Lazarettteam an Bord. Im Grundbetrieb sind wir die Arztpraxis für die Soldatinnen und Soldaten sowie die erste Anlaufstation bei Schnupfen, Heiserkeit oder der altbekannten Seekrankheit.
Damit die Abläufe problemlos funktionieren und die Dinge da sind, wo sie gebraucht werden, bin ich zusammen mit der Sanitätsunteroffizierin für die Organisation des Lazaretts zuständig. Das bedeutet, dass die Gesundheitsakten gewissenhaft geführt, die Patientinnen und Patienten ordentlich aufgenommen werden und die Ärztin während der Behandlungen unterstützt wird.
Zudem bilden wir als Team regelmäßig die Besatzung weiter und schulen unsere Einsatzersthelfer Bravos. Diese haben höhere Kompetenzen in der Erstversorgung von Patientinnen und Patienten als die normalen Einsatzersthelfer.
Während der verschiedenen Hafenaufenthalte sind häufig Taucher im Einsatz, um den Zustand des Schiffes zu begutachten. Bei diesen Tauchgängen bin ich als Taucherarzthelfer in Bereitschaft, um im Ernstfall direkt einzuschreiten. Hier hilft die Tätigkeit aus der Heimatdienststelle. Wenn wir im Hafen anlegen und Schiffsärztin sowie Sanitätsmeister von Bord sind, werde ich zusätzlich als Medizinische Wache eingesetzt und bin somit die erste Ansprechperson, was medizinische Belange angeht.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders
Neben meiner ursprünglichen Tätigkeit im Lazarett gehe ich regelmäßig See- beziehungsweise Hafenwache. Hierbei wird die Besatzung in zwei Wachen – die Brückenwache und die schiffstechnische Wache im Leitstand – sowie in verschiedene Schichten eingeteilt. Ich selbst bin in die Brückenwache eingebunden.
In diesen Zeiten übernehme ich tatsächliche Aufgaben in der Seeraumüberwachung aus den Nocken an der Brücke. Aus den Nocken melden wir dem fahrenden Wachoffizier Bewegungen von anderen Schiffen oder sonstige Auffälligkeiten.
Ein weiteres Highlight ist die Ruderwache, bei der wir als Gasten sprichwörtlich das Ruder in die Hand nehmen. Spannend wird es dann, wenn wir bei höheren Geschwindigkeiten hart Back- oder Steuerbord fahren können.
Eine weitere Besonderheit ist der Einsatz als Pantry bei VIPvery important person-Besuchen. Hierbei kann ich an der Stelling als Ehrenspalier stehen oder serviere das Essen in den Messen für hohe Militärs und Politiker.
Was bei vielen Kameradinnen und Kameraden nicht unbedingt für Freudensprünge sorgt, ist das Reinschiff an Bord. Jeden Tag wird das Schiff von den Mannschaften und Unteroffizieren ohne Portepee gründlich gereinigt. Hier kann ich bei lauter Musik einfach den Kopf ausschalten und mich entspannen.
Das vermisse ich hier am meisten.
Am meisten fehlen mir meine Freunde, meine Familie und meine Nichte, die ich noch nicht kennenlernen konnte, da sie kurz vor dem Einsatz zur Welt gekommen ist. Wir haben zwar Internet an Bord und können so Nachrichten schreiben, telefonieren oder Videocalls machen, aber das gleicht das persönliche Sehen nicht aus. Abgesehen davon fehlt uns hier an Bord nicht viel. Wir können Sport machen oder uns in den Messen mit den Kameradinnen und Kameraden treffen. Außerdem werden viele Teamevents wie Grillen, Wettkämpfe oder mal ein Freiluftkino organisiert.
Auch wenn die Smuts sehr leckeres Essen in der Kombüse zaubern, freue ich mich schon sehr auf die eigene Küche und darauf, mal nach dem eigenen Geschmack zu kochen.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Ich hoffe sehr, dass die gesamte Besatzung unbeschadet nach Hause kommt. Danach freue ich mich darauf, meine Familie und meine Freunde beim Einlaufen an der Pier in Kiel wiederzusehen.
Wenn ich zurück in der Dienststelle bin, strebe ich einen Laufbahnwechsel an. Damit kann ich mich höher qualifizieren und dann wieder mehr im Rettungsdienst tätig sein.