Ich bin iM EINsatz: Im Public Affairs Office in Zamość

Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Ich bin Oberstleutnant Monika Leu und war zuletzt Akademieleiterin im Zentrum Informationsarbeit Bundeswehr in Strausberg. Dort wird das gesamte Pressefachpersonal sowie die Karriereberaterinnen und Karriereberater der Bundeswehr ausgebildet. Seit Ende 2001 bin ich bei der Bundeswehr. Zunächst war ich als Sportsoldatin aktiv und habe 2004 an den Olympischen Spielen in Athen in der Disziplin Segeln teilgenommen. Im späteren Verlauf meiner Dienstzeit bin ich als sogenannte Stabsoffizierin Recht, Personalstabsoffizierin bzw. Pressestabsoffizierin eingesetzt worden. Dies ist mein erster Einsatz.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz

Bei der eVAenhanced Vigilance Activities Air and Missile Defence Taskforce Poland bin ich als Public Affairs Officer (PAOPublic Affairs Officer) eingesetzt. Unser Team besteht aus zwei Leuten. Gemeinsam mit einem PAOPublic Affairs Officer-Feldwebel begleite ich externe Medienprojekte. Als Informationsfeldwebel ausgebildet, ist er gleichzeitig auch der Fotograf im Kontingent. Wenn beispielsweise die ARD vor Ort dreht und Protagonistinnen bzw. Protagonisten und/oder den Kontingentführer interviewen möchte, holen wir die Genehmigung über das Einsatzführungskommando der Bundeswehr (EinsFüKdoBwEinsatzführungskommando der Bundeswehr) ein. Ab und zu erhalten wir auch Aufträge von „oben“. Das EinsFüKdoBwEinsatzführungskommando der Bundeswehr in Schwielowsee beauftragt uns dann etwa, Kontakt zu einer polnischen Tageszeitung aufzunehmen und einen Interviewtermin abzustimmen. Wir bereiten als Team PAOPublic Affairs Officer diesen Termin vor. Dazu gehört, dass wir den Kontingentführer informieren um welches Medium es sich handelt und welche Themen behandelt werden. Wir besprechen mit ihm die Botschaften, die wir gerne senden möchten. Spätestens am Tag selbst, erinnern wir nochmal alle daran, dass Presse vor Ort sein wird. Zum Schutz unserer Protagonistinnen und Protagonisten bitten wir sie, ihre Namensschilder zu entfernen. Bei Bedarf besprechen wir mit ihnen, wie sie mit kniffligen Fragen umgehen können. Gerade für einen internationalen Pressetermin erfragen wir, ob das Interview in Englisch geführt werden kann oder ob wir einen unserer Sprachmittler hinzuziehen sollen. Wir begleiten die Interviews und versuchen mit unserer Anwesenheit gerade bei den Kameradinnen und Kameraden, die noch nie oder selten vor der Kamera gestanden haben, Sicherheit zu vermitteln. Im Anschluss findet immer eine Nachbereitung des Pressetermins statt. Mit einer Abschlussmeldung informieren wir das EinsFüKdoBwEinsatzführungskommando der Bundeswehr darüber, wie der Termin verlaufen ist und wann der Beitrag veröffentlicht werden soll. Oft bitten uns die Journalistinnen und Journalisten darum, dass wir einen fachlichen Blick auf ihre Beiträge werfen. Die Korrespondenz in englischer und polnischer Sprache führt ab und an zu kuriosen Missverständnissen, die sich aber schnell und entspannt aufklären lassen.
Neben den externen Medienprojekten sind wir für die interne Berichterstattung aus dem Kontingent genauso verantwortlich. Wir stellen dem EinsFüKdoBwEinsatzführungskommando der Bundeswehr wöchentlich mindestens zwei Tweets und einen Artikel zur Verfügung. Hierzu versuchen wir immer „Ohr an Masse“ und Kontakt zu allen Kontingentangehörigen und unseren externen Partnern zu halten. Uns interessieren die besonderen Geschichten, aber auch die Routinen sowie die technischen Komponenten der PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target Systeme.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders

Genau diese Vielseitigkeit und den umfassenden Kontakt mit den Menschen hier im Kontingent schätze ich am meisten. In Deutschland bin ich bisher mit den theoretischen Aspekten der Informationsarbeit befasst gewesen. Zuletzt haben das Akademieteam und ich uns viele Gedanken für eine praxisorientierte und moderne Ausbildung gemacht. Hier in Zamość bin ich sozusagen auf dem Boden der matschigen (im wahrsten Sinne des Wortes) Realität angekommen. Die Aufgabe bereitet mir sehr große Freude. Es ist herausfordernd aber auch sehr befriedigend für mich, dass ich mich in der Praxis beweisen darf. Als direkte Ansprechpartnerin des Kontingentführers für Medienprojekte ist es mir wichtig, rasch gegenseitiges Vertrauen aufzubauen. Exzellente Medienarbeit lebt von einer gezielten Vorbereitung, einem Verständnis wie Medien „ticken“, gelungener Selbstreflexion und sicherlich auch von wiederholter Übung. Es hilft zum Beispiel sich immer wieder klarzumachen, wie die eigenen Botschaften lauten. Dabei helfen mir meine fundierte Ausbildung, aber vor allem meine Erfahrungen, die ich von mehreren „Jobs“ in der Informationsarbeit mitbringe. Unersetzbar ist ein guter PAOPublic Affairs Officer-Feldwebel an meiner Seite. Ohne seine Fotos und ehrliche Kritik wäre das Arbeitsergebnis nur halb so gut. Nicht zu vergessen ist mein über Jahre aufgebautes Netzwerk. Menschen in der Informationsarbeit unterstützen sich gegenseitig – so empfinde ich das zumindest. Stolz macht mich, wenn ich meinem äußerst medienerfahrenen Kontingentführer doch noch den einen oder anderen kleinen Tipp geben kann und er ihn gerne annimmt. Ich freue mich über jeden Austausch und fühle mich besonders anerkannt, wenn die Teilnehmenden der morgendlichen Stabslage meinen Tagestipp zu einem Bericht, TV-Beitrag oder Podcast für sich nutzen und mir ein Feedback geben.

Das vermisse ich hier am meisten

Am meisten vermisse ich meinen Lebensgefährten und meine Fahrräder. Auch meinen Freundinnenkreis – wir sind zu neunt und treffen uns regelmäßig – vermisse ich. Zuhause kochen mein Partner und ich am Abend meistens gemeinsam, unterhalten uns über den Tag und werten die Nachrichtenlage aus. Wir ernähren uns sehr gesund und probieren dabei viel aus. Das Essen hier in Zamość ist super – da kann und will ich nicht „meckern“. Aber es ist anders. Außerdem leben wir Zuhause „autofrei“. Jeden Tag nutze ich eines meiner Fahrräder, um zum Dienst oder zum Supermarkt zu kommen. Hier gehe ich regelmäßig zum Sport. Mein TRX-Training hat wieder richtig Fahrt aufgenommen. Aber das ist kein echter Ersatz. Es fühlt sich auch eigenartig an, wenn sich meine Freundinnen nun ohne mich treffen. Aber wenn ich die Erfahrungen, die ich hier mache, diesem „kleinen Opfer“ gegenüberstelle bin ich überaus zufrieden.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße

Ich hoffe, dass wir weiterhin spannende und fordernde Medienprojekte begleiten und organisieren dürfen. Außerdem wäre es toll, wenn die Menschen hier vor Ort weiterhin so offen bleiben und ihre Geschichten erzählen möchten. Das Team PAOPublic Affairs Officer funktioniert nur, wenn der Teamspirit stimmt. Bisher funktioniert das echt klasse.
Nach dem Einsatz gehen mein Partner und ich in Norwegen Kajak fahren. Außerdem werde ich die kulturellen Angebote meiner Heimatstadt maximal ausreizen.
Grüße gehen an das gesamte Zentrum Informationsarbeit der Bundeswehr und ganz besonders an die lieben Menschen in der Akademie und im Bereich Weiterentwicklung.

von Monika Leu