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Wir sind iM EINsatz: Als Korporale und Startgeräteführer

Wir sind iM EINsatz: Als Korporale und Startgeräteführer

Datum:
Ort:
Zamość
Lesedauer:
5 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Zwei Soldaten stehen vor einem Startgerät Patriot.

Die Korporale stehen vor einem Launcher in der Feuerstellung in Polen

Bundeswehr/Jens Wojaczyk

Wir sind Korporal André D. und Korporal Philipp W. Normalerweise dienen wir als Startgeräteführer PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target bei der ersten Einsatzstaffel der Flugabwehrraketengruppe 24. Seit über zehn Jahren sind wir bei der Bundeswehr und hatten das Glück, die ganze Zeit am Standort Bad Sülze eingesetzt zu sein. Nach verschiedenen Vorverwendungen sind wir in die Teileinheit „Abschuss“ unserer Staffel gekommen. Dort werden die Startgeräte des Waffensystems PatriotPhased Array Tracking Radar to Intercept on Target betrieben. Zunächst haben wir als Bediener der Abschussgeräte angefangen. So konnten wir uns mit dem Waffensystem vertraut machen, da man die notwendigen Vorarbeiten für dessen Einsatz kennen muss. Als Bediener bin ich, Korporal André D., auch schon mit nach Kreta zum taktischen Schießen gefahren. Dort konnte ich erstmals den „scharfen Schuss“ des Waffensystems miterleben. Das war schon ziemlich beeindruckend. Nachdem wir unser Handwerk als Bediener gelernt hatten, durften wir die Ausbildung zum Startgeräteführer machen. Wir waren für 6 Wochen im USUnited States-amerikanischen El Paso am Aus- und Weiterbildungszentrum der Flugabwehrraketentruppe. Das war prägend für uns, weil wir sehr viel am und mit dem System trainieren konnten.

Das ist unsere Aufgabe im Einsatz

Ein Soldat hält ein Messgerät vor die Kamera.

Beim Einrichten der Launcher ist Maßarbeit gefragt. Die erfahrenen Korporale werden durch Bedienpersonal unterstützt.

Bundeswehr/Jens Wojaczyk

Nach der Verlegung mit unseren Startgeräten von Deutschland nach Polen haben wir die Vorbereitungen für den weiteren Einsatz vorgenommen. Zunächst wurden wir in die Stellung eingewiesen. Nach der Beladung der Startgeräte mit den Lenkflugkörpern sind wir mit unseren beiden Fahrzeugen in die zugewiesenen Stellungen gefahren. Durch die Bediener, erfahrene Mannschaftsdienstgrade, werden wir bei unseren Tätigkeiten unterstützt. Beim Beziehen der Stellung hatten wir noch Glück mit dem Wetter, so dass wir unsere Positionen auf dem Feld trotz des unbefestigten Untergrunds relativ problemlos einnehmen konnten. Nachdem die Startgeräte richtig aufgestellt und abgestützt waren, haben wir diese an den Feuerleitstand angebunden. Seitdem das System eingerichtet wurde, befinden wir uns nun mit unseren Bedienern auf den Schichten. „Wir sind also für die nächsten sechs Monate hier in Polen unzertrennlich“ – sprichwörtlich, weil wir gemeinsam in einem Container untergebracht sind und auch ganz praktisch, weil wir unsere Schichten als Startgeräteführer gemeinsam verbringen. Zurzeit fahren wir in einem 12h-Schicht-System. Das heißt, nach unserer Schicht haben wir 12h „frei“, anschließend 12h Bereitschaft und danach wieder 12h Schicht am Waffensystem in der Stellung. Für uns ist dieser Rhythmus kein Problem. Das kennen wir bereits aus unserem Einsatz in der Türkei in 2015, als wir im 8. Einsatzkontingent Active Fence Turkey dienten. Es bleibt zwischen den Schichten Zeit, um Sport zu machen oder auch einmal aus der Kaserne zu gehen. Gemeinsam mit dem Schichtführer sind wir für den Betrieb und die Funktionsfähigkeit der Systeme zuständig. Falls Fehlermeldungen am Feuerleitstand auftauchen, werden wir informiert und beheben die Probleme an den Startgeräten selbst oder in Zusammenarbeit mit unseren Kameradinnen und Kameraden aus der Wartung.

Das macht unsere Tätigkeit hier besonders

Zwei Soldaten tragen jeweils zwei Benzinkanister über ein Feld.

Die Generatoren der Launcher müssen alle acht Stunden betankt werden. Hier werden die Kanister am Tankanlagenfahrzeug abgeholt.

Bundeswehr/Jens Wojaczyk

In der 1. Einsatzstaffel gibt es nur vier Korporale - Das ist für uns schon etwas Besonderes. Wir sind mit unserem Waffensystem mitten auf einem Feld eingesetzt. Unsere polnischen Kameraden sichern uns dabei ab. Das ist anders als beispielsweise auf Truppenübungsplätzen. Besonders herausfordernd sind die derzeitigen Witterungsverhältnisse. Normalerweise fährt unser Tankfahrzeug bis zu den Startgeräten und wir können unsere Fahrzeuge wie an einer Tankstelle betanken. Da wir mitten auf einem „bestellten Acker“ stehen, kann unser schweres Tankfahrzeug jedoch nicht bis in die Stellung fahren. Deshalb sind wir oft mit je zwei 20l- Kanistern zu den Launchern unterwegs. Und das für jedes einzelne Startgerät, bei Tag und bei Nacht. Pro Schicht legen wir damit etwa 2–3 km „vollbeladen“ zurück. - Das erspart uns viel Kraft- und Ausdauertraining. Wenn der Untergrund der Stellungen entsprechend mit Betonplatten ausgebaut ist, wird sich das jedoch ändern.

Dass wir mit den Kameradinnen und Kameraden unserer Staffel hier sind, macht uns stolz und viele einsatzbedingte Entbehrungen gut erträglich. Wir sind für die Funktionsfähigkeit der Startgeräte letztendlich verantwortlich. Sie sind der Kern unseres Waffensystems. Dieser Verantwortung sind sich hier alle bewusst und die Zusammenarbeit mit allen Beteiligten funktioniert gut.  

Das vermissen wir hier am meisten

Ein Mann sitzt auf einem Bett, hat ein Mobiltelefon in der Hand und schaut in die Kamera.

Ein Stück Heimat und Rückzugsort für Korporal André D. Gemeinsam mit Philipp verbringt er auch viel Zeit im Unterkunftscontainer.

Bundeswehr/Jens Wojaczyk

Korporal André D.: “Ich vermisse hier am meisten meine Familie sowie meine Freundin und meine Tochter. Klar, die Kameradinnen und Kameraden sind immer für mich da, aber adäquater Ersatz für die Zeit mit meinen Freunden, auch abseits des Kasernenlebens, ist das natürlich nicht. Ganz zu schweigen von der schönen Ostsee. Aber das kommt ja bald wieder.“ Auch auf Philipp warten zu Hause zwei Töchter sowie seine Ehefrau und die Familie auf ein Wiedersehen. „Die Unternehmungen an den Wochenenden mit Freunden, die Freiwillige Feuerwehr und das Schrauben an Autos oder das Motorradfahren fehlen mir. Die Anbindung über soziale Medien und das Telefonieren bringt uns unseren Lieben aber täglich näher. Außerdem werden Fußballspiele hier übertragen und täglich erfahren wir eine Verbesserungen in der Betreuung.“

Das sind unsere Pläne, Wünsche und Grüße

Ein Mann läuft auf einem Laufband.

Um sich nach dem Dienst fit zu halten, verbringt Korporal Philipp Zeit im Fitnessstudio

Bundeswehr/PAO eVA-Polen

Für uns beide geht es nach dem Einsatz erst einmal in den verdienten Urlaub. Korporal Philipp W.: “Bei mir zunächst noch ohne Ziel, aber das kommt noch. Auch werde ich dann wieder Zeit mit meinen Freunden verbringen und das Verpasste nachholen. Mir steht der Sinn nach einem Grillabend, mit allem was dazu gehört. Grüße gehen an dieser Stelle raus an meine Familie und die Freunde. Wenn ich das hier schaffe, dann schafft ihr das auch.“ Auch für mich, Korporal André D., heißt es zunächst Koffer packen und in den Urlaub fahren, die Familie wiedersehen und ebenfalls Zeit mit den Freunden verbringen. Einfach mal abschalten. Das kann man dann auch ganz gut an einem schönen Spätsommerabend auf Rügen oder bei meiner Freundin auf Usedom. „An dieser Stelle grüße ich meine Eltern, Kerstin und Sven, und Jenny, die mit den Mädels auf mich wartet.“

von André D. und Philipp W.

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