Ich bin iM EINsatz

Als Berater für die Perschmerga

Als Berater für die Perschmerga

Datum:
Ort:
Erbil
Lesedauer:
3 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Soldaten aus verschiedenen Nationen sitzen auf Polstermöbeln und erhalten von einem kurdischen Soldaten Unterlagen.

Gesprächsführungen bei der 2. Division der Peshmerga. Das Anliegen: das kurdische Nachrichtenwesen verbessern. Die Gesprächsführungen mit den kurdischen Partnern finden immer vor Ort bei den jeweiligen Einheiten statt.

Bundeswehr/PAO Capacity Building Iraq

Mein Name ist Hauptmann Lukas L., ich bin 34 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder. Ich bin in meinem ersten Einsatz als Berater der Peshmerga, der kurdischen Sicherheitskräfte im Irak, eingesetzt. Ich gehöre zum deutschen Anteil der USUnited States-amerikanisch geführten Mission Operation Inherent Resolve. Hier bin ich als Information Operations Advisor im multinationalen Joint Operations Command Advisory Team North tätig. In Deutschland diene ich im Zentrum Operative Kommunikation der Bundeswehr in Mayen, im Regionalteam Middle East/North Africa als Regionalanalyst für die Länder Syrien und Irak.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz

Ein deutscher Soldat bei einem Meeting. In dem Raum sitzen Soldatinnen und Soldaten weiterer Nationen.

Fortschritte synchronisieren sowie weitere Vorhaben besprechen und planen: Im Old Terminal auf der Erbil Air Base finden regelmäßig Besprechungen mit allen Beraterinnen und Beratern der Military Advisory Group North statt

Bundeswehr/PAO Capacity Building Iraq

Unsere Aufgabe als Joint Operations Command Advisory Team North ist es, zusammen mit den anderen an der Operation beteiligten Nationen, die kurdischen Streitkräfte bei ihrem Aufbau zu beraten. So sollen sie zukünftig dauerhaft fähig sein, die Stabilität der Region sicherzustellen. Dazu sollen die kurdischen Sicherheitskräfte, die sich selbst als Peshmerga („Die dem Tod ins Auge Sehenden“) bezeichnen und in den vergangenen Jahrhunderten meist nur als loser Milizverband existierten, schrittweise in eine moderne Armee mit Organisations- und Führungsstrukturen verwandelt werden.

Das kann nur gelingen, wenn sowohl die Peshmerga als auch die Koalition gemeinsam und partnerschaftlich zusammenarbeiten. Um die Entwicklung mit unserem Fachwissen zu begleiten, treffen sich die Beraterinnen und Berater der Koalition mehrmals wöchentlich mit den kurdischen Partnern. Hier werden die nächsten Schritte der Weiterentwicklung geplant, durchgeführt und betreut.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders

Vier kurdische und ein deutscher Soldat sitzen am gemeinsamen Mittagstisch.

Gemeinsames Mittagessen mit Verantwortlichen. Neben dem offiziellen Termin ist dies eine gute Möglichkeit, sich besser kennenzulernen und eine vertrauensvolle Basis aufzubauen.

Bundeswehr/PAO Capacity Building Iraq

Derzeit werden zum ersten Mal in der Geschichte der kurdischen Streitkräfte zwei Divisionen aufgestellt. Das bringt große Herausforderungen, aber auch große Chancen für die kurdischen Streitkräfte mit sich. Zu den Herausforderungen zählt etwa, dass die kurdischen militärischen Führer bisher den Kampf der verbundenen Waffen in dieser Größenordnung nicht durchgeführt haben. Zudem haben sie einen solchen Großverband weder administrativ noch logistisch geführt. Doch auch, wenn die kurdischen Streitkräfte bisher noch keine Großverbände aufgestellt haben, sollten wir nicht vergessen, dass die Peshmerga bei der militärischen Niederlage des Islamischen Staates von entscheidender Bedeutung waren. Die Soldatinnen und Soldaten verfügen damit über weit mehr Kampferfahrung als viele Armeen der Koalition.

Als Beratergruppe aus verschiedenen Nationen mit diversen militärischen Hintergründen können wir auf vielfältige Erfahrungen aus unseren jeweiligen Heimatstreitkräften zurückgreifen. Diese nutzen wir, um den Peshmerga zielorientierte Lösungsansätze für die Fragen rund um Organisation und Führung der Divisionen anzubieten. Mit ihnen besprechen wir auch, welche Fähigkeiten in den Divisionen vorhanden sein sollen und wie sie sich ihre Führungskultur vorstellen.

Das Arbeiten mit Menschen aus einem anderen Kulturkreis ist natürlich eine Herausforderung. Bei den vielfachen Begegnungen mit den Soldatinnen und Soldaten der Peshmerga fallen die Unterschiede mal mehr und mal weniger auf. Für mich ist das Arbeiten im internationalen Umfeld sehr spannend. Die Soldatinnen und Soldaten, die hier in Erbil dienen, kommen aus fast 30 Nationen. Jedes Land bringt seine militärischen Eigenheiten und Fähigkeiten mit, die das Arbeiten einerseits verkomplizieren, andererseits in vielen Belangen bereichern. Persönlich ist mir wichtig, dass alle Beratungen immer auf Augenhöhe mit unseren Partnern stattfinden und wir deren Meinungen und Bedenken ernst nehmen.

So diskutieren wir zur Problemlösung gerne die Lösungsansätze der verschiedenen Streitkräfte, aus denen wir kommen. Neben der eigentlichen Arbeit lernen wir alle viel über die Geschichte und die Kultur der verschiedenen Nationen und wachsen zu einer Koalition zusammen. In der kurdischen Kultur gehört ein gemeinsames Essen im Anschluss an die Termine dazu. Hierbei werden meist noch wichtige Details besprochen, welche im offiziellen Gespräch nur am Rande erwähnt wurden. Das gemeinsame Essen trägt auch dazu bei, seinen Gesprächspartner besser kennenzulernen, und schafft eine vertrauensvolle Basis.

Das vermisse ich hier am meisten

Natürlich vermisse ich durch den Einsatz meine Familie, die Kommunikation nach Hause ist jedoch unkompliziert, weshalb ich den Kontakt ohne Probleme halten konnte.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße

Ein großer Dank gilt meiner Frau, die mir an der Heimatfront den Rücken freihält und meiner Familie, die mich immer unterstützt.

von Lukas L.

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