Ich bin iM EINsatz: Navigationsgast auf der „Bonn“
Ich bin iM EINsatz: Navigationsgast auf der „Bonn“
- Datum:
- Ort:
- in See
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich heiße Anna S., bin 21 Jahre alt und Hauptgefreiter. Auf dem Einsatzgruppenversorger (EGVEinsatzgruppenversorger) „Bonn“ bin ich als Navigationsgast eingesetzt. Vor etwas mehr als einem Jahr bin ich in die Bundeswehr eingetreten. Nach meinem Abitur habe ich mich zunächst als freiwillig Wehrdienstleistende für ein Jahr und im späteren Verlauf für weitere vier Monate verpflichtet. Nach meiner Grundausbildung wurde ich direkt auf die „Bonn“ versetzt und habe mit der Besatzung die Vorausbildung für unseren Einsatz im zentralen Mittelmeer abgeschlossen. Der Einsatz EUNAVFOREuropean Union Naval Force Med Irini ist meine erste Auslandsverwendung.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Meine Aufgabe besteht darin, den Schiffsverkehr zu beobachten und mit bloßem Auge zu sehen, was um uns herum passiert, ohne sich auf ein Radargerät zu verlassen. Das ist wichtig, um beispielsweise eine Kollision mit anderen Schiffen und Booten zu vermeiden. Dazu stehe ich auf der Brücke oder in der Nock, einer Art Balkon an Steuerbord- und Backbordseite. Zudem halte ich Wetterdaten und Seekarten auf dem neuesten Stand.
Darüber hinaus gehöre ich zum Brandangriffstrupp. Sollte es zu einem Brand kommen, ergreife ich unter Atemschutz erste Feuerlöschmaßnahmen. Meinen Dienst verrichte ich als Seewächterin . Damit alle Posten 24 Stunden besetzt sind, wird in einem Tag/Nacht-Schichtsystem gearbeitet.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Wenn ich auf der Brücke stehe, sehe ich immer, wohin wir fahren. Ich finde die Nock ist einer der schönsten Plätze hier an Bord. Kommen wir auf unserem Transit an interessanten Orten vorbei, kann ich beobachten, wie schnell sich die Nock mit Kameradinnen und Kameraden füllt, die ebenfalls die gute Aussicht genießen möchten. Auf dem Weg in das Einsatzgebiet konnte ich die Straße von Gibraltar, die Straße von Messina sowie die Vulkaninsel Stromboli bei Sonnenaufgang erleben. Manchmal fliegt einer unserer Bordhubschrauber Sea Lynx an mir vorbei, wenn ich in der Nock stehe – in diesen Momenten wird mir bewusst, wie besonders meine Tätigkeit ist.
Das vermisse ich hier am meisten.
Natürlich vermisse ich besonders meine Familie und meine engen Freunde. Außerdem fehlt es mir, einkaufen zu gehen und zu essen, was und vor allem wann ich will. Mal wieder richtig ausschlafen im eigenen Bett wäre toll, und zwar mehr als sieben Stunden.
Da ich Mitglied der DLRG bin, gehe ich zu Hause oft Schwimmen, das fehlt mir hier ebenfalls. Ich hatte mich auf die Ausflüge an Land gefreut, wenn wir mal im Hafen liegen. Jedoch haben wir dort momentan leider nicht viele Möglichkeiten, da der Landgang aufgrund der Coronapandemie eingeschränkt ist.
Ich halte den Kontakt nach Hause und spreche oft mit meiner Familie und meinen Freunden, das macht die Entfernung etwas erträglicher.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Mein Ziel ist es, so viele Erfahrungen und Eindrücke wie möglich hier im Einsatz bei EUNAVFOREuropean Union Naval Force Med Irini zu sammeln und einmal im Helikopter mitzufliegen. Nach dem Einsatz werde ich ein Studium im Fach Internationale Beziehungen beginnen und vielleicht als Reservistin zur Bundeswehr zurückkehren.
Ich grüße meine Familie, meinen Freund und meine ehemaligen Mitbewohnerinnen von III H 8, einer Unterkunft hier auf der „Bonn“.