Ich bin iM EINsatz

Dispatcher – die Notrufzentrale im Einsatz

Dispatcher – die Notrufzentrale im Einsatz

Datum:
Ort:
Rukla
Lesedauer:
4 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Porträt eines Soldaten mit Funkgerät vor einem Auto mit rotem Kreuz.

Hauptfeldwebel Jonas G. ist als Dispatcher ein wichtiges Glied in der Rettungskette und auf alles vorbereitet. Trotzdem hofft er stets, dass das eigene Können nicht gefordert wird.

Bundeswehr/PAO NATO MN BG LTU

Servus, ich bin Hauptfeldwebel Jonas G.*, 29 Jahre alt und in Deutschland in der 4./Kompanie des Sanitätslehrregimentes „Niederbayern“ als Gesundheits- und Krankenpfleger in der Role 2 Forward eingesetzt. Eine Role 2 Forward stellt in der Landes- und Bündnisverteidigung die notfallchirurgische Erstversorgung in Gefechtsfeldnähe sicher. Hierbei kann direkt behandelt werden, bevor die Verletzten in die nächste medizinische Behandlungsebene gebracht werden.

Das hier ist meine erste Auslandsverwendung als Dispatcher in der Zelle Sanität (ZeSanZelle Sanität). Als Dispatcher nehme ich Notrufe entgegen und übernehme in der Folge die Koordination der Einsatzplanung beziehungsweise -steuerung und unterstütze die Anrufer. Parallel dokumentiere ich den gemeldeten Notfall.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz

Als Teil der Multinational Battlegroup Litauen bin ich einer von drei Dispatchern der ZeSanZelle Sanität. Diese ist Teil der multinationalen Medical Company unserer Battlegroup. Man kann sich die ZeSanZelle Sanität als kleines Patient Evacuation Coordination Centre (PECCPatient Evacuation Coordination Centre) vorstellen – und uns am besten mit einer Verwundetenleitstelle für Soldatinnen und Soldaten des multinationalen Verbandes vergleichen.

Unsere Aufgaben sind hier auf zwei Schwerpunkte verteilt. Im normalen Dienstalltag sind wir rund um die Uhr und an 365 Tagen im Jahr für alle Soldatinnen und Soldaten bei medizinischen Notfällen erreichbar. Wir kümmern uns darum, dass im Notfall schnellstmöglich ein Rettungstrupp oder Arzt zur Stelle ist. Dabei haben wir Zugriff auf ein Duty Team und einen Duty Doc, die ebenfalls permanent in Bereitschaft sind. Bei Bedarf organisieren wir den Transport in ein ziviles Krankenhaus. Dazu arbeiten wir eng mit dem Rettungsdienst und den Krankenhäusern in Litauen zusammen. Das kann im schlimmsten Fall so weit gehen, dass ein Soldat nach Deutschland zurückgeflogen wird. Dies passiert dann in Zusammenarbeit mit der PECCPatient Evacuation Coordination Centre in Koblenz.

Zudem stellen wir den Real Life Support bei Übungsvorhaben sicher, zum Beispiel bei Schießvorhaben, und koordinieren die dazugehörigen Rettungsmittel. Handeln wir als Teil des Kampfverbandes, sind wir als ZeSanZelle Sanität dafür zuständig, den Transport zwischen den verschiedenen medizinischen Behandlungsebenen zu koordinieren – in Absprache mit der Brigade PECCPatient Evacuation Coordination Centre. Hierbei ist es das Wichtigste, den Weg der Patientin oder des Patienten zu verfolgen und alle Ereignisse zu dokumentieren. Für uns liegt der Fokus darauf, dass die richtige Person mit dem passenden Rettungsmittel in die korrekte Behandlungsebene verbracht wird – und uns niemand verloren geht. 

Die Zusammenarbeit von uns Dispatchern bedeutet Teamarbeit. Jeder hat eigene Lösungsansätze. In Kombination schaffen diese die beste Lösung zum Wohle der Patientinnen und Patienten. Sofern es möglich ist, treffen wir Entscheidungen immer gemeinsam.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders

Das Besondere an meiner Tätigkeit ist, dass man nie weiß, was einen erwartet. Meine persönliche Motivation? Sicherstellen, dass die Kameradinnen und Kameraden der Battlegroup im Falle eines medizinischen Notfalls die schnellste und bestmögliche Behandlung erhalten. Besonderen Spaß macht mir hier die Arbeit im Team, vor allem das Zusammenarbeiten im multinationalen Sinne. Mit Englisch als Arbeitssprache kann es durchaus vorkommen, dass man in den Abendstunden sogar anfängt, auf Englisch zu denken.

Manchmal ist es herausfordernd, mit anderen Nationen zusammenzuarbeiten, da jede Nation ihr eigenes Konzept hat. Dies gilt es zu verstehen und auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Letztlich habe ich auch viele Dinge von Kameradinnen und Kameraden anderer Nationen gelernt, was äußerst positiv ist. Am Ende bereitet es mir unheimlich Freude, dass aus manchen multinationalen Kameradinnen und Kameraden sogar Freundinnen und Freunde geworden sind.

Für uns als ZeSanZelle Sanität war es definitiv ein Erfolgserlebnis, als wir unsere erste Rückführung ins Heimatland mit der höchsten Priorität bearbeiteten. In diesem Fall griffen alle Zahnräder gut ineinander, obwohl alle drei Dispatcher in diesem Moment auf individuellen Übungsvorhaben in ganz Litauen verteilt waren. Der Fall begann mitten in der Nacht und ging bis in die frühen Morgenstunden. Stolz können wir auch auf unsere Zusammenarbeit mit dem zivilen Rettungsdienst sowie den Krankenhäusern und dem Sanitätsdienst in Litauen sein.

Ein deutscher Soldat spricht mit einem norwegischen Kameraden und einer niederländischen Kameradin

Notfälle können Soldatinnen und Soldaten aller Nationen treffen. Umso wichtiger ist eine umfassende Kommunikation des multinationalen medizinischen Personals untereinander.

Bundeswehr/PAO NATO MN BG LTU
Ein Soldat spricht in ein Funkgerät und bringt gleichzeitig Magneten an einer Tafel an.

Sobald das Notfalltelefon klingelt, ist Jonas G. vollkommen konzentriert: Er nimmt den Notfall auf und beginnt sofort mit der Koordination. Gerade bei schweren Fällen zählt jede Sekunde.

Bundeswehr/PAO NATO MN BG LTU

Das vermisse ich hier am meisten

Ich vermisse natürlich meine Familie, Freunde und meine oberbayerische Heimat. Besonders freue ich mich auf ein gutes Weißwurstfrühstück und eine Haxe im Kloster Andechs. Aber auch darauf, ein paar Runden im See zu schwimmen, die Ruhe und eine gute Zigarre zu genießen.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße

Für die restliche Dauer des Einsatzes wünsche ich mir – auch wenn es komisch klingt – so wenig Arbeit wie möglich. Das bedeutet nämlich im Umkehrschluss, dass sich niemand verletzt und akut medizinische Hilfe benötigt.

Während der Zeit hier hatte ich die Möglichkeit, in andere Bereiche hineinzuschauen. Ich habe mich dafür entschieden, mich noch einmal innerhalb der Bundeswehr zu verändern. Nun bin ich gespannt, ob es so klappt, wie ich mir das vorstelle. 

Ich grüße natürlich meine Familie, Freunde und die Kameradinnen und Kameraden aus meiner Kompanie. Im Besonderen grüße ich die Kameradinnen und Kameraden Gery S.*, Laura J.*, Finn G.*, Basti H.*, Sabrina W.*, Daniel H.* und Jennifer D.*

*Namen zum Schutz abgekürzt.

von Jonas G.

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