Ich bin iM EINsatz: Wetterberaterin in der Sahelzone

Ich bin iM EINsatz: Wetterberaterin in der Sahelzone

Datum:
Ort:
Gao
Lesedauer:
3 MIN

Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Eine Soldatin sitzt an einem Schreibtisch, im Hintergrund hängen Karten an der Wand

Als Reservistendienst Leistende ist Josefine U. bereits in ihrem zweiten Einsatz in Mali tätig

Bundeswehr/Johann Flaum

Ich bin Hauptmann der Reserve Josefine U. und gehöre zum Geoinformationsdienst der Bundeswehr. Mit meinen 30 Jahren ist dies bereits mein zweiter Einsatz in Mali. Im letzten Jahr durfte ich erste Erfahrungen als Flugwetterberaterin in Afrika sammeln. Die hier herrschenden klimatischen Bedingungen haben mich anfangs gefordert, aber insgesamt habe ich mich tatsächlich sehr schnell daran gewöhnt. Inzwischen ist sogar Sport kein Problem mehr.

In Deutschland arbeite ich für das Zentrum Luftoperationen im GeoInfo-Zentrum Luftwaffe in Münster. Dort berate ich hauptsächlich die Besatzung der Bundeswehr-Jets Tornado und Eurofighter.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Ein Sandsturm zieht am Horizont auf

Ein Sandsturm nähert sich dem Camp Castor

Bundeswehr/PAO MINUSMA

Ich arbeite hier im Wechsel mit zwei weiteren Kameraden im Schichtdienst, um die (Flug-)Wetterberatung rund um die Uhr sicherzustellen. Wenn ich meinen Dienst beginne, analysiere ich zunächst die aktuelle Wetterlage und erstelle danach eine Wettervorhersage für die nächsten Stunden und Tage. Dafür nutze ich ein Fachsystem, das nicht nur von der Bundeswehr, sondern auch vom Deutschen Wetterdienst genutzt wird. Das System namens NinJo stellt alle Informationen zur Verfügung, die ich benötige, um den Wetterbericht zu erstellen.

Zusätzlich berate ich die Piloten der fliegenden Systeme, beispielsweise der Aufklärungsdrohne Heron, der rumänischen Helikopter und der Transportflugzeuge C-160 Transall und Airbus A400M in Niamey. Dafür erstelle ich auftrags- und flugmusterspezifische Wettervorhersagen. Damit kann die Besatzung sehr genau Flugtermine festlegen und zumindest hinsichtlich der Wetterbedingungen einen sicheren Flug garantieren.

Auch für die Operationen der Bodentruppen stelle ich Informationen zur Verfügung. Für diese ist es wichtig, dass sie auf mögliche Sandstürme und Gewitter vorbereitet sind. Nichts ist schlimmer, als eine Operation aufgrund von unvorhergesehenen Wetterbedingungen unter- oder abbrechen zu müssen. Wenn ein Gewitter vorhergesagt wird, kann es schnell passieren, dass der Boden aufgrund des Niederschlages kaum oder gar nicht mehr befahrbar ist.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Eine Soldatin in der Wüste blickt in Richtung Horizont, wo Hubschrauber zu sehen sind

Trägt mit ihrer Arbeit dazu bei, dass alle sicher ins Camp zurückkehren: Josefine U. berät Piloten und Bodentruppen

Bundeswehr/Johann Flaum

Ich habe das Glück, multinational arbeiten zu können, da mein Büro im Gebäude der rumänischen Operationszentrale ist. Dies bedeutet allerdings auch, dass viele Themen nur bedingt in der deutschen Sprache kommuniziert werden können.

Das Wetter in Gao ist während der Regenzeit nicht ganz einfach vorherzusagen. Gewitter können sich schnell bilden, sind vereinzelt sehr heftig und häufig mit Staubstürmen verbunden. Während wir in Deutschland an Windgeschwindigkeiten bis zu 40 Kilometer die Stunde gewöhnt sind, werden hier durchaus auch mal 115 Kilometer die Stunde erreicht. Das entspricht ungefähr der Windstärke 11. Meine Vorhersagen sollen dabei helfen, dass der Auftrag bestmöglich und vor allen Dingen sicher für Mensch und Material durchgeführt werden kann. Wenn ich Flüge so beraten kann, dass sie sicher stattfinden, motiviert mich das ungemein.

Um die Vorhersagen zu verbessern, ist es wichtig, sich ein Bild von der Umgebung zu machen und das Gelände zu kennen. Deshalb habe ich an einem Helikopterflug am Tag und auch in der Nacht teilgenommen. Das war ein wahnsinnig tolles Erlebnis. Ich habe in diesem Einsatz viele wertvolle und gute Erfahrungen gesammelt sowie viele interessante Menschen getroffen.

Das vermisse ich hier am meisten.

Ich vermisse meine Familie und meine Freunde. Die Erfahrungen, die ich in diesem und auch im letzten Einsatz gesammelt habe, zeigen mir jedoch, dass meine Familie und Freunde immer für mich da sind und mich sehr gut unterstützen – ganz egal, wo auf der Welt ich gerade bin.

Ich freue mich sehr darauf, wieder ein wenig mehr Privatsphäre und auch etwas mehr Zeit für mich zu haben. Außerdem freue ich mich auf die doch etwas angenehmeren Temperaturen zu Hause. Obwohl das Essen hier im Camp auch echt super ist, vermisse ich aus kulinarischer Perspektive eine Rucolapizza.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Ich wünsche mir, dass alle Kameradinnen und Kameraden, die sich im Einsatz befinden, gesund nach Hause kommen.

Liebe Grüße an alle Kameradinnen und Kameraden sowie Kolleginnen und Kollegen in Münster!

von Josefine U.

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