Ich bin iM EINsatz: Organisation des Luftumschlags
Ich bin iM EINsatz: Organisation des Luftumschlags
- Datum:
- Ort:
- Masar-i Scharif
- Lesedauer:
- 4 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Mein Name ist Nicole W., ich bin 38 Jahre alt und wohne seit mehreren Jahren in Siegburg, einer Kleinstadt zwischen Köln und Bonn.
Ich begann meine Bundeswehrzeit in der Laufbahn der Unteroffiziere im Jahr 2005. Nach einem Wechsel in die Feldwebellaufbahn entschloss ich mich zu einer weiteren Veränderung und wechselte in die Laufbahn der Offiziere des militärischen Fachdienstes. Seit Oktober 2018 bin ich Transportoffizier in der Flugbereitschaft BMVgBundesministerium der Verteidigung Köln und bin dort Teileinheitsführerin der Fluggastkontrolle und Abfertigung. Dies ist mein vierter Einsatz und mein zweiter in Afghanistan.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Mein Aufgabengebiet ist sehr umfangreich, vielfältig und abwechslungsreich. Einen typischen Tagesablauf gibt es in der Verwendung als Chief CATO nicht. CATO steht für Combined Air Terminal Operations. Im Grunde arbeite ich dabei wie eine „Spinne im Netz“. Eine gewisse Fähigkeit fürs Organisieren und Koordinieren ist die Voraussetzung in dieser Verwendung. Ich bin hier für die Betriebs- und Arbeitsabläufe der Materialannahme, des Materialversandes, des Materialumschlages sowie der Materiallagerung von Versorgungsgütern verantwortlich. Ich überwache das Be- und Entladen von Luftfahrzeugen und führe die Passagierabfertigung durch. Grundsätzlich bin ich immer da, wenn ein deutsches oder ein Luftfahrzeug einer Partnernation abgefertigt wird, egal ob Tag oder Nacht. Auch der Transport von Passagieren zum zivilen Terminal von Masar-i Scharif sowie das Sicherstellen der Einreiseformalitäten gehören in meinen Zuständigkeitsbereich.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Für mich persönlich stellte der Dienstposten als Chief CATO schon im Vorfeld eine besondere Herausforderung dar. Bei Gesprächen mit Vorgängern in dieser Verwendung wurde deutlich, dass mir eine spannende, lehrreiche, aber auch fordernde Zeit bevorsteht. Und genauso gestaltete sich der Start im Einsatz auch. Für mich waren der komplette Ablauf und die Zuständigkeiten neu, eine Unmenge von Personen, Bereichen und Eindrücken kam auf mich zu. Es gab Momente, da dachte ich mir: „Das sollst du alles schaffen?!“ Mittlerweile hat sich alles sehr gut eingespielt. Sicherlich gibt es immer wieder Situationen, die neu sind oder eine Herausforderung darstellen. Aber eine Lösung findet sich grundsätzlich immer.
Das Besondere an diesem Dienstposten ist für mich die Vielfältigkeit im Tagesablauf und die Anziehungskraft von kleinen und großen Transportflugzeugen aus verschiedenen Nationen. Beeindruckend waren definitiv das Ladevolumen und die Flexibilität der Lademöglichkeiten der Antonow AN-124. Als ausgebildete Lademeisterin war die Entladung einer Boeing 747 mein besonderes Highlight.
Auch die Zusammenarbeit im multinationalen Umfeld stellt eine Besonderheit dar. Es beeindruckt mich zu sehen, wie eingespielt unser zivil-militärisch gemischtes Team ist. Bestehend aus britischen, indischen und kenianischen Nationalitäten, kann sich das Personal auf alle Luftfahrzeugmuster und jede Art der Beladung einstellen und die Abfertigung höchst professionell abwickeln. Dieser Einsatz wird mich prägen, mit all den Erfahrungen, die ich machen werde. Am Ende ist aber ein Punkt am wichtigsten: Es gibt nur ein Miteinander, für ein Gegeneinander ist kein Platz – insbesondere im Einsatz nicht.
Das vermisse ich hier am meisten.
Durch die zeitintensiven Arbeitszeiten und das abwechslungsreiche Umfeld bleibt oftmals gar nicht viel Zeit, um vieles zu vermissen. Natürlich gibt es immer wieder Momente, in denen ich gern das gewohnte Umfeld und liebe Menschen von zu Hause um mich hätte. Dieses Gefühl stellt sich aber zum Glück nicht so häufig ein. Ich denke, jeder kennt das Bedürfnis nach einer vertrauten Umgebung. Besonders wichtig für mich sind im Einsatz die Kameradinnen und Kameraden, die ein offenes Ohr haben, wenn ich mal einen schlechten Tag oder einfach nur Redebedarf habe.
Mir fehlen schon die Abende mit Freunden oder der Familie, an denen wir gemütlich beim Essen zusammensitzen, über Gott und die Welt reden oder die nächsten Ausflüge beziehungsweise Urlaube planen. Ich vermisse hier die alltäglichen Dinge wie die frische Luft, die grüne Landschaft, Einkäufe im Bioladen oder der Weg über den Wochenmarkt, Wanderungen im Siebengebirge, sich mit Freunden beim Lieblingskonditor treffen oder die Woche mit Sushi ausklingen lassen. Es sind die einfachen Dinge, die ich hier noch mehr zu schätzen lerne.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Einer Verlängerung habe ich freiwillig zugestimmt, trotzdem freue ich mich, wieder in die Heimat zu kommen. Ich plane mit einer Freundin nun schon das zweite Jahr eine Alpenüberquerung. Hoffentlich finden wir dieses Jahr einen Weg, unser Vorhaben in die Tat umzusetzen. Und wenn ich ganz weit in die Zukunft schaue, bin ich stolze Besitzerin eines Hauses am Meer.
Ich möchte meiner Familie und meinen engen Freunden für die Unterstützung danken. Sie versorgen mich mit Dingen aus der Heimat, mit Neuigkeiten oder merken sofort, wenn ich mal ein paar aufmunternde Worte brauche. Schön, dass es euch gibt.