Ich bin iM EINsatz: Als Kompanieeinsatzoffizier

Ich bin iM EINsatz: Als Kompanieeinsatzoffizier

Datum:
Ort:
Gao
Lesedauer:
4 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Eine Soldatin steht vor einem militärischen Fahrzeug, hält die Hände in den Hüften und trägt ein blaues Basecap

Hauptmann Nadine G. ist in der Kompanieführung des Aufklärungsbataillons 8 eingesetzt

Bundeswehr/Matthias Plank

Mein Name ist Nadine G., ich bin 33 Jahre alt und seit Oktober 2004 Soldatin. Sowohl zu Hause als auch hier im Auslandseinsatz bei MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali bin ich bei der 3. Kompanie des Aufklärungsbataillons 8, die derzeit zugleich die gemischte Aufklärungskompanie in Gao ist, eingesetzt in der Kompanieführung. Aufgrund meines Laufbahnwechsels in die der Offiziere und der damit verbundenen Ausbildungszeit ist dies mein zweiter Einsatz.

Im Jahr 2010 war ich bereits bei der Mission ISAFInternational Security Assistance Force in Afghanistan eingesetzt. Nachdem ich 2004 als Unteroffizieranwärter im fränkischen Roth meine Grundausbildung beendet hatte, absolvierte ich eine zivile Aus- und Weiterbildung zur ITInformationstechnik-Systemkauffrau, bei der ich mich dazu entschied, in die Feldwebellaufbahn zu wechseln. Nach weiteren Dienstposten in Murnau am Staffelsee sowie in Bad Reichenhall schlug ich nach Beendigung meines Auslandseinsatzes 2010 die Laufbahn der Offiziere im Truppendienst ein und studierte an der Universität der Bundeswehr München Wirtschaft und Journalismus.

Meine Masterarbeit schrieb ich während eines universitären Auslandsaufenthaltes in Tucson, Arizona. Nach meiner Ausbildung zum leichten Spähoffizier führte ich zwei Jahre den leichten Aufklärungszug der 3. Kompanie des Aufklärungsbataillons 8. In dieser besetze ich aktuell auch einen Dienstposten in der Kompanieführung.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Eine Soldatin steht neben einem militärischen Auto und hält einen Ordner in der Hand, in dem sie liest

Zum Vorbereiten einer Operation gehört ein strukturierter Planungsprozess

Bundeswehr/PAO MINUSMA

Ich bin als Chief of Operations der gemischten Aufklärungskompanie hier in Gao eingesetzt. Wie der Name schon sagt, besteht mein Hauptauftrag im Planen der Aufklärungsoperationen meiner Kompanie. Zugleich erledige ich die Aufgaben eines Kompanieeinsatzoffiziers. Ich bin also auch die Stellvertreterin des Kompaniechefs. Mein Tagesablauf ist sehr gefüllt und auch erfüllend. Von Erteilung des Auftrags an unsere Kompanie bis zur tatsächlichen Durchführung der Operation gilt es, einen Planungsprozess zu durchlaufen. Bei dem werde ich sowohl von meiner Planungszelle als auch von den verschiedensten Abteilungen hier im Camp Castor tatkräftig unterstützt. Der gesamte Prozess bereitet mir von Anfang bis Ende sehr viel Freude.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Meine ganz persönliche Motivation hier im Einsatz ist zum einen das Glück, mit meiner eigenen Kompanie im Einsatz zu sein. Wir alle kennen uns und somit auch die Stärken und Schwächen des anderen. Zum anderen habe ich es mir auch hier in Mali zum Ziel gesetzt, alles Unnötige von den Männern und Frauen, die Tag und Nacht – und teilweise auch über mehrere Wochen hinweg – außerhalb des Lagers ihrem Auftrag nachgehen, fernzuhalten. Ich möchte ihnen damit den Dienst weit weg von zu Hause in der heißen staubigen Sonne Afrikas so einfach wie möglich machen.

Das vermisse ich hier am meisten.

Auf einem Foto umarmen sich zwei Soldatinnen. Neben dem Foto sitzt ein Stofftier

„Ein wahrer Freund ist der, der deine Hand nimmt, aber dein Herz berührt“: Besonders ihre Kameradin vermisst Hauptmann Nadine G.

Bundeswehr/PAO MINUSMA

Um ehrlich zu sein, vermisse ich meine Kameradinnen und Kameraden meiner Kompanie, die zu Hause in der Heimat geblieben sind. Sie sind teilweise auch meine engsten Vertrauten und Freunde, mit denen ich als Wochenendpendlerin normalerweise meine Abende verbringe. Aber der Dienst in Deutschland, gerade in der Zeit der Pandemie, macht eben auch keine Pause. Sie halten vor allem meinem Chef den Rücken für diesen Einsatz frei.

Zu Hause bin ich Winter, wie Sommer in den Bergen zu finden, was definitiv zu meinen Hobbys gehört und was ich sehr vermisse. Ich freue mich nach den heißen Temperaturen in Mali schon jetzt auf eine schöne Skitour im Winter. Ebenso vermisse ich – nicht zuletzt wegen meiner italienischen Wurzeln – das Essen à la italiana. Dagegen helfen die wöchentlichen Rationen an selbst gemachter Bolognese meiner Tante, die sie meinem Cousin und mir schickt. Er ist gemeinsam mit mir in Gao im Einsatz, was das Heimweh ein wenig erträglicher macht.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Eine Soldatin steht vor einem Holzschild, auf dem viele Unterschriften stehen

Besonders herzliche Grüße sendet Nadine G. an ihre Kameradinnen und Kameraden in der Heimat

Bundeswehr/PAO MINUSMA

Momentan sind es noch mehrere Monate bis zu unserer Rückkehr nach Hause. Dafür wünsche ich mir vor allem, dass wir die Zeit gemeinsam als Kompanie alle gesund und munter überstehen – mit dem nötigen Quäntchen Glück. Nur so kann ich im April nächsten Jahres, nach vier Jahren in Freyung, nicht nur mit einem weinenden, sondern auch mit einem lachenden Auge die Kompanie verlassen, um meinen neuen Dienstposten anzutreten. In diesem Sinne Grüße an die Heimat, vor allem nach Nieder- und Oberbayern! Uns geht’s guat!

Ab April nächsten Jahres werde ich meinen Dienst im Amt für Heeresentwicklung in Köln antreten. Der Abschied von meiner Kompanie wird mir unwahrscheinlich schwerfallen. Dennoch freue ich mich auf eine neue, ganz andere Aufgabe, die sicherlich meinen Horizont erweitern wird. Nach meiner Rückkehr in Deutschland werde ich nicht nur auf den ersten Schnee warten, sondern hoffentlich in einer unter Kontrolle gebrachten Coronalage meine Freunde und meine Familie treffen können, um meine Rückkehr zu feiern und mal wieder eine schöne gemeinsame Zeit zu verbringen.

von Nadine G.

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