Ich bin iM EINsatz: Als Militärpolizist im Camp Sonic
Ich bin iM EINsatz: Als Militärpolizist im Camp Sonic
- Datum:
- Ort:
- Al-Asrak
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Hauptmann Mike D., 28 Jahre alt und habe mich für die Laufbahn als Feldjägeroffizier, also für die Militärpolizei der Bundeswehr, entschieden. Ich habe über mehrere Jahre hinweg viel über das Ausbilden und Führen von Menschen gelernt. Studiert habe ich Bildungs- und Erziehungswissenschaften mit dem Schwerpunkt interkulturelle Medien- und Erwachsenenbildung. Als Vorgesetzter von 30 Soldatinnen und Soldaten in der 2. Kompanie des Feldjägerregiments 3 in Stetten am kalten Markt bin ich für das Planen der Schichtdienste sowie die Ausbildung verantwortlich. Die Aufgaben der Feldjägerkräfte sind vielfältig. Sie reichen vom Ermitteln bei Verfehlungen von Soldatinnen und Soldaten über das Umsetzen von Zollvorgaben beim Lufttransport bis hin zum Absichern von öffentlichen Gelöbnissen und dem Schutz von VIPsVery Important Person.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Die Teilnahme an der Mission Counter Daesh ist mein erster Auslandseinsatz. Als Führer der Zelle Feldjäger mache ich in Jordanien grundsätzlich dasselbe wie in der Heimat. Zusätzlich stehe ich den Staffelchefs sowie dem Kommandeur als Berater zur Seite und berate in den Angelegenheiten der militärischen Ordnung. Zu diesen zählen alle Aufgaben, die in Deutschland von der Polizei wahrgenommen werden. Wir ermitteln zum Beispiel bei Verkehrsunfällen, um den Hergang zu rekonstruieren. Sollte es zu Verstößen kommen, obliegen uns die Befragungen und gegebenenfalls auch Durchsuchungen. Wenn wir das Einhalten der Regeln und Gesetze kontrollieren, gilt es natürlich, Fingerspitzengefühl walten zu lassen, denn wir verstehen uns als Kamerad und Helfer.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Der größte Einschnitt war es, die Maßnahmen zur Eindämmung von COVID-19Coronavirus Disease 2019 umzusetzen. Von einen Tag auf den anderen kam es zum Lockdown. Die internationale Zusammenarbeit auf dem Luftwaffenstützpunkt Al-Asrak kam fast vollständig zum Erliegen und das Leben und Arbeiten reduzierte sich plötzlich auf unser Camp Sonic. Im Gegenzug gab es in diesem natürlich mehr zu tun.
Menschen fällt es generell schwer, ihr Verhalten schlagartig zu ändern. Deshalb mussten wir immer wieder dazu anhalten, die verschärften Hygieneregeln penibel einzuhalten. Vor allem bei den lokalen jordanischen Arbeitskräften war dies eine kulturelle Herausforderung. Ich habe gelernt, dass Kritik hier nur im persönlichen Gespräch angebracht ist und nach Möglichkeit mit Lob kombiniert werden sollte. Der Verantwortliche benötigt dann wiederum Zeit, um gemäß diesen Regeln auf seine Untergebenen einzuwirken. All diese Vorgänge schulten meine Geduld.
Das vermisse ich hier am meisten.
Trotz der tollen Menschen und der gelebten Kameradschaft hier vor Ort vermisse ich meine Familie und Angehörigen schon sehr. Mein Freundeskreis fehlt mir auch ein bisschen. Allerdings lernt man diesen durch das Schreiben von Briefen und das Versenden von Paketen auch mal anders kennen. Da ich vom Bodensee komme, fehlen mir hier eindeutig blaue Seen und grüne Wälder. Ebenso meine Oldtimer und das Tanzen, wobei Letzteres ja auch zu Hause nicht möglich wäre. Meine Geschmacksnerven freuen sich schon auf Sauerbraten mit Knödeln, Döner und Sushi, natürlich jeweils einzeln. Alles, was ich in Deutschland eben gern esse.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Als Erstes werde ich einen saftigen Cheeseburger mit knusprigen Pommes essen. Danach werde ich all die Menschen besuchen, die ich vermisst habe und die mich hoffentlich ihrerseits vermisst haben. Ich werde ihnen von meinem Auslandseinsatz berichten und ihre Fragen beantworten. Musik mit meiner Danube Valley Pipe Band steht ebenfalls ganz oben auf meiner To-do-Liste. Vielleicht schaffe ich es dieses Jahr noch, mit dem Motorrad nach Spanien zu fahren. Dann steht auch schon wieder mein vertrauter täglicher Dienst auf dem Plan. An meinen hier gesammelten Erfahrungen auch zu Hause noch wachsen zu können, erfüllt mich mit Freude. Die letzten Monate haben mich sehr darin bestärkt, dass ich als Offizier meine Berufung gefunden habe.