Ich bin iM EINsatz: Der Logistiker bei Counter Daesh

Ich bin iM EINsatz: Der Logistiker bei Counter Daesh

Datum:
Ort:
Al-Asrak
Lesedauer:
4 MIN

Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Ein Soldat sitzt hinter einem PC-Monitor an seinem Arbeitsplatz im Büro

Als Materialbewirtschaftungsfeldwebel befindet sich Oberfeldwebel Andre N. vorwiegend im Büro am Computer

Bundeswehr/Stefan Thomas

Ich bin Oberfeldwebel Andre N., 28 Jahre alt und wohne in Ellen-Niederzier in der Nähe von Köln. Nicht weit davon entfernt leiste ich normalerweise meinen Dienst im Taktischen Luftwaffengeschwader 31 „Boelcke“ in Nörvenich. Dort bin ich in der Flugbetriebsstaffel als Materialbewirtschaftungsfeldwebel eingesetzt. Geboren bin ich im Westerwald und aufgrund meiner Versetzung nach Nörvenich im November 2019 in die unmittelbare Nähe meiner Dienststelle umgezogen. Im Jahr 2018 habe ich mich als Soldat auf Zeit für zwölf Jahre verpflichtet und für die Laufbahn der Feldwebel entschieden.

Durch meine vorherige zivile Ausbildung zur Fachkraft für Lagerlogistik wurde ich direkt als Stabsunteroffizier eingestellt. Nach Abschluss der Ausbildung zum Materialbewirtschaftungsfeldwebel ging es dann nach Nörvenich zur Flugbetriebsstaffel. Parallel wurde ich zum Schießausbilder für das neue Schießausbildungskonzept ausgebildet. Aktuell befinde ich mich in meinem vierten Dienstjahr und habe mich für den Einsatz bei Counter Daesh in Jordanien freiwillig gemeldet. Dies ist mein erster Auslandseinsatz, in dem ich mich selbstverständlich beweisen möchte.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Ein Soldat steht in einem Container vor einem Regal. Hier befinden sich unterschiedliche Uniformteile für den Einsatz

Auch der Tausch von Bekleidung und anderen Ausrüstungsgegenständen liegt im Aufgabenbereich der Materialbewirtschaftung

Bundeswehr/Stefan Thomas

Meine Aufgaben hier im Einsatz sind deutlich umfangreicher und vielseitiger als zu Hause. Während ich in meinem Stammtruppenteil in Nörvenich nur für meine Staffel zuständig bin, nehme ich hier die Aufgaben der Materialbewirtschaftung für das gesamte deutsche Einsatzkontingent Counter Daesh/Capacity Building Iraq wahr. Ich bin der Leiter des Bereiches Nachschub und Vorgesetzter einer weiteren Soldatin. In meinem Verantwortungsbereich geht es allerdings nicht nur um die Anforderung von Verbrauchsmaterial, sondern unter anderem auch um die Anforderung von Munition im Einsatzland.

Die meiste Zeit verbringe ich hierbei in meinem Büro, da das Anfordern von Material sowie alle weiteren notwendigen Tätigkeiten per Computer erledigt werden müssen. Darüber hinaus bin ich für die Waffenkammer verantwortlich – im Heimatverband ist diese zentralisiert und liegt somit nicht in meinem Aufgabenbereich. Zu guter Letzt ist noch die Aussonderung von defektem Material eines meiner Aufgabenfelder. Hierbei arbeite ich eng mit dem Qualitätsmanager zusammen, der das besagte Material ermittelt und mir zur Bearbeitung und Einleitung des Aussonderungsverfahrens benennt.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Ein Soldat steht in einem Lager. An der Wand befindet sich ein Regal mit Büromaterial

Büro- und Verbrauchsmaterial muss für alle Soldatinnen und Soldaten immer vorrätig sein

Bundeswehr/Stefan Thomas

Das Besondere ist hier für mich, dass ich der einzige Materialbewirtschaftungsfeldwebel im Kontingent bin – in der Heimat teilen sich mehrere Feldwebel diese Aufgaben. Die damit verbundene Vielseitigkeit der Aufgaben erweitert täglich meinen persönlichen Horizont und wird mir künftig sicherlich auch im Stammtruppenteil sehr hilfreich sein. Die Anfragen sind oft sehr individuell und generell ist meine Tätigkeit hier aufgrund der zeitlichen Auslastung nie langweilig. Ich schätze die enge Zusammenarbeit mit den anderen Kontingentangehörigen. Dadurch erhalte ich tiefere Einblicke in unterschiedliche Bereiche des Kontingentes und sehe letztendlich auch die Resultate meiner Arbeit.

Ein besonderes und persönliches Highlight konnte ich bei der Anforderung eines einsatzrelevanten Ersatzteils erfahren. Es gibt unterschiedliche Anforderungsprioritäten und ich musste aufgrund der Dringlichkeit dieses Ersatzteils erstmalig mit höchster Priorität anfordern – das hat mich stolz gemacht, denn damit wurde mir bewusst, dass auch ich mit meiner Tätigkeit einen wichtigen Beitrag zur Gesamtmission leiste.

Das vermisse ich hier am meisten.

Ein Soldat steht vor einem Transporter, links steht ein Gabelstapler

Das Materiallager befindet sich etwas abseits vom Camp. Hier sind größere Mengen eingelagert und stets bereit zur Abholung

Bundeswehr/Stefan Thomas

Am meisten vermisse ich meine Freundin. Dieser Einsatz stellt uns gleich vor unsere erste Belastungsprobe, da wir uns erst kurze Zeit vor meinem Einsatzbeginn kennengelernt haben. Da sie ebenfalls als Soldatin ihren Dienst bei der Bundeswehr leistet, sind das Verständnis und die Akzeptanz für die berufsbedingte Abwesenheit deutlich größer. Trotzdem stellt dieser Auslandseinsatz sich mindestens genauso schwierig und kraftraubend für sie dar wie für mich. Daher ein großes Danke an dieser Stelle!
Ich freue mich sehr darauf, meine Familie und alle meine Freunde bald wiederzusehen, denn auch sie fehlen mir hier. Auch auf meine Tätigkeit als Schiedsrichter beim Handball und den damit verbundenen Saisonbeginn freue ich mich sehr.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Ein Soldat steht vor dem Propeller des Airbus A400M auf dem Flughafen in Al-Asrak

Manchmal muss Oberfeldwebel Andre N. an den Airbus A400M, um Material direkt zu empfangen oder abzuliefern

Bundeswehr/Stefan Thomas

In den letzten Wochen konnte ich bei einer Umstrukturierung zwischen meinem Bereich und dem hiesigen UserHelpDesk-Bereich unterstützen und einige Veränderungen einleiten. Daher hoffe ich sehr, dass ich in meiner restlichen verbleibenden Zeit diese Maßnahmen noch beenden kann und die Dienstgeschäfte ohne offene Projekte an meinen Nachfolger übergeben darf.

Nach meiner Rückkehr steht erst einmal Urlaub auf dem Plan. Danach freue ich mich auf die Kameradinnen und Kameraden meiner Einheit in Nörvenich. Ich hoffe, dass ich meine hier gesammelten Erfahrungen in den täglichen Dienstbetrieb einbringen kann.
Langfristig beabsichtige ich, mich für die Übernahme in das Dienstverhältnis eines Berufssoldaten zu bewerben. Abschließend möchte ich noch alle meine Freunde und meine Familie grüßen. Bleibt gesund und auf bald!

von Andre N.

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