Ich bin iM EINsatz: Internationaler Berater in Bagdad
Ich bin iM EINsatz: Internationaler Berater in Bagdad
- Datum:
- Ort:
- Bagdad
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Mein Name ist Sven B., ich bin 41 Jahre alt, wohne in Hessen und leiste meinen Dienst in der Heimat als Dezernatsleiter Ausbildung im Stab der Division Schnelle Kräfte in Stadtallendorf. Meine Aufgabe besteht in der Steuerung und Koordination der Ausbildung sowie ihrer Weiterentwicklung.
Meine erste Dienstzeit leistete ich von 1999 bis 2001 als Reserveoffizieranwärter in der Truppengattung der Artillerie. Im Anschluss folgte eine Zeit als Reservist und ein Studium als Jurist mit dem Schwerpunkt Völker- und Europarecht. Es folgten mehrere zivile Anstellungen, bis ich mich nach einem Auswahlprozess im Oktober 2019 als Wiedereinsteller und Soldat auf Zeit für 25 Jahre bei der Bundeswehr erneut verpflichtete. Dabei wurde ich aufgrund meiner zivilen Abschlüsse und Vorkenntnisse in der Dienstgradgruppe der Stabsoffiziere eingestellt.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Bei der Combined Joint Task Force – Operation Inherent Resolve (CJTF–OIROperation Inherent Resolve) bin ich als Leiter eines Teams für die zivil-militärische Zusammenarbeit verantwortlich und hauptsächlich in einer beratenden Position tätig. Dies ist abwechslungsreich und geht stets mit neuen Erfahrungen einher. Als Senior National Representative bin ich der ranghöchste deutsche Soldat im Hauptquartier der OIROperation Inherent Resolve. Ich freue mich darauf, hier etwas zu bewegen. Dies geschieht zwar nur langsam, aber mit Blick auf den ersten Einsatz vor rund zwei Jahren kann ich bereits positive Veränderungen wahrnehmen.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Dies ist meine zweite Auslandsverwendung bei der Bundeswehr. Wie bereits im Jahr 2019 hat mich mein Weg nach Bagdad geführt, ins Hauptquartier der Internationalen Koalitionsstreitkräfte im Kampf gegen Daesh – in Deutschland als Islamischer Staat bekannt. Am meisten begeistert mich dabei die multinationale Zusammenarbeit. Am Standort Bagdad sind ungefähr 20 verschiedene Nationen mit zirka 800 bis 1.000 Soldatinnen und Soldaten untergebracht.
Auch die unmittelbare Nähe zum Einsatz NATONorth Atlantic Treaty Organization Mission Iraq mit deutscher Beteiligung ist für mich belebend und inspirierend. Da die CJTF–OIROperation Inherent Resolve durch USUnited States-Streitkräfte geführt wird, kommt hier auch der amerikanische Führungsprozess zur Anwendung. Dieser ist anders als der Führungsprozess, den ich während meiner Offizierausbildung erlernt habe, und hat somit für mich seine ganz eigenen Herausforderungen in der täglichen Stabsarbeit.
Das vermisse ich hier am meisten.
Besonders vermisse ich meine Familie, vor allem meinen Sohn und meine Freunde in Deutschland. Durch moderne Videotelefonie via Internet ist es aber auch hier in Bagdad möglich, für meine Familie in der Heimat da zu sein, insofern es die Zeit zulässt. Die modernen Kommunikationsmittel ermöglichen es, am Familienleben teilnehmen zu können – trotz mehrerer Tausend Kilometer Entfernung. Auch fehlt mir der Sport im gemäßigten Klima Deutschlands. Aufgrund der hohen Temperaturen im Irak ist der Sport außerhalb des Fitnessstudios äußerst belastend. Somit sind Läufe im Camp lediglich in den frühen Morgen- oder den späten Abendstunden möglich.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Für meine Zeit nach der Rückkehr plane ich fest einen Urlaub mit meinem Sohn am Meer ein, soweit das die Corona-Bestimmungen in Deutschland bis dahin zulassen. Des Weiteren plane ich, meine zivile Ausbildung im Fallschirmspringen abzuschließen.