Ich bin iM EINsatz: Der stille Retter

Ich bin iM EINsatz: Der stille Retter

Datum:
Ort:
Al-Asrak
Lesedauer:
4 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Ein Soldat überprüft eine grüne Schutzweste, im Hintergrund Schränke für die Ausrüstung

Mit großer Sorgfalt überprüft Oberfeldwebel Kevin G. die Schutzwesten der Crew des Transport- und Tankflugzeugs A400M

Bundeswehr/PAO Counter Daesh

Mein Name ist Oberfeldwebel Kevin G. und ich kümmere mich um die Rettungssysteme und Flugausrüstung unserer Besatzungen des Transportflugzeuges A400M. Als gebürtiger Hannoveraner bin ich froh, 2016 meine militärische Heimat im nahen Wunstorf gefunden zu haben. Das war jedoch nicht immer so. Schon Anfang der 2000er-Jahre diente ich für fünf Jahre in der Deutsch-Französischen Brigade in Baden-Württemberg. Mit meiner damaligen Kompanie war ich bereits in Afghanistan im Einsatz.

2007 habe ich die Bundeswehr verlassen. Da mir die Zeit damals aber sehr gefiel, wollte ich unbedingt zurück. Vor einigen Jahren hat es dann geklappt, ich habe den Weg zurück in die Bundeswehr geschafft. Statt in der Infanterie zu dienen, bin ich nun im technischen Bereich bei der Luftwaffe tätig. In diesem neuen Umfeld bin ich nun im Einsatz in Jordanien bei Counter Daesh und versorge unsere A400M-Crews mit Ausrüstung für den absoluten Ernstfall.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Ein Soldat übergibt eine Schutzweste an einen anderen Soldaten

Kevin G. gibt eine der Schutzwesten an den Ladungsmeister des A400M aus

Bundeswehr/PAO Jordanien

Ein Ernstfall tritt ein, wenn ein Flugzeug unplanmäßig in feindlichem Territorium notlandet oder – gottbewahre – abgeschossen wird. Damit die Besatzung in diesem Fall am Boden durchhalten kann, stelle ich die Überlebensausstattung bereit. In Rucksäcken und Westen ist alles enthalten, was man für einige Tage in unbekanntem Terrain benötigt. Hierzu zählen zum Beispiel Trinkwasser und warme Kleidung. Aber auch Leuchtmittel und Signalgeräte gehören dazu.

Vor jedem Flug gebe ich die Ausrüstung an die Crew aus. Nach jedem Flug bekomme ich diese zurück, um sie zu prüfen, zu warten und zu pflegen. Somit ist sichergestellt, dass die Ausrüstung immer in funktionsfähigem Zustand ist, bevor die Crew abhebt. Zum Glück ist noch kein Fall eingetreten, in dem die Ausrüstung benötigt wurde. Ehrlich gesagt hoffe ich auch, dass das nie der Fall sein wird.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Ein Soldat steht mit Schutzweste und Rucksack vor dem Transportflugzeug A400M

Für die Rettungsausstattung der Crew verantwortlich: Auf Kevin G. verlassen sich Ladungsmeister und Piloten

Bundeswehr/PAO Counter Daesh

Besonders an meinem Einsatz ist, dass ich all diese Tätigkeiten höchst eigenverantwortlich ausübe – und das zu fast jeder Tages- und Nachtzeit. Im Regelfall muss ich schon zwei Stunden vor einem Flug die Ausrüstung ausgeben. Dementsprechend habe ich bei wechselnden Flugplänen so gut wie nie denselben Tagesablauf. Doch das ist bei fast allen von uns der Fall, die in der Technik oder im Flugbetrieb tätig sind. Wir sind hier schließlich im Einsatz, da ist der geregelte Tagesablauf die Ausnahme.
Eine ebenso große Besonderheit ist, dass die Crew des A400M nur mit voll funktionsfähigen Notausstattungen abheben darf.

Das vermisse ich hier am meisten.

Ein Soldat hebt einen Lkw-Reifen an, im Hintergrund mehrere Hanteln

In seiner freien Zeit macht Kevin G. zwar auch gern Crossfit, aber Fußball zählt er zu seinen größten Leidenschaften

Bundeswehr/PAO Counter Daesh

Meine beiden Söhne vermisse ich sehr. Bei meinem ersten Auslandseinsatz war es ohne Kinder noch ein ganz anderes Gefühl, von zu Hause weg zu sein. Jetzt denke ich natürlich täglich an sie und telefoniere so oft es geht mit ihnen. Doch Telefonate ersetzen weder die Zweisamkeit noch die Möglichkeit, ihnen persönlich zu zeigen, wie gewisse Sachen funktionieren.

Beispielsweise spielen meine Söhne Fußball und ich würde gern mal wieder mit ihnen im Garten kicken. Auch bei einem ihrer Punktspiele im Verein wäre ich gern wieder als Zuschauer dabei. Doch diesen Wunsch äußert bei der aktuellen Situation wahrscheinlich gerade jeder Vater in Deutschland, nicht nur hier im Einsatz in Jordanien. Ich vermisse auch meine Mannschaftskameraden, mit denen ich nach dem Training gern noch zusammensitze. Es sind gerade diese kleinen, persönlichen Momente, die einem hier fehlen.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Ich habe jetzt schon mehr als die Hälfte meines Einsatzes hinter mir und war über Weihnachten und Silvester in Jordanien. Deswegen freue ich mich riesig darüber, die Spitze des Berges überschritten zu haben und dass der Tag nun näher rückt, an dem ich meine beiden Söhne wiedersehen kann. Bis dahin schicke ich euch die besten Grüße aus der Wüste! Auch grüße ich die „Wunstorfer Flugausrüstungsbande“, die mir mit genau diesen Worten zu Weihnachten ein Paket hat zukommen lassen.

Beste Grüße gehen ebenso an die gesamte 2. Technische Staffel meines Heimatverbandes. Zu guter Letzt grüße ich alle Kameradinnen und Kameraden, die sich gerade ebenso wie ich in einem Auslandeinsatz befinden, und meine Mannschaftskameraden im Fußballverein. Ich freue mich schon auf die erste gemeinsame Trainingseinheit. Bleibt alle gesund, ich freue mich auf ein baldiges Wiedersehen mit euch allen!

von Kevin G.

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