Ich bin iM EINsatz: für gute Qualität verantwortlich

Ich bin iM EINsatz: für gute Qualität verantwortlich

Datum:
Ort:
Al-Asrak
Lesedauer:
3 MIN

Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Eine Soldatin und ein Soldat stehen vor einem ausgetrockneten Baum in der jordanischen Wüste

Sprachmittlerin Hauptfeldwebel Laaziza O. unterstützt bei Gesprächen mit lokalen Dienstleistern

Bundeswehr/Stefan Thomas

Ich bin Oberstabsfeldwebel Martin S. und 54 Jahre alt. Als gebürtiger Unterfranke wohne und lebe ich noch immer in meiner Heimatregion nahe Hammelburg. Dort bin ich an der Infanterieschule als Leiter der Ausbildungswerkstatt tätig. In dieser Funktion darf ich mit Stolz sagen, dass ich bisher etwa 700 junge Menschen in Handwerksberufen ausgebildet habe. Als Leiter der Ausbildungswerkstatt bin ich ziviler Beamter der Bundeswehr, doch in den Einsatz gehe ich als Reservist des Heeres.

Nachdem ich von 1985 bis 1991 der Bundeswehr als aktiver Soldat angehörte, war ich bis 1999 als KfzKraftfahrzeug-Meister tätig. Die Bindung zur Truppe verlor ich dabei nie und übte schon damals regelmäßig als Reservist. Fast 20 Jahre später blicke ich nun in meinem mittlerweile dritten Einsatz auf eine abwechslungsreiche Zeit zurück: Ich war 2016 in Kosovo und 2018 zum ersten Mal in Jordanien. Hier bin ich der Qualitätsmanager, also zuständig dafür, die Infrastruktur im Camp aufrechtzuerhalten.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Ein Soldat prüft den Ölstand eines gelben Stromerzeugungsaggregats

Regelmäßig überprüft Oberstabsfeldwebel Martin S. die Stromerzeugungsaggregate im Camp und im Flugbetriebsbereich

Bundeswehr/Hauke Meier

Von der Matratze bis zum Stromaggregat, im schlimmsten Falle auch ein Rohrbruch: Jeder Austausch von Material und jede Reparatur an der Infrastruktur läuft über mich. Dabei erledige ich jedoch nicht alle Arbeiten selbst. Zumeist nehme ich die Aufträge an und gebe sie an die lokale Dienstleistungsgesellschaft weiter. Diese führt dann letztendlich die Arbeiten durch. Jetzt kommt jedoch genau der Punkt, an dem ich als Qualitätsmanager entscheidend mitwirke: Ich überprüfe und bewerte die Arbeit, um bei eventuellen Fehlern rechtzeitig einwirken zu können.
Oftmals entstehen derartige Situationen durch Sprachbarrieren im Ausland. Ein einfaches Beispiel ergab sich erst kürzlich: Als ich einen neuen Schreibtisch anforderte, wurde zunächst ein Esstisch ins Büro geliefert. Als Qualitätsmanager muss ich also immer hinterher sein und den Überblick behalten.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Zwei Soldatinnen und vier Soldaten sitzen mit Abstand auf Rattanmöbeln unter einem Sonnendach und besprechen sich

Martin S. bespricht sich regelmäßig mit seinen Kameradinnen und Kameraden von der Einsatzwehrverwaltungsstelle

Bundeswehr/Hauke Meier

Das Besondere an meiner Tätigkeit ist, dass ich im gesamten Kontingent herumkomme und Kontakt zu nahezu jedem Angehörigen habe. Auch mit unseren verbündeten Nationen im Camp habe ich viel zu tun, da wir uns die Infrastruktur vor Ort teilen. Durch die direkte Arbeit mit den Vertretern unseres Gastlandes wird mein Austausch vor Ort noch intensiver. Diese multinationale Erfahrung schätze ich sehr.

Abgesehen davon leite ich in Nebenfunktion das Baubüro und nehme abgeschlossene Bauprojekte ab. Da wir bei Counter Daesh in Jordanien auch die bürokratischen Verpflichtungen unserer Kameradinnen und Kameraden beim Luftraumüberwachungsradar in Al-Asad im Irak übernehmen, fliege ich beispielsweise auch dorthin, um Bauprojekte zu prüfen. Wenn man bedenkt, dass ich in Deutschland so regional in Unterfranken verwurzelt bin, ist diese multinationale Abwechslung etwas ganz Besonderes für mich.

Das vermisse ich hier am meisten.

Ein Soldat steht mittig vor dem grauen Tank- und Transportflugzeug A400M. Er verschränkt die Arme hinter dem Rücken

Oberstabsfeldwebel Martin S. ist tief verwurzelt mit seiner bayerischen Heimat bei Hammelburg

Bundeswehr/PAO Counter Daesh

Am meisten vermisse ich meine Familie. Meine Frau und mein Sohn sind mir das Wichtigste und es ist nicht leicht, getrennt zu sein – für beide Seiten nicht. Auch unser Hund und unsere zwei Katzen fehlen mir. Meine Frau ist bekennende Tierschützerin. Unsere Tiere wurden alle aus Rettungsstationen aufgenommen. Unser Hund wurde vor der Tötung in Rumänien gerettet.
Auch meine Arbeit vermisse ich, dabei insbesondere den Kontakt zu den jungen Leuten. Meine Auszubildenden sind zwischen 15 und 23 Jahre alt. Ich lebe für ihre Ausbildung und da fällt es mir natürlich schwer, alle in diesen schwierigen Zeiten in der Heimat nicht begleiten zu können.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Nach meinem Einsatz werde ich mit meinem Sohn eine Hobbywerkstatt einrichten. Das war schon lange ein großer Wunsch von mir. Aktuell befinden wir uns noch in der Planungsphase dieses Projekts, aber nach dem Einsatz geht es praktisch los. Ansonsten darf ich wirklich sagen, dass ich wunschlos glücklich bin, wenn ich zurück nach Hause zu meiner Familie und meinen Freunden und Bekannten kehre.
Bis dahin grüße ich ganz herzlich alle, die mich kennen, vor allem meine Frau und meinen Sohn. Ganz besondere Grüße gehen auch an die Angehörigen der Infanterieschule in Hammelburg, vor allem an mein Team in der Ausbildungswerkstatt. Wir sehen uns alle bald wieder!

von Martin S.

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