Ich bin iM EINsatz: Der Flugsicherheitsmeister

Ich bin iM EINsatz: Der Flugsicherheitsmeister

Datum:
Ort:
Al-Asrak
Lesedauer:
4 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Ein Soldat kontrolliert die Fanganlage auf der Landebahn, im Hintergrund steht ein Pick-up

In den Morgenstunden kontrolliert Stabsfeldwebel Pascal B. die Fanganlage auf der Landebahn

Bundeswehr/PAO Counter Daesh

Ich bin Stabsfeldwebel Pascal B. und 39 Jahre alt. In Deutschland leiste ich meinen Dienst als Qualitätssicherungsmeister im Taktischen Luftwaffengeschwader 31 in Nörvenich. Dort prüfe ich die korrekte Ausführung von Reparaturen und Instandsetzungen am Eurofighter. So trage ich mit dazu bei, dass die Pilotinnen und Piloten mit gutem Gefühl ins Cockpit steigen können, um ihre Missionen sicher zu fliegen.
Hier in Jordanien bin ich als Flugsicherheitsmeister tätig. Anstelle von Reparaturen am Eurofighter prüfe ich in dieser Funktion die Bedingungen auf der Rollbahn. Dieser Einsatz ist mein erster.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Im Vordergrund hebt ein Soldat einen Stein auf der Rollbahn des Flugfeldes auf, im Hintergrund steht ein Pick-up

Das Flugfeld muss kontrolliert und von Fremdkörpern befreit werden, um Flugzeugschäden zu vermeiden

Bundeswehr/PAO Counter Daesh

Als Flugsicherheitsmeister bin ich in alle Bereiche des Flugbetriebes eingebunden. Zu meinen Aufgaben gehört es unter anderem, die Start- und Landebahnen auf größere Objekte wie Steine zu kontrollieren. Dadurch verhindern wir, dass diese von den Triebwerken der Flugzeuge aufgewirbelt werden und im schlimmsten Fall Schäden am Luftfahrzeug verursachen. Hier in der Wüste kommt noch die Besonderheit hinzu, dass Sicht- und Lichtmarkierungen auf und an der Rollbahn durch Sandstürme eventuell verdeckt werden. Das gilt es zu entdecken und freizulegen.

Wir haben hier nicht täglich denselben Flugplan. Mal fliegen wir nachts, mal wird kurzfristig eine Rollbahn durch die gastgebende Nation gesperrt. Dann muss ich mir Gedanken machen, wie und wo unsere Flugzeuge landen können, und einen Abstellpatz für diese finden. All das muss ich mit dem fliegenden Personal unseres Einsatzkontingentes, mit den jordanischen Fluglotsen am Tower und gegebenenfalls mit den ebenfalls hier vertretenen verbündeten Nationen absprechen. Wichtig ist dabei stets, die deutschen Vorschriften für Flugsicherheit im Hinterkopf zu behalten, denn diese gelten für uns auch hier im Ausland.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Ein Soldat steht an einem Fahrzeug und löst einen größeren Stein aus den Profilrillen eines Autoreifens

Um den Flugbetriebsbereich sicher zu befahren, werden alle Fahrzeuge sorgfältig auf Fremdkörper überprüft

Bundeswehr/PAO Counter Daesh

Die Verantwortung dieser Tätigkeit im Einsatz ist mit Sicherheit die größte Besonderheit. In der Heimat hat man im Regelfall noch einen Flugsicherheitsoffizier an seiner Seite, hier im Einsatzland schultere ich diese Aufgaben allein. Auch die multinationale Zusammenarbeit mit allen Beteiligten bereitet mir große Freude, sei es mit den jordanischen Gastgebern oder unseren verbündeten Nationen. Manchmal kann ich auch bei An- und Abflügen von Personal- und Materialtransporten unserer Partnernationen unterstützen. Das sind sehr prägende Erfahrungen, weil wir uns so über unterschiedliche Prozesse und Erfahrungswerte austauschen und immer voneinander lernen können.

Das vermisse ich hier am meisten.

Ein Soldat mit Mund-Nasen-Schutz steht mit Schläger an einer Tischtennisplatte

Nach seinem Einsatz in Jordanien steht für Pascal B. eine neue Herausforderung bei der Flugbereitschaft in Köln-Wahn an

Bundeswehr/PAO Counter Daesh

Natürlich vermisse ich meine Kinder und meine Lebensgefährtin am meisten. Nach einigen Monaten im Einsatz fehlen mir gerade die Kleinigkeiten des Alltags. Dazu gehört beispielsweise, dass die Kinder sich mit ihren Problemen an mich wenden, Rat suchen, viele Fragen stellen oder einfach nur spielen wollen. Mir fehlen auch die Familienspaziergänge im Grünen. Überhaupt fehlt mir die farbliche Abwechslung der heimischen Flora und Fauna.

Nach vielen Wochen im Einsatz fällt mir auch auf, wie sehr ich es vermisse, mal spontan etwas zu unternehmen. Ich kann hier nicht einfach das Fahrrad nehmen und losfahren. Auch wenn ich in ruhigeren Stunden mal Tischtennis mit meinen Kameradinnen und Kameraden spielen kann, so sind die Themen Einsatz und Bundeswehr immer präsent.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Als Erstes grüße ich meine Lebensgefährtin und meine Kinder. Ich freue mich schon riesig darauf, euch wiederzusehen! Dann werden wir uns erst einmal sehr lange austauschen, damit alle voneinander wissen, was die letzten Wochen und Monate auf beiden Seiten passiert ist. Wenn ich zurück bin, werde ich viel Zeit mit meiner Familie verbringen, um wieder im normalen Alltag Fuß zu fassen. Auch grüße ich meine Eltern ganz herzlich und vor allen Dingen all diejenigen, die mich so sehr unterstützt haben, damit ich diesen Einsatz überhaupt wahrnehmen konnte. Euch wünsche ich, dass ihr gesund bleibt, euren Träumen treu seid und weiter alles daransetzt, diese zu verwirklichen.

Dienstlich steht für mich nach meiner Zeit in Jordanien eine ganz neue Herausforderung an. Ich werde dann in der Betriebsorganisation der Flugbereitschaft in Köln-Wahn meinen Dienst verrichten. Alle meine bisherigen Erfahrungen möchte ich dahin mitnehmen und so gut es geht einbringen. Mein Ziel bleibt es auch dort, dass die Pilotinnen und Piloten jederzeit mit gutem Gefühl ins Cockpit steigen können, um ihre Missionen sicher zu fliegen.

von Pascal B.

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