Ich bin iM EINsatz: Als Flugsicherheitsmeister

Ich bin iM EINsatz: Als Flugsicherheitsmeister

Datum:
Ort:
Al-Asrak
Lesedauer:
5 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Ein Soldat kniet neben einer defekten Begrenzungsleuchte auf einem Rollfeld eines Flughafens

Bei der Begutachtung des Flugfeldes sucht Sven S. nach Schäden: Ist zum Beispiel die Rollbahnbeleuchtung defekt?

Bundeswehr/Stefan Thomas

Ich bin Stabsfeldwebel Sven S. und 40 Jahre alt. Zusammen mit meiner Familie lebe ich in der Eifel. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch meine Dienststelle – das Taktische Luftwaffengeschwader 33. Hier bin ich als Triebwerktechniker am Mehrzweckkampfflugzeug Tornado tätig. Die Besonderheit meiner Funktion ist, dass ich die Berechtigung zum Bodenprüflauf besitze, das heißt, ich darf die Triebwerke des Flugzeugs am Boden in allen Leistungsbereichen überprüfen.

Rückblickend auf meine bisherigen Einsatzerfahrungen kann ich mit Stolz behaupten, dass dieser Einsatz bereits mein fünfter ist. Interessant für mich ist dabei die Entwicklung des Einsatzes Counter Daesh im Hinblick auf Umfang und Ort. So war ich erstmalig als Triebwerkmechaniker am Tornado in der Türkei eingesetzt. Im Zuge der Verlegung nach Jordanien im Jahr 2017 konnte ich mich sogar als Kontingentfeldwebel für einen Monat am türkischen Stützpunkt Incirlik beweisen. Bis zum Abzug der Tornados aus der Mission Counter Daesh war ich auch hier in Al-Asrak als Techniker tätig. Heute bin ich in Jordanien als Flugsicherheitsmeister eingesetzt. Ich bin damit für die Einhaltung der Sicherheit im Flugbetriebsbereich verantwortlich und stehe dazu permanent mit der jordanischen sowie der amerikanischen Flugplatzleitung in Verbindung.


Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Ein Soldat steht vor sieben weiteren sitzenden Soldaten und bespricht sich mit diesen

Gehört zum Arbeitsalltag: Besprechungen mit anderen Verantwortlichen, die in den täglichen Flugbetrieb eingebunden sind

Bundeswehr/Stefan Thomas

Meine Aufgabe als Flugsicherheitsmeister ist vielfältig und abwechslungsreich: von Routinekontrollen der Start- und Landebahnen über Inspizierungen der Sicht- und Lichtmarkierungen auf und an den Rollbahnen bis hin zu wichtigen Koordinierungsgesprächen mit den multinationalen Flugplatzverantwortlichen. Doch auch der direkte Kontakt zu unseren Technikern des A400M und dem fliegenden Personal sind wichtige Bestandteile meiner Aufgabe hier. Damit im Ernstfall, zum Beispiel bei einem Flugunfall, alle wissen, was zu tun ist, aktualisiere ich regelmäßig unsere Alarmpläne. Diese stimme ich eng mit der amerikanischen Flugplatzfeuerwehr ab, denn diese muss über die Besonderheiten und Eigenschaften der eingesetzten Luftfahrzeugtypen im Bilde sein.

Nicht weniger wichtig sind die Schulungen der eigenen Soldatinnen und Soldaten zum Verhalten und Befahren im Flugbetriebsbereich. Diese müssen regelmäßig durchgeführt werden, denn Flugplatz ist nicht gleich Flugplatz. Jedes Gelände hat seine eigenen Besonderheiten – und genau dort kommt die Wichtigkeit meiner Tätigkeit als Flugsicherheitsmeister zum Tragen und die damit verbundene Verantwortung zur Geltung. Die Einweisung der Soldatinnen und Soldaten, damit diese berechtigt sind, den Flugbetriebsbereich zu befahren, ist herausfordernd, denn nicht nur die örtlichen Regelungen sind zu vermitteln – nein, auch die in Deutschland geltenden Flugsicherheitsbestimmungen sind hier im Einsatz umzusetzen.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Ein Soldat steht vor einer an die Wand projizierten Präsentation. Im Vordergrund sitzt ein Soldat an einem Tisch und hört zu

Auch die Schulungen für das Befahren des Flugbetriebsbereichs gehören zu den Aufgaben von Stabsfeldwebel Sven S.

Bundeswehr/Stefan Thomas

Das Besondere an meiner Tätigkeit hier im Einsatz ist, dass ich keinen weiteren fachlichen Vorgesetzten habe. Im Inland sieht das normalerweise anders aus, da man mit dem dortigen Flugsicherheitsstabsoffizier zusammenarbeitet. Hier ist man rund um das Thema Flugsicherheit eigenverantwortlich. Doch genau das macht es so interessant und verantwortungsvoll. Ständige Kontrollen der Service- und Rollwege, auch Taxiways genannt, sind sehr wichtig. Denn das Personal der Technik, die Flugzeugbesatzung, die Betankungsfahrzeuge und viele weitere notwendige Fahrzeuge nutzen diese regelmäßig. Wird dort nicht genau kontrolliert, könnten unerkannte Verunreinigungen durch Gegenstände im schlimmsten Fall zu erheblichen Schäden am Luftfahrzeug führen. Die Foreign Object Damages (FOD) machen einen Großteil der Gefährdung im Flugbetriebsbereich aus: Lose Steine, verlorene Schraubenzieher und abgerissene persönliche ID-Cards können Millionenschäden an Fahrwerken und Triebwerken verursachen.

Durch meine vielfältigen Aufgaben komme ich nahezu im gesamten Kontingent herum und habe Kontakt mit allen Angehörigen des deutschen Einsatzkontingents. Da ich in meiner Vergangenheit dienstlich auch schon in den USA tätig sein durfte und dort gewohnt habe, ist für mich die multinationale Zusammenarbeit gerade mit unseren amerikanischen Verbündeten sehr von Bedeutung und sogar schon etwas vertraut.

Wenn der A400M erfolgreich gestartet ist und sicher landet, macht es mich sehr zufrieden, dass ich meinen persönlichen Beitrag zur Flugsicherheit beitragen konnte.

Das vermisse ich hier am meisten.

Ein Soldat läuft über eine Markierungslinie auf dem Flugfeld der Kamera entgegen

Der Flugbetriebsbereich als Arbeitsplatz: Hier verbringt Stabsfeldwebel Sven S. viel Zeit

Bundeswehr/Stefan Thomas

Am meisten vermisse ich natürlich meine Familie. Die Einsatzzeit macht dies sehr deutlich und ich bemerke sehr oft, dass ich aus der Ferne an ihrem Alltag kaum teilhaben kann. Meine Frau und meine Söhne sind mir das Wichtigste, daher freue ich mich auf die ersten gemeinsamen Sonntagsbrötchen nach meiner Rückkehr, aber auch auf das kühle Bier mit meinem Onkel und im Kreise meiner Nachbarn und Freunde. Die guten Gespräche und das gemeinsame Schrauben mit meinem Onkel an unseren Oldtimern vermisse ich sehr. Wir fahren liebend gern mit unseren Fahrzeugen auf Oldtimertreffen. Leider ist bereits das letzte Treffen der Coronapandemie zum Opfer gefallen – wie so viele andere gesellschaftliche Dinge. Ja, auch die Skatrunden mit meinen Nachbarn fehlen mir hier.

Selbst wenn die Aufgaben des Flugsicherheitsmeisters eine sehr verantwortungsbewusste und abwechslungsreiche Tätigkeit bei Counter Daesh darstellen, fehlen mir dennoch meine Kameradinnen und Kameraden aus Büchel, ich freue mich schon sehr auf das Wiedersehen.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Nach meinem Einsatz werde ich mir erst einmal eine kurze Auszeit gönnen und diese Zeit intensiv mit meiner Familie verbringen. Ich hoffe sehr, dass ich all meine Freunde wiedersehen und uneingeschränkt treffen kann. Auch deshalb wünsche ich mir ein rasches Ende der Einschränkungen durch Corona und dass endlich wieder etwas Normalität in unser aller Leben zurückkehrt.

Außerdem ist eine Renovierung am Haus in Planung, auf die ich mich sehr freue. Langfristig möchte ich mich auch beruflich etwas verändern und hoffe, dass ich den Wechsel in die Laufbahn der Offiziere des militärfachlichen Dienstes realisieren kann.

Abschließend möchte ich meine Frau und meine Söhne grüßen sowie meinen Onkel und seine Familie und nicht zuletzt meinen Bruder und seine Frau. Ich freue mich darauf, euch bald gesund wiederzusehen.

von Sven S.

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