Ich bin iM EINsatz: Teil der Air Task Unit
Ich bin iM EINsatz: Teil der Air Task Unit
- Datum:
- Ort:
- Al-Asrak
- Lesedauer:
- 5 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Mein Name ist Christian H. und ich wurde als waschechter Berliner vor 40 Jahren in der Hauptstadt geboren. Mittlerweile wohne ich allerdings in Niedersachsen, wobei mein Umzug nichts mit der Bundeswehr zu tun hat. Aus privaten Gründen zog ich bereits 1996 nach Wunstorf, wo ich heute mit meiner Frau und meinen beiden Kindern lebe. Nach meiner Schulzeit absolvierte ich eine Ausbildung zum KfzKraftfahrzeug-Mechaniker, die mir heute bei meiner Tätigkeit als Bodendienstgerätefeldwebel zugutekommt.
Im Jahr 2010 trat ich als Soldat auf Zeit für vorerst elf Jahre in die Bundeswehr ein. Heute bin ich seit knapp drei Jahren Berufssoldat und immer noch beim Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf stationiert. Dort bin ich der Leiter Steuerkopf für Bodendienst-/Prüfgerät und Sonderwerkzeug (BPS). Glücklicherweise musste ich mich räumlich nie groß verändern und bin in der Regel jeden Abend bei meiner Familie. Einsatz ist generell kein Fremdwort für mich und so zähle ich den aktuellen als meinen fünften.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Einen typischen Arbeitsablauf, wie ich ihn in Deutschland gewohnt bin, gibt es hier nicht. Alles passiert in Abhängigkeit der Einsatzflugzeiten des A400M in seiner Funktion als „fliegende Tankstelle“. So kann ein Tag bereits in der Nacht beginnen oder erst am späten Morgen. Meine typische Arbeit als Bodendienstgerätefeldwebel könnte ich zwar sehr routinemäßig abarbeiten, aber da ich das Technikerteam auch bei der Nachflugkontrolle des A400M unterstütze, passe ich auch die übrige Arbeitszeit den Präsenzzeiten der Wartungscrew an. Unser Team setzt sich aus sieben Soldaten zusammen und unser Arbeitsplatz LIMA3 ist etwas abgelegen vom Camp Sonic – er befindet sich unmittelbar im Flugbetriebsbereich. Hier ist auch mein Büro, wo ich typischerweise meinen Arbeitstag beginne.
Als Steuerkopf für BPS leite ich die notwendigen Wartungs- und Instandsetzungsarbeiten der Bodendienstgeräte selbst ein. Im Gegensatz zu meiner Aufgabe in Deutschland trage ich hier im Einsatz auch die Verantwortung für die Durchführung der initiierten Maßnahme. Ich kontrolliere und starte notwendige Arbeitsaufträge und führe sie gleichzeitig im Anschluss durch – eine klassische One-Man-Show. Was sich hinter dem Oberbegriff „Bodendienstgeräte“ verbirgt, möchte ich natürlich auch noch erklären. Für etwa 20 Geräte sowie ihre Wartung und Pflege bin ich verantwortlich: angefangen bei Generatoren zur Stromerzeugung über Lastenanhänger, Schleppstangen, Leuchteinheiten, Förderbandwagen, Scherenarbeitsbühnen bis hin zu den großen Flugzeugschleppern.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Bei dem Einsatz hier in Jordanien ist das Besondere für mich, dass meine Tätigkeit und die damit verbundenen Aufgaben völlig anders sind. In Deutschland arbeite ich vorrangig in einem Büro an einem Bildschirmarbeitsplatz. Dort erstelle ich lediglich die Arbeitsaufträge und kontrolliere den Bearbeitungsstatus sowie die notwendigen Fristen. Hier arbeite ich im Prinzip meine eigenen Arbeitsaufträge ab. Das ermöglicht mir, aktiv die Arbeiten am Airbus A400M zu unterstützen. Ich finde es gut, nahezu alle praktischen Tätigkeiten draußen erledigen zu können.
Die ständige Zusammenarbeit mit meinen Kameradinnen und Kameraden innerhalb der Air Task Unit ermöglicht mir, die Kameradschaft wahrhaft zu leben. Wir arbeiten hier Hand in Hand und unterstützen uns gegenseitig, wo immer es geht. Denn wenn wir die Wartungen und Instandsetzungen am Boden nicht realisieren können, dann kann unser A400M die wichtige Air-to-Airen Refueling Mission am nächsten Tag auch nicht erfüllen. Und genau das ist unser aller Auftrag: die Jets der Koalition gegen den Islamischen Staat in der Luft über dem Einsatzgebiet mit Kraftstoff versorgen. Es erfüllt mich letztendlich jeden Tag mit Stolz, dass ich durch meine Unterstützung einen persönlichen Beitrag zur Erfüllung der Gesamtmission beitragen kann.
Das vermisse ich hier am meisten.
Da es nicht mein erster Einsatz ist, arrangiere ich mich recht gut mit der Situation. Natürlich fehlt einem nach kurzer Zeit bereits das gewohnte Miteinander im Kreise der Familie. Auch die gewohnten Treffen mit Freunden vermisse ich sehr, insbesondere wenn man wie ich Arbeitsplatz und Zuhause am selben Standort hat. Doch derzeit fehlt nicht nur mir das öffentliche Leben. Schließlich sind wir alle durch die Coronapandemie mittlerweile seit mehreren Monaten stark eingeschränkt und diese Tatsache drückt wohl jedem aufs Gemüt. Zudem vermisse ich den Ausgleich zur täglichen Arbeit, den ich in Deutschland durch meine nunmehr 25-jährige ehrenamtliche Tätigkeit bei den Johannitern in Wunstorf gefunden habe. Ich kümmere mich um den gesamten Fuhrpark des Ehrenamtes.
Das Schrauben an Fahrzeugen und das Auseinandersetzen mit der Fahrzeugtechnik hat mich schon immer fasziniert. Daher habe ich es mir auch zum Hobby gemacht, in meiner Freizeit privat an meinem eigenen Youngtimer zu schrauben – einem Golf 3 Cabrio. Das Ziel ist es, diesen komplett neu aufzubauen. Es macht mir sehr viel Spaß, mich mit diesem Fahrzeug zu beschäftigen, weil ich während meiner Ausbildungszeit genau mit dieser Fahrzeugtechnik zu tun hatte. Zu guter Letzt fehlen mir aber auch die Kameradinnen und Kameraden aus dem Lufttransportgeschwader 62 in Wunstorf und ich freue mich auf das baldige Wiedersehen.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
In wenigen Wochen geht es für mich nach Hause und mein Einsatz hier bei Counter Daesh hat damit ein Ende. Ziel für die verbleibende Zeit ist es, weiterhin mein Bestmögliches zu tun, um die Mission Counter Daesh und den Einsatz des A400M zu unterstützen. Ich freue mich sehr auf das Wiedersehen mit meiner Familie und all meinen Freunden. An dieser Stelle möchte ich liebe Grüße in meine Heimat senden. Bleibt alle gesund und bis bald!