Ich bin iM EINsatz: Maschinengewehrschütze in Mali

Ich bin iM EINsatz: Maschinengewehrschütze in Mali

Datum:
Ort:
Gao
Lesedauer:
4 MIN

Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Ein Soldat steht am Heck eines Gefechtsfahrzeuges und trifft letzte Vorbereitungen vor der Abfahrt

Stabsgefreiter Marco S. trifft die letzten Vorbereitungen vor dem Abmarsch

Bundeswehr/Frank Wiedemann

Mein Name ist Marco S., ich bin 23 Jahre alt und in der 2. Kompanie des Gebirgsjägerbataillons 231 in Bad Reichenhall stationiert. Gebürtig komme ich aus Speyer am Rhein in der schönen Südpfalz. Seit 2017 verrichte ich meinen Dienst als Gebirgsjäger bei den „Reichenhaller Jägern“ in den bayrischen Alpen. Als Gebirgsjäger bin ich Wetterextreme zwar gewohnt, jedoch ist die Hitze hier im afrikanischen Mali noch einmal etwas anderes und selbst für mich außergewöhnlich. Da dies mein erster Einsatz ist, brauchte ich eine gewisse Eingewöhnungsphase, um den eigenen Körper mit den klimatischen Bedingungen vertraut zu machen.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Zwei Soldaten auf einer Straße Malis während einer Patrouille, einer der Soldaten kniet, im Hintergrund Häuser

Die abgesessene Patrouille ist ein eingespieltes Team und muss sich blind aufeinander verlassen können

Bundeswehr/Frank Wiedemann

Wie in der Stammeinheit in Deutschland bin ich auch hier als Maschinengewehrschütze, kurz: MG-Schütze, sowie als Einsatzersthelfer Bravo in der Objektschutzkompanie eingesetzt. Sowohl bei Kontrollfahrten mit Fahrzeugen als auch bei Patrouillen zu Fuß bin ich mit meinem Maschinengewehr ein wichtiger Bestandteil der Gruppe. Auf dem Fahrzeug beobachte ich mein Umfeld sehr genau und melde Auffälligkeiten sofort dem Gruppenführer.

Außerdem steht mir stets ein zweiter Schütze zur Seite, wir bilden ein unzertrennliches Team, das sich blind versteht – auch dann, wenn wir zu Fuß unterwegs sind. Sobald die Gruppe von den Fahrzeugen absitzt, sichere ich diese von oben. Binnen kurzer Zeit sitze ich als Letzter ab und gliedere mich in die Gruppe ein. Gerade bei Patrouillen zu Fuß ist körperliche Fitness eine zwingende Voraussetzung, um mit meinem über zehn Kilogramm schweren Maschinengewehr die Gruppe zu schützen.

Oftmals sind wir mehrere Stunden zu Fuß unterwegs, was auf Dauer sehr anstrengend ist. Trotz all der Anstrengung macht es dennoch immer wieder Spaß und es erfüllt mich mit Freude, in die dankbaren Augen der Menschen zu schauen. Oftmals winkt die Bevölkerung einem zu, was für mich immer wieder ein persönlicher Ansporn ist. Wenn wir nicht gerade unterwegs sind, trainiere ich, um jederzeit voll einsatzbereit zu sein. Dies fördert auch den extrem guten Zusammenhalt in der Gruppe, weil sich jeder auf den anderen vollumfänglich verlassen kann.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Ein Soldat schaut aus der Luke eines Gefechtsfahrzeuges und überprüft die Waffe

Der Maschinengewehrschütze Marco S. überprüft die Waffe vor der Abfahrt gewissenhaft

Bundeswehr/Frank Wiedemann

Bei den KfzKraftfahrzeug-Patrouillen ist mein Platz auf dem letzten Fahrzeug und ich sichere unsere Kolonne nach hinten ab. Hier gilt es besonders aufmerksam zu sein, potenzielle Gefahren rechtzeitig zu erkennen und entsprechend zu reagieren. Des Weiteren unterstütze ich den Waffenbediener mit meinen Augen und Ohren. Somit tragen wir maßgeblich zur Sicherheit der Patrouille bei und können in besonderen Situationen entsprechend reagieren.

Was wir zu Hause über Monate trainiert haben, können wir hier im Einsatz gewinnbringend für die gesamte VN-Mission MINUSMAMission Multidimensionnelle Intégrée des Nations Unies pour la Stabilisation au Mali abrufen. Das ist für mich schon etwas ganz Besonderes. Unsere sehr gute Aus- und Weiterbildung erleichtert die Arbeit ungemein, gerade weil ich das erste Mal im Einsatz bin. Die Kameradschaft und der enge Zusammenhalt hier im Einsatz sind für mich besonders, so intensiv habe ich das sonst kaum irgendwo erlebt. Ich bin stolz, ein Teil dieses Einsatzes zu sein, und werde das so schnell nicht vergessen.

Das vermisse ich hier am meisten.

Ein Soldat joggt durch das Feldlager

Körperliche Fitness ist Voraussetzung für seinen Job als MG-Schütze

Bundeswehr/Frank Wiedemann

In erster Linie vermisse ich meine Familie und meine Liebsten zu Hause. Meine Heimat – die schöne Pfalz – fehlt mir natürlich ebenso. Sich frei bewegen zu können, mit Freunden auszugehen und die Seele baumeln zu lassen ist ein ganz besonderer Wunsch. Einen guten Wein aus den Weinbergen von der Weinstraße trinken sowie einen Abend in geselliger Runde mit der Familie oder Freunden zu verbringen, darauf freue ich mich schon wieder sehr. Es sind die kleinen Dinge im Leben, wonach ich mich sehne.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

Ein Soldat mit Mund-Nasen-Schutz und Basecap blickt in Richtung seines Fahrzeuges, im Hintergrund einheimische Kinder

Volle Konzentration auf den Moment: Stabsgefreiter Marco S. hat sein Fahrzeug immer im Blick

Bundeswehr/Frank Wiedemann

Nach meiner Rückkehr nach Deutschland möchte ich versuchen, meine Sichtweise in Bezug auf die Dinge, die ich hier in Mali gesehen habe, etwas zu ändern. Hier leben die Menschen ohne jeglichen Komfort und Luxus und sind dennoch glücklich. Mir mangelt es zu Hause an nichts und dies habe ich gerade hier in diesem Einsatz sehr zu schätzen gelernt. Ich will versuchen, das hier Erlebte und die damit verbundenen Entbehrungen mit anderen Augen zu betrachten und deshalb auch meinen Lebensstil etwas daran anzupassen.

von Marco S.

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