Logistik

Ich bin iM EINsatz: Als Luftumschlagfeldwebel in Erbil

Ich bin iM EINsatz: Als Luftumschlagfeldwebel in Erbil

Datum:
Ort:
Erbil
Lesedauer:
4 MIN

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Zwei Soldaten beobachten das Verladen einer Frachtmaschine

Der Informations- und Erfahrungsaustausch mit den multinationalen Partnern gehört zum Tagesgeschäft

Bundeswehr/PAO Capacity Building Iraq

Ich bin Hauptfeldwebel Florian W., 39 Jahre alt, glücklich verheiratet und wohne mit meiner Frau und meinen zwei Kindern im schönen Niedersachsen. 
Nach der Schule war ich von 2002 bis 2006 beim Luftlandeunterstützungsbataillon 272 in Wildeshausen als Transportsoldat eingesetzt. Nach einem kurzen Ausflug ins zivile Leben hat es mich 2014 wieder zur Bundeswehr zurückgezogen. Eingesetzt im Fallschirmgeräteluftumschlagzug Oldenburg, gehöre ich zum Fallschirmjägerregiment 31 in Seedorf. Hier wurde ich zum Lufttransportfeldwebel ausgebildet. 

In meiner Stammeinheit bin ich unter anderem für die Bewirtschaftung der Fallschirmsysteme zuständig. Im Detail ist es meine Aufgabe, die Fallschirme meiner Kameradinnen und Kameraden nicht nur zu lagern, sondern diese auch zu warten, gegebenenfalls instand zu setzen sowie für die Fallschirmsprünge zu packen. In meinem 14. Dienstjahr befinde ich mich derzeit in meinem zweiten Einsatz. Bereits im letzten Jahr war ich am Umschlagplatz in Usbekistan bei der militärischen Evakuierungsoperation aus Kabul im Einsatz.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz

Soldaten sichern ein Auto mithilfe eines Netzes auf einer Palette, im Hintergrund Container

Bevor die wertvolle Fracht in den Flieger geladen wird, muss sie richtig gesichert werden

Bundeswehr/PAO Capacity Building Iraq

In meiner Verwendung als Luftverlader mit Abnahmeberechtigung – ähnlich einem Luftumschlagfeldwebel – bin ich im multinationalen Camp in Erbil für die Durchführung der Lufttransporte zwischen dem Irak und Deutschland verantwortlich. Dabei arbeite ich zusammen mit den Kameraden der Einsatzzentrale Logistik. Regelmäßig startet oder landet der Airbus vom Typ A400M und transportiert Material  und Personal. Dies schließt Ausrüstung, Soldatinnen und Soldaten, Fahrzeuge oder auch Gefahrgut mit ein. Einfach alles, was hier im Einsatz benötigt wird. 

Nach der Landung sorge ich für die Entladung und die anschließende reibungslose Beladung der Maschine. Dafür habe ich in der Regel nur 90 Minuten Zeit, bevor der Flieger wieder Richtung Heimat abhebt. Damit alles nach Plan läuft, müssen bereits Tage vorher die Lasten für den Lufttransport vorbereitet werden. Zu diesem Zweck wird die zu transportierende Fracht auf Luftumschlagpaletten (Heavy Cargo Unit, kurz: HCU) verladen, gesichert und verwogen. Natürlich gehört dazu auch die lückenlose Dokumentation. Diese ist wichtig, damit die Luftfahrzeugbesatzung weiß, wie viel Last transportiert werden muss. Diese Information wird zum Beispiel dafür genutzt, die Kraftstoffmenge für den Flug zu berechnen. Von besonderem Interesse ist aber auch, ob und wie viel Gefahrgut sich an Bord befindet. Als einziger „Luftumschläger“ in Erbil ist diese Aufgabe sehr zeitaufwendig. 

Für das Be- und Entladen stehen mir meine Kameradinnen und Kameraden tatkräftig zur Seite, da es gemeinsam schneller geht. Im Einsatz findet sich immer jemand, der mit anpacken möchte: Hier wird Kameradschaft großgeschrieben. Jede und jeder Einzelne hilft und unterstützt, wo sie oder er nur kann, worüber ich sehr dankbar bin.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders

Ein Soldat hilft beim Beladen eines Flugzeuges

Kräftiges Anpacken ist für Hauptfeldwebel Florian W. eine Selbstverständlichkeit

Bundeswehr/PAO Capacity Building Iraq

Das selbstständige Arbeiten an dem relativ neuen Luftfahrzeug A400M begeistert mich, denn ich wurde noch an der Transall C-160 und Hubschraubern vom Typ CH-53 sowie NH90 ausgebildet. Das bringt manchmal ein paar Überraschungen mit sich, denn vieles mache ich hier zum ersten Mal. Es muss aber auf Anhieb klappen, damit der Flieger rechtzeitig abheben kann.

Hierzu ein kleines Beispiel: Wir bekamen den Auftrag, Fahrzeuge auf einer noch nicht bekannten Luftfrachtpalette zu verladen und im A400M zu verschicken. Diese Palette ist ein ziviles System, das bisher bei der Bundeswehr nicht zum Einsatz gekommen war. Somit gab es noch keine militärische Vorschrift, die darüber hätte Auskunft geben können, wie genau diese Palette zu beladen ist. Selbst für die Luftfahrtzeugbesatzung des A400M war es eine Premiere. Nach ein paar Telefonaten mit dem Luftumschlagzug und dem Lufttransportgeschwader 62 aus Wunstorf konnten wir eine zufriedenstellende Lösung erarbeiten, um mit den vor Ort befindlichen Luftumschlagsmitteln einen sicheren Transport durchzuführen. Dafür wurde bei 45 Grad Außentemperatur das Verzurren des zu transportierenden Fahrzeuges auf der sechs Meter langen Palette im Camp so lange geübt, bis es geklappt hat. 

Wenn solche Transporte abgefertigt sind und sich der A400M auf den Weg nach Deutschland macht, schaue ich mir jeden Start von der Runway aus an und freue mich, dass alles funktioniert hat und der Auftrag für die Soldatinnen und Soldaten vor Ort ohne Einschränkungen fortgeführt werden kann.

Das vermisse ich hier am meisten

Am meisten vermisse ich natürlich meine Frau und meine Kinder. Ein Einsatz in über 4.300 Kilometern Entfernung ist schon etwas anderes als ein mehrwöchiger Lehrgang oder ein Truppenübungsplatzaufenthalt in Deutschland. Ich bin echt stolz auf meine Frau, wie sie das alles alleine zu Hause mit den Kindern meistert. Ich freue mich jetzt schon auf unseren gemeinsamen Urlaub in Kroatien nach dem Einsatz.

Da die Vegetation hier im Irak doch etwas karg ist, freue ich mich zudem auf unseren Garten. Eine Runde mit dem Aufsitzmäher durch den Garten und danach den Grill anschmeißen und zusammen mit der Familie und Freunden den Tag ausklingen lassen: So stelle ich mir meinen ersten Tag zu Hause nach dem Einsatz vor.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße

Vor ein paar Tagen hatte ich Bergfest, die Hälfte meines Einsatzes liegt also hinter mir. Die restlichen Einsatztage möchte ich unter anderem dafür nutzen, Luftumschlagsübungen mit unseren multinationalen Partnern durchzuführen. Ich möchte allen Kameradinnen und Kameraden, die mich hier im Einsatz oder auch von der Heimat aus unterstützen, Danke sagen. 
Ich grüße meine Familie, meine Kameradinnen und Kameraden des Fallschirmjägerregiments 31 und die IX. Inspektion der Luftlande- und Lufttransportschule Altenstadt.

von Florian W.

Bei manchen Mobilgeräten und Browsern funktioniert die Sprachausgabe nicht korrekt, sodass wir Ihnen diese Funktion leider nicht anbieten können.

Mehr zum Thema