Ich bin iM EINsatz: Im litauischen Stab eingesetzt
Ich bin iM EINsatz: Im litauischen Stab eingesetzt
- Datum:
- Ort:
- Rukla
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Mein Name ist Hauptmann Jens B. Ich bin 33 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder. In meiner regulären Verwendung bin ich in der Abteilung Militärische Ausbildungsunterstützung der Panzerlehrbrigade 9 in Munster eingesetzt.
Ich bin seit dem 1. April 2008 bei der Bundeswehr. Zunächst war ich Freiwillig Wehrdienst Leistender, 2009 bin ich in die Laufbahn der Offiziere des Truppendienstes gewechselt. Während meines BWL Betriebswirtschaftslehre-Studiums war ich zeitweise Gruppenführer in einer Grundausbildungskompanie. Anschließend war ich Kompanieeinsatzoffizier sowie Zugführer im Jägerbataillon 413 und durfte Offiziersanwärter ausbilden. Nachdem ich viele Erfahrungen gesammelt hatte, stand der nächste Schritt an: Meine erste Auslandsverwendung bei Enhanced Forward Presence in Litauen.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Hier in Litauen bin ich als Embedded Planner, also als abgestellter Planungsoffizier der Enhanced Forward Presence Battlegroup im litauischen Brigadestab eingesetzt. Ich trage durch meine Tätigkeit zur Koordination der Ausbildungs- und Übungsplanung der multinationalen Enhanced Forward Presence Battlegroup bei. Zu meinen Aufgaben gehört es, Übungen zu planen und Befehle zu schreiben. Während der Übungen bin ich als Planungsoffizier in der Führungszelle des Gefechtsstandes eingesetzt. Außerdem bereite ich Weiterbildungen für Vorgesetzte der Brigade vor, führe diese durch und trage meinen Teil zum Lernprozess der Brigade und der Battlegroup bei.
Kurzfristig durfte ich zusätzlich den Dienstposten des Verbindungsoffiziers übernehmen. Seitdem halte ich im Auftrag des Kommandeurs die Verbindung zu anderen Einheiten in Litauen sowie zu den Battlegroups in Estland, Lettland und Polen.
Es bereitet mir große Freude, diesen sehr exponierten und höchst interessanten Dienstposten zu verrichten. Leider konnte ich aufgrund der COVID-19Coronavirus Disease 2019-Lage kaum etwas von Litauen sehen. Meine Nachfolger haben hoffentlich mehr Glück.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Als einziger deutscher Soldat der Enhanced Forward Battlegroup in Litauen habe ich die Möglichkeit, in einem litauischen Brigadestab Einblicke in die Arbeitsweise unserer Gastgebernation zu bekommen. Manchmal kämpfe ich mit der Herausforderung, dass nicht so organisiert und geplant wird, wie ich es aus deutschen Stäben kenne. Viele Planungen erfolgen spontaner, weniger bürokratisch und mit weniger Vorlaufzeit. Das ist aber auch eine interessante Erfahrung.
Ein Highlight meines Auslandseinsatzes war die Iron Wolf Exercise. Das ist die Übung, während der die multinationale Battlegroup durch die NATONorth Atlantic Treaty Organization zertifiziert wird. Außerdem hat mich die höchst professionelle Einbindung in die Aufgaben der litauischen Iron Wolf Brigade beeindruckt, insbesondere das Vertrauen, das die litauischen Kameradinnen und Kameraden mir entgegenbringen und das sich in den mir anvertrauten Aufgaben widerspiegelt. Das macht mich stolz und motiviert mich, täglich meinen Beitrag zum Erfolg der Enhanced Forward Presence Battlegroup in Litauen zu leisten.
Das vermisse ich hier am meisten.
Am meisten vermisse ich natürlich meine Frau. Sie kümmert sich zu Hause um unsere beiden Söhne. Parallel dazu stellt sie außerdem ihre Doktorarbeit fertig. All das schafft sie trotz der widrigen Bedingungen durch geschlossene Kindertagesstätten sowie eingeschränkte soziale Kontakte. Die Großeltern und Urgroßeltern können ihr dabei leider nicht unter die Arme greifen. Es macht mich unglaublich stolz mitzubekommen, wie sie das meistert, und es ist gleichzeitig schmerzhaft, sie gerade in dieser Zeit nicht dabei unterstützen zu können.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Meine restliche Zeit hier möchte ich so effizient wie möglich nutzen, um meinen Nachfolger einzuarbeiten und eine reibungslose Übernahme der Dienstgeschäfte zu ermöglichen. Durch die Doppelbelastung wird die restliche Zeit hoffentlich wie im Fluge vergehen und ich versuche, aus diesen besonderen Aufgaben so viel Erfahrung wie möglich mitzunehmen. Nach meinem Einsatz möchte ich die gemeinsame Zeit mit meiner Familie genießen und hoffe, dass die Umstellung für meine Frau und die Kinder nicht allzu schwierig wird.
Grüße sende ich an meine wunderbare Frau, meine beiden Jungs, unsere Familie und meine über Deutschland verteilten Freunde sowie Kameradinnen und Kameraden. Außerdem gehen Grüße nach Litauen und in die anderen Auslandseinsätze weltweit. Danke für eure Unterstützung, eure Leistungen zu Hause und euren Dienst!