Ich bin iM EINsatz: Laboruntersuchungen 24/7 möglich

Ich bin iM EINsatz: Laboruntersuchungen 24/7 möglich

Datum:
Ort:
Niamey
Lesedauer:
4 MIN

Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Eine Soldatin begutachtet in einem Zelt mit einem Stereomikroskop Proben

Oberfeldwebel Anne S. untersucht mit einem Stereomikroskop unterschiedliche Proben

Bundeswehr/Stephan Voges

Ich bin Oberfeldwebel Anne S., 33 Jahre alt und diene in Deutschland an der Sanitätsakademie der Bundeswehr am Institut für Pharmakologie und Toxikologie. Überregional bekannt wurde das Institut, als dort der Nachweis über die Vergiftung des russischen Oppositionspolitikers Alexej Nawalny erfolgte. Ich arbeite jedoch in einer anderen Arbeitsgruppe, die sich mit der Untersuchung von chemischen Kampfstoffen und der Entwicklung von Gegenmitteln, den Antidoten, beschäftigt.
Seit April 2015 bin ich bei der Bundeswehr als staatlich geprüfte Medizinisch-technische Laboratoriumsassistentin (MTLAMedizinisch-technische Laboratoriumsassistentin) für die Laboruntersuchung von Körperflüssigkeiten, beispielsweise Blut, verantwortlich. Dieser Tätigkeit gehe ich jetzt auch im Lufttransportstützpunkt in Niamey in der Casualty Staging Unit Enhanced (CSUE) nach.  

Das ist meine Aufgabe im Einsatz.

Eine deutsche Soldatin im T-Shirt bedient in einem Laborcontainer ein Gerät

Oberfeldwebel Anne S. bedient in ihrem Laborcontainer eine Maschine zur Bestimmung von Blutwerten

Bundeswehr/Stephan Voges

Als MTLAMedizinisch-technische Laboratoriumsassistentin arbeite ich hier im Einsatz in einer Umgebung, die ich aus der Heimat kenne. Nach dem Frühstück bin ich ab 7.30 Uhr im Labor und nehme erst einmal alle Geräte nacheinander in Betrieb. Diese müssen zweimal am Tag kalibriert werden, sodass die Geräte immer die realen Ergebnisse der untersuchten Körperflüssigkeiten anzeigen. Zu diesem Zweck gibt es einen großen Vorrat an Reagenzien, mit denen dieser Abgleich durchgeführt werden muss. Ich habe einen hohen Anspruch an die Qualität der Werte, zum Beispiel der des untersuchten Blutes, von daher mache ich das besonders gründlich. Der Laborstandard mit den vielen Geräten scheut keinen Vergleich mit den in Deutschland üblichen Laborausstattungen. Um 9 Uhr sitze ich mit den Kameradinnen und Kameraden der Sanität zur Morgenlage zusammen und wir besprechen den Tag. Sollte kurzfristig etwas untersucht werden müssen, kann ich das 24/7 machen, ich bin immer über Handy erreichbar.

Wenn Blut oder andere Körperflüssigkeiten untersucht werden müssen, läuft das eingespielt ab. Ich bin mit den Geräten absolut vertraut und arbeite routiniert die unterschiedlichen Schritte ab. Nach dem Mittagessen versuche ich regelmäßig Sport zu machen. Egal ob Laufen oder Cross-Training, beim Sport kann ich mich richtig auspowern. Je nachdem wie viel im Labor zu tun ist, verschiebt sich der Sport manchmal auch in die Abendstunden. Da bin ich aber flexibel, denn von mir wird erwartet, dass ich die Ergebnisse schnellstmöglich bereitstelle – und das ist auch mein persönlicher Anspruch.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders.

Eine Soldatin bereitet eine Analyse an einem Laborgerät vor

Die modernen Geräte können alle Körperflüssigkeiten untersuchen

Bundeswehr/Stephan Voges

Freude bringt es, wenn die Kameradinnen und Kameraden gesund sind und sich zum Beispiel der Malariaverdacht im Labor nicht nachweisen lässt. Wenn ich mich rückversichern möchte, kann ich mich durch Datenaustauch mit dem Leitlabor im Bundeswehrkrankenhaus Berlin sowie dem Zentralen Institut des Sanitätsdienstes der Bundeswehr mit der Außenstelle in Koblenz zusammenschließen. Somit kann ich beispielsweise die mikroskopierten Ergebnisse als Bild mit weiteren Fachleuten besprechen.

Mir macht der Beruf extrem viel Spaß. Im Stammtruppenteil bin ich in der Forschung tätig und hier kann ich Menschen helfen. Viele Notfälle halten sich nicht an die Sprechzeiten vom Truppenarzt. Gerade dann ist eine schnelle Laboruntersuchung gefragt. Die Diagnostik hilft dem Arzt, die richtige Entscheidung zu treffen. Wir sind hier in Niamey eine große Familie, wenn ich abends lange im Labor bin, fragen viele, ob sie mir nicht helfen können.

Das vermisse ich hier am meisten.

Mein Partner, meine Familie und meine Freunde fehlen mir hier im Einsatz ganz besonders. Auch meinem Handballteam aus Eching in der Bezirksliga kann ich jetzt leider nicht zur Seite stehen. Aus der Heimatdienststelle melden sich immer mal wieder Kameradinnen und Kameraden aus meinem Team und auch der Spieß erkundigt sich des Öfteren danach, wie es mir im Lufttransportstützpunkt Niamey im Niger so geht. Das freut mich immer sehr. So geht die Zeit auch rum wie im Fluge! Auch dank des hervorragenden Essens der deutschen Truppenküche in Niamey gibt es hier nichts zu klagen.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.

In einem Raum mit Labormaterial gehen ein Arzt und eine Laborassistentin die Ergebnisse durch

Die Ergebnisse des untersuchten Blutes werden mit dem Truppenarzt besprochen. So kann eine zielgerichtete Behandlung erfolgen

Bundeswehr/Stephan Voges

Ich wünsche mir, dass meine Kameradinnen, Kameraden und ich den Einsatz gut und vor allem gesund zu Ende bringen. Nach dem Einsatz werden mein Freund und ich zwei Wochen zum Wandern nach Slowenien mit dem Camper fahren. Besonders freue ich mich darauf, die unterschiedlichen Facetten des Landes kennenzulernen: angefangen beim Mittelmeer über die Ausläufer der Alpen bis hin zu den tollen Städten, beispielsweise die Hauptstadt Ljubljana. Slowenien hat so viel zu bieten, das wird toll. Einen ganz besonderen Gruß sende ich nach Deutschland an meine Mädels vom Handball und meine drei Mädels aus der Heimat.

von Anne  S.

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