Ich bin iM EINsatz

Als Einsatzsanitäter und Kraftfahrer in Erbil

Als Einsatzsanitäter und Kraftfahrer in Erbil

Datum:
Ort:
Erbil
Lesedauer:
3 MIN

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Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Ein Soldat steht vor einem Fahrzeug. Er legt sich ein Tourniquet um seinen linken Arm.

Am „Medic Monday“ unterstützt Sergej S. die Kameradinnen und Kameraden bei der Ausbildung – hier bei der Tourniquet Ausbildung

Bundeswehr/Christopher Kürsammer

Hallo, ich bin Stabsunteroffizier Sergej S. und bin 27 Jahre alt. Mein Einsatz bei Capacity Building Iraq ist mein erster Auslandseinsatz seit Beginn meiner Dienstzeit im Jahr 2014. Als Angehöriger des 14. und 15. Kontingents verrichte ich hier meinen Dienst als Kraftfahrer eines beweglichen Arzttrupps (BATBeweglicher Arzttrupp) in der Sanitätseinsatzstaffel.

Hier im Camp nennen mich die meisten Kameradinnen und Kameraden „Susi“. Den Spitznamen habe ich aus der Heimat mitgebracht, da es manch einem schwerfällt, meinen Nachnamen richtig auszusprechen. In der Heimat ist das Sanitätsregiment 2 „Westerwald“ in Koblenz meine Stammeinheit. Dort bin ich als Ausbildungsunterstützer im präklinischen Bereich eingesetzt.

Das ist meine Aufgabe im Einsatz

Drei Fahrzeuge stehen im Camp Erbil unter einem Dach.

Der Fuhrpark, für den Sergej S. verantwortlich ist: zwei gepanzerte Fahrzeuge Eagle 4 in der Sanitätsvariante sowie ein Toyota Landcruiser, ebenfalls in der Sanitätsvariante (Trojan)

Bundeswehr/Christopher Kürsammer

Der bewegliche Arzttrupp, der aus einem Fahrzeugkommandanten, Arzt und Kraftfahrer besteht, gehört zur Sanitätseinsatzstaffel hier in Erbil. In erster Linie bin ich für den Transport von verletzten Kameradinnen und Kameraden zuständig, die zu der deutschen Sanitätseinrichtung oder zur nächsthöheren Versorgungseinrichtung, dem amerikanischen Feldlazarett mit Operationskapazitäten, gebracht werden müssen. Zu meinen weiteren Aufgaben gehört die Unterstützung bei den regelmäßig montags stattfindenden Ausbildungen, auch bekannt als „Medic Monday“.

Während der Übungen oder Ausbildungen bin ich für die realistische Wunddarstellung zuständig. Ich modelliere dem „Soldat in darstellender Funktion“ Verletzungen auf, zum Beispiel eine Schussverletzung, Kopfverletzung oder eine blutende Wunde. Jedoch beziehen sich meine Aufgaben nicht nur auf die medizinischen Fähigkeiten. Als Kraftfahrer BATBeweglicher Arzttrupp muss man nicht nur medizinische Kenntnisse besitzen, sondern man braucht auch das technische und handwerkliche Geschick, damit die Fahrzeuge allzeit einsetzbar sind.

Zu unserem Fahrzeugpool gehören unter anderem zwei gepanzerte Fahrzeuge vom Typ Eagle 4 in der Sanitätsvariante sowie ein geschützter Toyota Land Cruiser, ebenfalls in der Sanitätsvariante. Mit dem Schirrmeister vor Ort sorge ich dafür, dass die Fahrzeuge 24/7 einsatzbereit und für alle anstehenden Missionen vorbereitet sind.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders

Mehrer Fahrzeuge auf einer asphaltierten Straße.

Der Straßenverkehr hat im Nordirak seine eigenen Tücken

Bundeswehr/Christopher Kürsammer

Da es meinen Dienstposten in Erbil nur einmal gibt und nur ich die Berechtigung habe, mit den vorhandenen Rettungsfahrzeugen zu fahren, bin ich quasi bei allen Fahrten, bei denen ein beweglicher Arzttrupp benötigt wird, mit dabei. Falle ich aus, so werden Ground Movement Operationen mit einer Entfernung, für die man länger als eine Stunde braucht, schwierig. Dies schafft eine ganz besondere Verantwortung für mich und meinen Dienstposten.

Meine Fahrten können kurz sein – zum Beispiel, wenn es raus auf die Schießbahn geht, weil ein Arzt zur Absicherung des Ausbildungsvorhabens gebraucht wird. Aber auch längere Fahrten mit zwei bis drei Stunden Fahrtzeit sind möglich. Im Nordirak gibt es teils gute Straßenverhältnisse, vergleichbar mit denen in Deutschland, aber auch Strecken, die eher einem Feldweg gleichen als einer Straße. Glücklicherweise fahren wir solche Strecken nicht alleine, sondern in einem Marschband, einer Kolonne. Eine Herausforderung ist dabei, den anderen Fahrzeugen, welche von zivilen, ortskundigen Fahrern gefahren werden, zu folgen. 

Der Straßenverkehr im Nordirak ist speziell, würde ich sagen. Warnblinker an bedeutet „Achtung Hindernis (Bodenwelle zur Geschwindigkeitsreduzierung)“, aus einer zweispurigen Fahrbahn wird schon mal eine unmarkierte drei- oder vierspurige Bahn oder umgekehrt. Und in ländlichen Abschnitten kann es auch mal vorkommen, dass eine Herde Schafe oder Rinder die Straßen überquert oder auf diesen zur nächsten Weide geht.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt bin ich knapp 10.000 Kilometer im Nordirak gefahren und ich muss sagen, ich habe mich an den Straßenverkehr und seine Besonderheiten gewöhnt. Besonders stolz macht mich, dass die einheimischen Fahrer mich in die „Fahrerfamilie“ aufgenommen haben.

Das vermisse ich hier am meisten

An erster Stelle vermisse ich meine Familie, Freunde und Bekannten. Ebenso meine Kameradinnen und Kameraden aus meiner Stammeinheit.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße

Ein Soldat modelliert einem Kameraden eine realistische Wunddarstellung auf den Oberschenkel.

Um bei Übungen realistische Verletzungsmuster darstellen zu können, modelliert Sergej S. einem Soldaten in darstellender Funktion eine Wunde auf den Oberschenkel

Bundeswehr/Christopher Kürsammer

Weiterhin eine „unfallfreie Zeit“ und eine schnelle Rückgewöhnung in den deutschen Straßenverkehr. An dieser Stelle möchte ich alle im Sanitätsregiment 2 „Westerwald“ grüßen, besonders den „blauen Zug“ und natürlich meine Familie, Freunde und Bekannten. 

von Sergej S.

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