Ich bin iM EINsatz

Als Kompaniefeldwebel bei Capacity Building Iraq

Als Kompaniefeldwebel bei Capacity Building Iraq

Datum:
Ort:
Erbil
Lesedauer:
3 MIN

Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was machen sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin im Einsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.

Ein Soldat steht vor einem Auto der Bundeswehr. Im Hintergrund befinden sich weitere Autos.

Stabsfeldwebel Stefan S. ist bei Capacity Building Iraq als Kontingentfeldwebel eingesetzt

Bundeswehr/PAO Capacity Building Irak

Hallo, mein Name ist Stefan S. und alle hier rufen mich Spieß(i). Ich bin 46 Jahre alt und im 16. Kontingent Capacity Building Iraq als Kontingentfeldwebel tätig. Das hier ist bereits mein zweiter Einsatz. In meiner Heimat bin ich im Fallschirmjägerregiment 26 in Zweibrücken als Verpflegungsgruppenführer eingesetzt.

Meine Aufgaben im Einsatz Das ist meine Aufgabe im Einsatz

Zwei Soldaten sitzen nebeneinander an Schreibtischen vor ihren Computern. Ein Soldat lacht, der andere telefoniert.

Gemeinsam sorgen Stabsfeldwebel Stefan S. und Oberstabsgefreiter Marc R. nicht nur für einen reibungslosen Innendienst – auch die gute Laune kommt bei den beiden nie zu kurz

Bundeswehr/PAO Capacity Building Irak

Gemeinsam mit meinem Soldaten habe ich den Auftrag, den Innendienst des 
16. Deutschen Einsatzkontingents Capacity Building Iraq zu leiten. Eine Aufgabe, die mir extrem viel Freude bereitet, aber auch ungewohnte Herausforderungen mit sich bringt. Im Einzelnen bedeutet das für mich, dass ich die klassischen Bereiche wie Ordnung, Sauberkeit, inneres Gefüge sowie Stubenbelegung steuere und umsetze. Des Weiteren bin ich für die Aufnahme der neuen und das Ausschleusen der alten Kräfte verantwortlich. Und genau hier gibt es einen großen Unterschied zum Dienstbetrieb in Deutschland. Nicht selten verlassen uns Soldatinnen und Soldaten spät abends und fliegen nach Hause zurück, während bereits in den frühen Morgenstunden die neuen Kräfte am Flughafen aufgenommen werden wollen. Ich interpretiere meine Rolle dienstgradübergreifend für jeden gleich. Egal wer kommt oder wer geht, ich bin immer dabei. Was meine Tätigkeit hier kurz zusammengefasst am besten beschreibt: ständig auf Achse und wenig Schlaf!

Ein weiterer essenzieller Teil meiner Aufgabe ist es, den Zusammenhalt in allen einzelnen Bereichen für das Gesamtkontingent hochzuhalten und weiter voranzubringen. Alle Kameradinnen und Kameraden sollen weit weg von zu Hause motiviert bleiben, um ihren eigenen Auftrag so gut wie möglich und reibungslos bewältigen zu können. Mittlerweile habe ich ein sehr gutes Gespür für jede und jeden Einzelne(n) und merke zeitig, wenn einmal der „Schuh drücken sollte“.

Das macht meine Tätigkeit hier besonders

Zwei Soldaten umarmen sich auf einem Flugplatz. Im Hintergrund weitere Soldaten und ein Flugzeug.

Ein letztes Drücken, bevor es zurück in die Heimat geht. Herzlich verabschiedet der Spieß Teile seiner Truppe.

Bundeswehr/PAO Capacity Building Irak

Die sicherlich größte Herausforderung war es, dass ich noch nie zuvor Kompaniefeldwebel gewesen bin. Mittlerweile bin ich im 28. Dienstjahr, war aber immer im Bereich der Verpflegung eingesetzt. Das ist sicherlich zu Beginn meines Einsatzes eine kleinere Hürde gewesen. Ich versuche aber, wie immer im Leben, das Beste aus jeder Situation zu machen, meine Erfahrung einzubringen und weiterzugeben.

Hilfreich dabei ist allerdings auch, dass mir genau dieser Dienstposten als Kontingentfeldwebel riesigen Spaß macht. Ich arbeite unheimlich gerne mit Soldatinnen und Soldatinnen aller Dienstgradgruppen und jeden Alters zusammen. So können wir im Team auf die Bedürfnisse, Ängste und Sorgen aller Kontingentangehörigen meistens schnell und unbürokratisch eingehen und auch kleinere Wünsche erfüllen. 
Gerade die schönen Seiten unseres Berufs wie Zusammenhalt, Loyalität und wirklich gelebte Kameradschaft habe ich hier noch mehr schätzen gelernt. Genau diese Werte in der Bundeswehr motivieren mich auf einem ganz besonderen Dienstposten tagtäglich aufs Neue.

Das vermisse ich hier am meisten

Wie die meisten Soldatinnen und Soldaten vermisse ich meine Familie. Auch einfach ein schönes gemeinsames Abendessen mit meiner Freundin sehne ich herbei. Am allermeisten aber vielleicht – so banal es auch klingen mag – fehlt es mir, einfach mal wieder Stefan S. aus Zweibrücken zu sein, auf den nicht immer alle Augen gerichtet sind. Ich bin ein extrem fröhlicher Mensch und gerade deshalb vermisse ich das Rumalbern und Lachen mit meiner Tochter, den Nichten, den Geschwistern und der Mutter sehr.

Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße

Ein Soldat legt mit einem Pizzaschieber eine Pizza in einen Lehmofen.

Für die Motivation der Truppe packt der Kompaniefeldwebel ständig mit an. Selbst gemachte Pizza kommt immer gut an!

Bundeswehr/PAO Capacity Building Irak

Mein oberstes Ziel für die restliche Einsatzzeit ist es, den Zusammenhalt und die Kameradschaft weiter voranzutreiben. Für mich gibt es keine bessere Wertschätzung als ein freundliches Lächeln meiner Kameradinnen und Kameraden hier in Erbil. Gemeinsam sollen der Spaß und die Freude nicht zu kurz kommen, denn dann werden wir unseren gemeinsamen Auftrag hier gut umsetzen können.
Meine Ziele nach dem Einsatz: Vor allem im privaten Bereich so schnell wie möglich wieder Fuß fassen und den „Alltag“ in Deutschland, welchen man hier dann doch vermisst, wieder genießen zu können. 

von Stefan S.

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