Ich bin iM EINsatz: Vom Dachdecker zum Infanteristen
Ich bin iM EINsatz: Vom Dachdecker zum Infanteristen
- Datum:
- Ort:
- Rukla
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Mein Name ist Pascal S. und ich komme aus Sande in der Nähe von Wilhelmshaven in Niedersachsen. Ich bin 24 Jahre alt und seit Oktober 2019 leiste ich meinen Dienst bei der Bundeswehr. Zuvor habe ich als Dachdecker gearbeitet. Mein damaliger Chef war selbst einmal Soldat. Durch etliche Erzählungen hat er auch mein Interesse geweckt und mir somit zu dieser Entscheidung geraten. „Wenn es dir nicht gefällt, kommst du zurück!“ Also bin ich zum Karrierecenter gegangen und habe mich freiwillig gemeldet.
Meine Grundausbildung habe ich in der Ausbildungskompanie 7 erfolgreich abgeschlossen. Danach bin ich in die 1. Kompanie des Panzergrenadierlehrbataillons 92 in Munster versetzt worden. Ich bin das erste Mal für die Bundeswehr im Einsatz.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Im Aufklärungs- und Verbindungszug bin ich als Infanterist eingesetzt. Wir sagen dazu auch „Verbinder“. Wir unterstützen die Fernmelder beim Tagesgeschäft und werden vorab im Gefecht als Spähaufklärung im Gelände eingesetzt. Möglichst leise und unsichtbar sein, den Feind aus gedeckten Stellungen aufklären und an nachfolgende Verbände melden ist unsere Hauptaufgabe. Anschleichen, gucken, petzen und verschwinden sozusagen! Wir versorgen die Führung mit den Informationen, die sie für ihr Lagebild braucht. Wenn wir nicht zu Fuß im Gelände unterwegs sind, fahren wir mit unseren Einsatzfahrzeugen, dem Wolf oder dem Spähpanzer Fennek.
Hier in Litauen beginnt unser Zug den Tag mit dem gemeinsamen Frühstück in der Kantine. Danach folgt die Befehlsausgabe an die Kraftfahrer, anschließend müssen – vor allem bei den derzeit extrem niedrigen Temperaturen – die Fahrzeuge bewegt werden, um sie jederzeit einsatzbereit zu halten.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Bislang waren es vor allem die wenigen Begegnungen mit der Bevölkerung unseres Gastlandes, die mich tief beeindruckt haben. Ende Januar war ich erstmals bei einer Fahrzeugentladung in Šeštokai dabei. Als wir mit der kilometerlangen Fahrzeugkolonne im Straßenmarsch nach Rukla unterwegs waren, standen manchmal Litauer am Straßenrand und haben uns freundlich zugewinkt. Das hat mich schon berührt. Ich glaube, das ist ein Eindruck, den ich aus dem Einsatz mit nach Hause nehmen werde. Bei der zweiten Fahrzeugentladung war ich als Einweiser eingesetzt. Trotz minus 20 Grad Celsius mussten wir ohne Handschuhe arbeiten. Die Kraftfahrer könnten in dem Schneegestöber sonst unsere Signale übersehen. Das war schon ziemlich heftig.
Stolz wäre ich, wenn wir als Gruppe am Ende des Kontingents ein positives Feedback von unserem Zugführer oder vom Kompaniechef bekommen würden.
Das vermisse ich hier am meisten.
Ich vermisse am meisten die Panzergrenadierausbildung und unseren Hörsaal aus Munster. Zwar bin ich hier in Litauen mit meinem Zug zufrieden, aber die Gemeinschaft in meiner Stammeinheit ist einfach etwas Besonderes. Durch die tägliche Ausbildung sind wir jeden Tag an unsere Grenzen gebracht worden. Egal ob mit dem Panzer, in der Deckungsgruppe oder dem Schützentrupp – es macht mir einfach Spaß, körperlich und geistig auf die Probe gestellt zu werden. Daran sind wir als Team gewachsen.
Meine Freundin vermisse ich natürlich auch sehr, sie ist selbst Soldatin bei der Marine. Normalerweise sehen wir uns am Wochenende, was aktuell nicht möglich ist. Demnach werden die nächsten sechs Monate sicher sehr lang werden. Außerdem denke ich gerne an die Abende mit meinen besten Freunden in Wilhelmshaven.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Nach meinem Einsatz möchte ich einen Antrag auf Wechsel in die Laufbahn der Feldwebel stellen. Es gibt bei uns schon den einen oder anderen Ober- oder Hauptfeldwebel, den ich als Vorbild sehe. Denen möchte ich nacheifern und es ihnen gleichtun.
Grüße schicke ich an den Hörsaal meiner Panzergrenadier- und Spezialgrundausbildung sowie an die Ausbilder der 1. und 4. Panzergrenadierkompanie des Panzergrenadierlehrbataillons 92. Vielen Dank für die tollen Monate mit euch! Ihr habt mir vieles beigebracht, auf das ich weiter aufbauen kann. Außerdem viele Grüße an meine Freundin, meine Familie und Freunde in Wilhelmshaven.