Ich bin iM EINsatz: Vom Scharfschützen zum Analysten
Ich bin iM EINsatz: Vom Scharfschützen zum Analysten
- Datum:
- Ort:
- Masar-i Scharif
- Lesedauer:
- 3 MIN
Auf drei Kontinenten und zwei Weltmeeren: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten die Soldatinnen und Soldaten der Bundeswehr täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Ich bin iM EINsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich heiße Oberfeldwebel Basti S., bin 32 Jahre alt und glücklich verheiratet. Von 2005 bis 2013 war ich schon einmal bei der Bundeswehr. Meinen Dienst leistete ich in der Luftwaffensicherungsstaffel in Büchel. Ausgebildet wurde ich unter anderem als Scharfschütze am G22. Im Rückblick eine tolle Zeit, an die ich mich gerne erinnere. Höhepunkte waren meine Einsätze bei ISAFInternational Security Assistance Force in 2009 und 2012, beide Male in Masar-i Scharif. Im Anschluss besuchte ich die Bundeswehrfachschule in Koblenz, dort schloss ich eine Ausbildung zum Bürokaufmann ab. Das zivile Arbeitsleben ist mir aber schnell zu langweilig geworden, und ich konnte 2016 glücklicherweise wieder zur Bundeswehr zurückkehren.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Seit Oktober bin ich in meinem dritten Einsatz im Camp Marmal und diesmal im Militärischen Nachrichtenwesen eingesetzt. Als Analyst trage ich täglich zur Erstellung des Lagebildes für den Kommandeur bei. Ich sehe das als eine komplexe und fordernde Arbeit am Schreibtisch, die mir viel abverlangt. Maximale Konzentration beim Lesen und Auswerten der eingehenden Meldungen ist eine Grundlage meiner Tätigkeit. In unserer Abteilung sind wir international besetzt. Daher werden alle Meldungen in englischer Sprache verfasst. Auch die gesamte Kommunikation im Büro mit meinen Kameradinnen und Kameraden mehrerer Nationen führen wir stets auf Englisch. Die Produkte unserer Arbeit sind allesamt als Verschlusssachen eingestuft. Daher gehört Zurückhaltung über die Inhalte meiner Arbeit zu meiner Tätigkeit.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Es fasziniert mich, hier im Zentrum des Geschehens zu sein und an verantwortlicher Stelle meinen Beitrag zu leisten. Hier sitze ich direkt an der Quelle und habe einen ganz anderen Bezug zu den Inhalten der Meldungen. Da fällt es mir wesentlich leichter, mich in die Thematik hineinzuversetzen. Afghanistan und seine Entwicklung sind für mich wahnsinnig interessant. Schon der Vergleich mit den Erlebnissen bei den ersten Einsätzen ist schlichtweg fesselnd. Denn wenn ich zurückschaue, hat sich das Land schon wesentlich verändert.
Das vermisse ich hier am meisten.
Was mir wirklich fehlt, sind zuallererst meine Frau und meine Freunde. Gerne wäre ich über den Weihnachtsmarkt in meinem Wohnort geschlendert und hätte mir einen Glühwein gegönnt. Aber im Gegensatz zu den ersten beiden Einsätzen ist das Internet hier sehr gut zugänglich und macht das Telefonieren nachhause wesentlich einfacher. Das Essen ist ausreichend und in Ordnung, aber meine Frau kocht natürlich besser. Das Betreuungsangebot ist umfangreicher und hochwertiger als die Jahre zuvor.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Ich habe mir vorgenommen, mein Fachwissen weiter zu vertiefen, um auch in Deutschland in diesem Bereich weiterhin arbeiten zu können. Grüßen möchte ich vor allem meine Frau und unser ungeborenes Kind, auf das ich mich wahnsinnig freue. Unseren gemeinsamen Freunden und Bekannten danke ich für die Unterstützung, gerade jetzt beim Umzug, als ich nicht dabei sein konnte. Das war eine riesen Erleichterung für mich. Meinen alten Freunden danke ich für den stetigen Kontakt in die Heimat. Eine wichtige Stütze für mich im Einsatz.