Ich bin iM EINsatz: Geistiger Beistand bei Enhanced Forward Presence
Ich bin iM EINsatz: Geistiger Beistand bei Enhanced Forward Presence
- Datum:
- Ort:
- Rukla
- Lesedauer:
- 2 MIN
Von Afrika bis zum Kosovo, auf zwei Weltmeeren und in Afghanistan: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten unsere Soldaten täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Mein Einsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Matthias O. und 58 Jahre alt. Seit 2012 bin ich Militärseelsorger an den Standorten Bruchsal, Germersheim, Karlsruhe und Mannheim. Mein erster Auslandseinsatz war 2015 im Kosovo. Seit Ende August bin ich nun Teil der Enhanced Forward Presence Battlegroup Lithuania in Rukla.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Die Sorge um einzelne Soldatinnen und Soldaten steht ganz oben auf meiner Prioritätenliste. Viele persönliche Problemstellungen sind hier Thema: Von der Beziehung zum Partner zu Hause bis zum Verhältnis zu Kameraden und Vorgesetzten hier in Litauen. Da der zuständige Truppenpsychologe nur zeitweise anwesend ist, kommen viele der Kontingentangehörigen mit ihren Anliegen und ihren Beschwernissen zu mir. Das stellt immer wieder eine Herausforderung dar, da es für mich nicht immer einfach ist, den Alltag der Soldatinnen und Soldaten – gerade, wenn sie sich auf dem Truppenübungsplatz befinden – nachzuvollziehen. Insgesamt hilft es mir aber, dass ich als Pastoralreferent verheiratet bin und die Trennung von der Familie am eigenen Leib nachvollziehen kann.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Das Zusammenleben im Auslandseinsatz hat Licht- und Schattenseiten. Es gibt Momente, wo der Lärm in der Truppenküche mir einfach zu viel ist und ich es dann genieße, in der „Little Church“ einfach alleine nur eine Brezel zu essen. Ich habe durch eine Einladung der litauischen Militärseelsorge das Land wie auch die entsprechenden Kollegen kennenlernen dürfen. Dies hat mir tiefe Einblicke in die augenblickliche politische sowie religiöse Situation Litauens ermöglicht. Ich erlebe jeden Tag intensiv, und dies ist ein großes Geschenk in meinem (beruflichen) Leben.
Das vermisse ich hier am meisten.
Meine Frau und meine beiden erwachsenen Kinder vermisse ich am meisten. Auch meinen Vater, der sich leider zurzeit im Krankenhaus befindet. Des Weiteren: meine Heimat, die Pfalz und ein gutes Glas heimischen Riesling. Was mir an der Stelle auch fehlt: mein Garten, der gerade im Herbst viel Arbeit bereithält – die muss nun meine Frau alleine bewerkstelligen.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Eine gründliche Auswertung meiner Begleitung in Litauen und die Weitergabe meiner Erfahrungen an Kollegen und meinen Freundes- und Bekanntenkreis. Des Weiteren die Vorbereitung einer guten Übergabe an meinen evangelischen Kollegen, der mich mit seinem Unterstützer in den nächsten Wochen ablösen wird. Ich wünsche mir besonders, dass der Kontakt mit den Menschen, mit denen ich in diesen Monaten viel Zeit und Gedanken geteilt habe, gehalten wird. Persönlich freue ich mich auf einen möglichst ruhigen Einstieg in die Voradvents- und Weihnachtszeit zu Hause.