Ich bin iM EINsatz: Die fliegende Tankstelle – einmal volltanken bitte!
Ich bin iM EINsatz: Die fliegende Tankstelle – einmal volltanken bitte!
- Datum:
- Ort:
- Al-Asrak
- Lesedauer:
- 3 MIN
Von Afrika bis zum Kosovo, auf zwei Weltmeeren und in Afghanistan: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten unsere Soldaten täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Mein Einsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Hauptmann Benedikt A., 30 Jahre alt und komme von der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung in Köln. Ich bin 2008 in die Bundeswehr eingetreten und seit 2013 ausgebildeter Transportflugzeugführer. Insgesamt habe ich bisher über 650 Flugstunden im Cockpit einer Transall C-160 verbracht, auch im Auslandseinsatz. So habe ich mit der Transall Soldaten durch Mali und den Niger geflogen. Derzeit bin ich Luftfahrzeugbetankungsoffizier auf dem A310 Multi Role Transport Tanker, kurz A310 MRTTMulti Role Tanker Transport. Das heißt, ich bin derjenige, der dafür sorgt, dass die Kampfflugzeuge der Anti-IS„Islamischer Staat“-Koalition in der Luft betankt werden. Zukünftig werde ich die Rolle innerhalb des Flugzeuges noch einmal wechseln. Dann sitze ich am Steuer des Nachfolgemodells A330 MRTTMulti Role Tanker Transport. Dies ist mein dritter Einsatz.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Die Notwendigkeit in der Luft zu tanken lässt sich leicht anhand des Kampfflugzeuges Tornado aufzeigen. So besitzt dieser ein Fassungsvermögen von etwas mehr als 7.500 Liter. Das reicht ungefähr für zwei Stunden Flugzeit. Diese Zeitspanne ist nicht immer ausreichend. Deshalb ist es wichtig, dass die Kampfflugzeuge in der Luft betankt werden können. Dafür kann der A310 MRTTMulti Role Tanker Transport zwei Betankungsschläuche mit einer Länge von circa 25 Metern ausfahren. Diese sind außen unter den Tragflächen des Flugzeuges angebracht. Im Einsatz heben wir mit ungefähr 75.000 Liter Kraftstoff ab. Da wir zum Fliegen jedoch selber Kraftstoff benötigen, können wir höchstens 50.000 Liter abgeben. Mit dieser Menge könnte man knapp 1.000 VW Golf volltanken.
Jedes Mal, wenn ich gemeinsam mit den Piloten in Al-Asrak abhebe, haben wir einen festen Betankungsplan. Dieser sagt uns wo, wann und in welcher Höhe wir Kampfflugzeuge zu betanken haben. Sobald der zugewiesene Betankungsraum erreicht ist, fange ich mit den Vorbereitungen an. Das bedeutet, dass ich die Betankungsschläuche ausfahre und die Betankungsanlage vorbereite. Hierfür müssen Licht, Betankungsmenge, Kameras und Pumpen überprüft und bereit für den Tankvorgang sein. Wenn sich die Kampfflugzeuge nähern, nehme ich mit den Piloten über Funk Kontakt auf. Nach meiner Freigabe docken die Piloten mit dem Betankungsstutzen ihres Kampfflugzeuges an den Betankungskorb an und der Tankvorgang kann beginnen. Bei einer Abgabe von 1.000 Litern pro Minute kann das bis zu fünf Minuten dauern. In dieser Zeit muss der Pilot des Kampfflugzeuges die Verbindung zu uns aufrechterhalten. Bei 550 km/h ist das keine Selbstverständlichkeit. Erst recht nicht nachts bei turbulentem Wetter.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Das Fliegen unter einer Bedrohungslage kann man nicht mit dem regulären Flugbetrieb aus Deutschland vergleichen. Durch die hohe Anzahl an Betankungen und die Größe des Einsatzraumes ist das Fliegen im Einsatz dazu noch deutlich dynamischer. Grundsätzlich stelle ich mir während des Fluges immer folgende Fragen: Wie viel Kraftstoff kann ich maximal noch abgeben und wie lange können wir selber noch mit dem übrigen Kraftstoff fliegen? Fällt dann beispielsweise ein anderes Betankungsflugzeug spontan aus, müssen wir gegebenenfalls einspringen. Die Möglichkeit jederzeit vom ursprünglichen Betankungsplan abweichen zu können, bedeutet für mich, dass ich diese Informationen ständig parat haben muss.
Das vermisse ich hier am meisten.
Ich vermisse hauptsächlich meine Familie, besonders wenn man über Weihnachten im Einsatz ist.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Im Anschluss an meinen Einsatz werde ich erst einmal meinen Weihnachtsurlaub nachholen. Darauf freue ich mich schon sehr. Doch viel Zeit zum Ausruhen bleibt mir nicht, denn Anfang April wartet schon der nächste Einsatz in Jordanien auf mich.