Ich bin iM EINsatz: Der Baumeister am Niger
Ich bin iM EINsatz: Der Baumeister am Niger
- Datum:
- Ort:
- Niger
- Lesedauer:
- 3 MIN
Von Afrika bis zum Kosovo, auf zwei Weltmeeren und in Afghanistan: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten unsere Soldaten täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Mein Einsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich heiße Oberstleutnant Thomas B., bin 56 Jahre alt, verheiratet und habe zwei Kinder. Hier in Niamey leiste ich als Reservist eine Wehrübung von drei Monaten als Leiter des Baubüros. Im zivilen Leben bin ich Beamter bei der Bundeswehr in München und beschäftige mich dort mit der Infrastruktur auf militärischen Liegenschaften in Bayern. Bisher war ich mehrmals im Kosovo und in Afghanistan, Gabun und Mosambik. Dies ist mein erster Einsatz im Niger.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Als Leiter Baubüro berate ich unmittelbar die Führung des deutschen Einsatzkontingents in allen baulichen Angelegenheiten und nehme auch die Bauherrenfunktion im Einsatz wahr. Das bedeutet, dass ich den infrastrukturellen Bedarf abdecke. Es handelt sich dabei um kleine Projekte, wie beispielsweise der Bau von Fundamenten für Sendemasten oder kleine Schrankenanlagen mit Postenunterstand. Aber auch größere Maßnahmen werden umgesetzt, wie unter anderem der Bau einer ca. drei Kilometer langen Straße. In der Regel werden die Bauprojekte durch lokale Fachfirmen ausgeführt.
Das Baubüro setzt sich aus fünf Soldaten und Soldatinnen zusammen, vier Soldaten haben einen baufachlichen Hintergrund beziehungsweise eine baufachliche Ausbildung, eine Soldatin arbeitet als Dolmetscherin. Die Dolmetscheraufgabe ist besonders wichtig, da viele Projekte mit einheimischen Firmen in der französischen Landessprache Nigers verhandelt werden.In Niamey haben wir infrastrukturell in 2019 Großes vor. Am Flughafen von Niamey befindet sich eine Behelfslandebahn, die aus dem typisch rot leuchtenden Lateritgestein besteht. Diese Lateritpiste wird vollumfänglich asphaltiert werden, damit dort Großflugzeuge sicher rollen können. Die Aufgabe des Baubüros liegt in der Bauüberwachung, der Dokumentation des Baufortschritts und in der Synchronisierung der Arbeiten. Eine herausfordernde Aufgabe, weil die Maßnahmen immer in enger Abstimmung mit der zivilen Flughafenorganisation und den nigrischen Streitkräften abgestimmt werden müssen – und das alles auf Französisch.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Die Aufgabe hier in Niamey ist besonders spannend und interessant, weil ich so viele neue Eindrücke von einem mir bisher unbekannten Land aufnehmen kann. Zur Erreichung seiner Ziele muss man flexibel agieren und sich auf die afrikanische Mentalität einstellen. Die Zusammenarbeit bei Baumaßnahmen mit den nigrischen und französischen Streitkräften kann anstrengend und zeitaufwändig sein, aber dafür erfahre ich viele neue Ideen und lerne neue Aspekte der Verhandlungsführung kennen. Eine Besonderheit für mich waren die Weihnachtstage und Silvester 2018, die wir zusammen mit 400 französischen und 100 italienischen Kameraden bei 25 Grad in Uniform gefeiert haben – ohne das gewohnte familiäre Umfeld, war es sehr ungewohnt und neu.
Das vermisse ich hier am meisten.
Ich vermisse hier eine schöne Wanderung in den Bergen bei klarer, kalter Luft in einem müllfreien Umfeld. Als zugereister Münchner freue ich mich auch auf meine erste schöne Maß Bier nach dem Einsatz im Biergarten, zusammen mit meiner Frau und Freunden.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Ich möchte meine Möglichkeiten als (Team-) Leiter des Baubüros nutzen, um für das Kontingent die infrastrukturellen Rahmenbedingungen zu schaffen, damit jeder seinen Auftrag vernünftig ausführen kann. Ich hoffe, dass mir das auch gelingt. Die tägliche Arbeit in einem Land, in dem die Temperaturen im Winter tagsüber bei 30 bis 35 Grad liegen, ist körperlich sehr anstrengend. Ebenso sind die hygienischen Verhältnisse in Niamey schwierig, und auch wenn wir als Soldaten alle „durchgeimpft“ sind, so hoffe ich, dass ich gesund wieder nach Deutschland zurückkehre.