Ich bin iM EINsatz: Betankung in der Luft – Job mit Fingerspitzengefühl
Ich bin iM EINsatz: Betankung in der Luft – Job mit Fingerspitzengefühl
- Datum:
- Ort:
- Al-Asrak
- Lesedauer:
- 3 MIN
Von Afrika bis zum Kosovo, auf zwei Weltmeeren und in Afghanistan: In unterschiedlichen Einsatzgebieten leisten unsere Soldaten täglich ihren Dienst. Doch was tun sie genau vor Ort? Was ist ihre spezielle Aufgabe? Was bewegt sie, was treibt sie an? In der Serie „Mein Einsatz“ stellen wir einige von ihnen ganz persönlich vor.
Ich bin Hauptmann Sebastian N. und derzeit als Co-Pilot auf dem Airbus A310 MRTTMulti Role Tanker Transport im Einsatz. Seit 2009 bin ich bei der Luftwaffe und fliege seit 2015 für die „graue Flotte“ der Flugbereitschaft des Bundesministeriums der Verteidigung. Als Tankerpilot war ich in diesem Zeitraum bereits sechs Mal im Einsatz, für jeweils etwa fünf Wochen. Hinzu kommt ein weiterer Einsatz als Verbindungsoffizier im Combined Air Operation Centre in Al-Udeid (Katar), von wo aus die Luftoperationen im Einsatz Counter Daesh geplant und geführt werden. Zwischen den Einsätzen fliege ich von Köln aus Luftbetankungsmissionen, medizinische Evakuierungsflüge und Lufttransporteinsätze in der ganzen Welt.
Das ist meine Aufgabe im Einsatz.
Sechs Mal in der Woche starten wir von Al-Asrak aus zu Luftbetankungsmissionen. Unser Einsatzgebiet liegt dabei fast ausschließlich im syrischen und irakischen Luftraum. Dort betanken wir unsere Tornados, die ebenfalls hier in Al-Asrak stationiert sind, sowie andere Flugzeuge der Anti-IS„Islamischer Staat“-Koalition. Mein Tag beginnt spätestens zwei Stunden vor der geplanten Startzeit. Gemeinsam mit dem Kommandanten und dem Luftbetankungsoffizier überprüfe ich neben dem Wetter auch eventuelle Einschränkungen am Startplatz, an den Ausweichplätzen und im Einsatzgebiet. Das können zum Beispiel Bauarbeiten an der Landebahn oder die Abschaltung eines Navigationsfunkfeuers sein. Dem Ganzen folgt eine Einweisung in die aktuelle Lage im Einsatzgebiet. Dort besprechen wir noch einmal ganz genau, wen wir betanken, zu welcher Uhrzeit und in welchem Luftraum die Betankung stattfinden soll. Die Flugplanung dafür hat bereits am Vortag stattgefunden. Nachdem wir unsere Ausrüstung empfangen haben, geht es endlich zum Flugzeug. Meine Aufgabe ist es nun, gemeinsam mit dem Kommandanten das Cockpit vorzubereiten. Wir überprüfen Notfallsysteme, die Frequenzen für Sprechfunk und Radionavigation und programmieren den Flugweg in unser Navigationssystem ein. Nach dem Anlassen der Triebwerke folgen weitere Checks. Anschließend bin ich verantwortlich für das Einholen der Roll- und Startfreigabe. Der Kommandant steuert derweil das Flugzeug. Wir wechseln uns täglich mit dem Fliegen ab. Einen Tag steuere ich, den anderen der Kommandant.
Während der steuernde Pilot das Flugzeug mit einer vorgegebenen Geschwindigkeit auf Kurs und Höhe hält, unterstütz ihn der andere Pilot, indem er den Funk übernimmt, Systeme überwacht und auf Anweisung zum Beispiel die Landeklappen fährt. Besondere Aufmerksamkeit ist während der Luftbetankung nötig. Während der Luftbetankungsoffizier mit den ankommenden Jets funkt, müssen wir im Cockpit navigieren, den Autopiloten bedienen und den Kontakt zur Flugüberwachung halten. Während dieser Phase fliegen wir mit den Jets in einer engen Formation und sprechen und hören dabei auf mehreren Funkkanälen gleichzeitig. Es ist daher absolut notwendig, dass sich speziell in dieser Flugphase jeder auf den anderen verlassen kann.
Das macht meine Tätigkeit hier besonders.
Wir sind hier im Einsatz eine gemischte Staffel. Das heißt, dass wir mit unseren Tornadobesatzungen eine gemeinsame Einheit bilden. Durch diese Konstellation gibt es einen breiten Erfahrungsaustausch und man trifft viele Freunde aus der Ausbildung wieder. An- und Abflüge in Formation mit unseren Fliegerkameraden sind ein kleines fliegerisches Highlight für uns, da wir dies in Köln nicht machen können. Darüber hinaus profitieren wir sehr vom internationalen Austausch mit Fliegern und Nicht-Fliegern.
Das vermisse ich hier am meisten.
Ganz klar meine Familie und meine Freunde. Trotz des vielen Spaßes, den wir hier manchmal haben, so ist es doch schade um die vielen Dinge, die man in der Heimat verpasst.
Das sind meine Pläne, meine Wünsche und Grüße.
Ich wünsche allen Kameraden im Einsatz eine gute Zeit und eine gesunde Heimkehr. Vielleicht ja auch mit unserem, grauen Airbus A310. Grüßen möchte ich meine Familie und meine Freunde.